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Rea Emris ist eine Magdalena und somit in größter Gefahr. Sie kann sich nur selbst schützen, in dem sie bei Menschen auf Abstand bleibt und niemals jemanden berührt, denn Magdalenen besitzen die Fähigkeit, in den Geist Anderer einzudringen und diese zu manipulieren. Deshalb sind sie auch geächtet. Wird eine Magdalena entdeckt, wird sie eingesperrt und misshandelt. Doch Rea schützt sich und verbirgt das Geheimnis gut hinter ihrer schauspielerischen Fassade. Einzig ihr Bruder Liam weiß darüber Bescheid. Um ihren Geisthunger zu stillen, beteiligt sie sich an illegalen Kämpfen, von denen niemand erfahren darf.
Nachdem Robin, der Kronprinz von England, nur knapp einem Anschlag entkommen ist, möchte der König einen zusätzlichen Schutz für seinen Sohn. Dazu wird Rea angeheuert, die als Undercover-Freundin Robin zur Seite stehen soll. Im Palast darf jedoch niemand von Reas wahrer Herkunft erfahren, denn das würde ihr Todesurteil bedeuten. Sie darf niemals jemanden berühren. Erst recht nicht den Prinzen, in den sie sich ganz langsam verliebt.
Bereits in der Einleitung wird auf die Magdalenen hingewiesen. Rea Emris, die 18-jährige Protagonistin des Werks, ist eine von ihnen und lebt damit in ständiger Gefahr, entdeckt zu werden. In einer Welt, in der Berührungen verpönt sind, werden die Menschen gezwungen, sich bedeckt zu kleiden. Dabei werden die Gladiés, die Handschuhe korrekt angezogen, die bis zu den Ellbogen reichen. Anschließend folgt der hohe, gestärkte Marienkragen, der die Wangen bis hinauf zu den Augen schützt. Zu guter Letzt werden die Hände in einen Kummerbund gesteckt, einen breiten Ledergürtel, der um die Taille gebunden wird und somit die Hände in Position hält.
Rea beherrscht dieses Prozedere perfekt, doch sie leidet unter der Haut- und Geistgier, denn ihr Körper verlangt nach mehr. Einzig ein Stück roter Seide auf ihrer Haut, oder der menschliche Kontakt, kann sie für kurze Zeit beruhigen. Da das aber niemand erfahren darf, muss sie sich ständig unter Kontrolle halten.
Keinerlei Berührung. So lautet das oberste Gebot,
das uns von Kindesbeinen an eingebläut wird,
die einzige Regel, die wirklich von Bedeutung ist.
Trage stets deine Handschuhe.
Ich werde diese Regel jetzt brechen.
Als Rea in den Palast kommt, wird es für sie sehr schwer, diesem Druck und der Dauerbelastung Stand zu halten, denn niemand darf davon erfahren. Auch der Prinz nicht, den sie immer mehr achtet und in den sie sich schließlich auch verliebt. Da ihre Zuneigung erwidert wird, ist es für Rea noch komplizierter, denn nun muss sie nicht nur ihrer Arbeit nachkommen, den Prinzen zu schützen, sondern auch an ihre Zukunft denken. Sie will fliehen und London hinter sich lassen. Sie will in Paris ein sorgenfreies Leben beginnen. Doch zunächst muss sie einen Weg finden, den Prinzen zu retten, der immer wieder in Gefahr schwebt.
Hinter dem Pseudonym C.E. Bernard versteckt sich die deutsche Schriftstellerin Christine Lehnen, die 1990 im Ruhrgebiet geboren wurde. Nachdem sie viele Jahre die Welt bereist hat, ist sie 2014 nach Bonn zurückgekehrt und lehrt seitdem Literarisches Schreiben an der hiesigen Universität.
Bernard hat mit diesem Werk einen Auftakt kreiert, der sich nicht unbedingt leicht, doch dafür sehr fesselnd liest. Es ist eine eher anspruchsvolle Unterhaltung, denn durch die vielen neuen Elemente, wird eine vollkommen paradoxe Welt erzeugt, in die sich der Leser erst einfinden muss. Die Vorstellung der neuartigen Kleidung, die verschiedenen Formen der Magdalenen und das veränderte London sind nur ein paar Ideen, die C.E. Bernard so spielerisch ausgewählt hat. Hinzu kommen neue Persönlichkeiten, Kämpfe und Gefahren, die für uns neu sind. Hier wird ein breites Spektrum an Kreativität geboten, was sich erst im Verlauf der Geschichte vereinfacht.
Durch einen lebendigen Erzählstil wird der Handlungsstrang herrlich mitreißend gestaltet. Der Spannungsbogen ist während der gesamten Geschichte immens hoch, denn immer droht Reas Enttarnung und damit ihr möglicher Tod. Schnell hat der Leser einen Draht zu der jungen Protagonistin aufgebaut und fiebert mit ihr mit.
Da es sich bei diesem Band um den Auftakt einer Romantrilogie handelt, endet es auch mit einem kleinen Cliffhanger, der die Spannung für den nächsten Teil hochhalten soll. Das ist der Autorin hervorragend gelungen, denn nach diesem Abschluss möchte der Leser unbedingt erfahren, wie es denn nun weitergehen wird. Die Fortsetzung soll voraussichtlich Ende Mai 2018 ebenfalls beim Penhaligon-Verlag erfolgen.
Fazit: Ein rundum gelungener Auftakt, der den Leser von Anfang bis Ende in atemloser Spannung gefangen hält. Nicht immer ganz einfach, denn C.E. Bernard nutzt eine umfangreiche Schilderung ihrer Ideen, doch dafür sehr bildlich und fesselnd. So können hier Reas Erlebnissen hautnah mitverfolgt werden und der Leser kann eine realistisch und fulminante Erzählung erleben. Am Ende bleibt nur die Hoffnung, dass die Fortsetzung mindestens ebenso aufregend wird.
Mehr Informationen zum Buch gibt es auf der Verlagswebseite