Der junge Naturwissenschaftler Holroyd wird von seiner Organisation auf eine zweifelhafte Expedition nach Südamerika geschickt, bei der es in erster Linie nicht darum geht neue Erkenntnisse aus der Natur zu gewinnen, sondern zu ergründen, was mit einem bereits vor Ort agierenden Kollegen geschah. Dieser hatte eine unbekannte, extrem giftige Ameisenart fernab der Zivilisation entdeckt, bevor der Kontakt abbrach. Hat er seine Forschungsergebnisse für viel Geld an die Konkurrenz verkauft oder ist ihm etwas zugestoßen?
"Das Imperium der Ameisen" ist ein Hörspiel, das grob auf der Vorlage von H. G. Wells' Kurzgeschichte The Empire of the Ants basiert. Bereits im Einstieg der Geschichte lassen sich die Unterschiede ausmachen: Oliver Dörings Hörspiel greift nur den Kern der alten Geschichte auf, füllt die Bedrohung durch die Ameisen mit neuem Leben und bringt sie ins Hier und Jetzt. Erschreckend faszinierend ist dabei, dass sich die Ausgangslage zu damals kaum verändert hat. Gegen die Gefahr, die damals und heute beschrieben wird, wäre der Mensch wohl machtlos.
Diese Thematik wir in dem rund einstündigen Hörspiel unterhaltsam herausgestellt, und wenngleich sich der Ton deutlich rauer als im Original gestaltet und an vielen Ecken und Enden geflucht wird, so kann diese Hörspieladaption überzeugen. Es bereitet Spaß sich auf die gefährliche Reise in den Urwald zu begeben, die verwüstete Forschungsstation zu erkunden und sich dem Szenario eines gigantischen Ameisenimperiums auszusetzen. Das liegt mitunter am gelungenen Cast. Julien Haggége (L aus "Deathnote" oder Dean Winchester aus "Supernatural") übernimmt die Rolle von Holroyd und macht aus dem unsicheren Wissenschaftler einen gelungenen Protagonisten. Auch die weiteren Sprecher, wie Carlos Lobo (synchronisiert regelmäßig Javier Bardem), Douglas Welbat (Krümelmonster aus der Sesamstraße) oder Boris Tessmann (deutsche Stimme von Patrick Dempsey und David Boreanaz) tragen ihren Teil dazu bei, dass aus der eigentlich einfachen Geschichte ein stimmgewaltiges Hörspiel wird, das sich zu hören lohnt. Insbesondere im Zusammenspiel mit einer passenden musikalischen Begleitung und den dazugehörigen Effekten ein weiteres Beispiel für ein handwerklich gelungenes Hörspiel.
Neben etwas Werbung für die anderen Teile dieser Reihe beherbergt das karge Booklet nur die Auflistung der Mitarbeiter. Es ist schade, dass diese Seiten heutzutage so selten sinnvoll genutzt werden. Hier wäre durchaus Platz für ein Kurzporträt von Wells' Leben oder etwas Hintergrundinformation zur jeweiligen Kurzgeschichte, die als Grundlage dient. Die ganze Reihe ist um diesen Mann und seine Klassiker der Science-Fiction angelegt, Oliver Döring hat sich dessen Geschichten doch aus einem bestimmten Grund ausgesucht - das wäre ein schöner Bonus geworden.
Kurzum: Gute Hörspielunterhaltung in Kurzform: "Das Imperium der Ameisen" ist in der modernen Variante frei von Längen, absolut unterhaltsam und gut in Szene gesetzt.
CD | CD-Anzahl: 1 | Erschienen: 15. November 2017 | ISBN: 0602557140552 | Laufzeit: 56 Minuten | Originaltitel: Empire of the Ants | Preis: 8,49 Euro | Sprache: Deutsch