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Sunday Night, ausgemusterte Soldatin und Polizistin, wird zunächst gegen ihren Willen aus ihrer selbst gewählten Isolation geholt: Sie soll herausfinden, was bei einem Anschlag vor einem Jahr wirklich geschah, und die Attentäter entweder dingfest machen oder eliminieren.
Zögernd lässt sich die junge Frau auf den lukrativen Auftrag ein und folgt den Indizien und ihren Gegnern von einer US-amerikanischen Großstadt in die nächste. Allmählich kristallisiert sich heraus, dass die damalige Bombe nicht als einmaliges "Zeichen" gedacht war. Sunday Night muss Schreckliches verhindern – und die lokale Polizei davon überzeugen, dass sie keinem Hirngespinst aufsitzt.
Für Sunday Night ist der Job, den ihr die alte Mrs Drucker anbietet, schon aus finanzieller Sicht verlockend, denn die reiche Auftraggeberin geizt nicht, auch nicht bei den Spesen. Sunday, an Leib und Seele von traumatischen Erfahrungen gezeichnet und als Soldatin und Polizistin nicht mehr dienstfähig, soll die Mörder von Druckers Tochter und Enkel liefern, tot oder lebendig, und die Enkelin finden, die bei dem letztjährigen Attentat definitiv nicht umkam, aber seither verschwunden ist: möglicherweise von einer Art Sekte entführt.
Ihre Aufgabe bedeutet für die bis dato extrem zurückgezogen lebende Sunday die Rückkehr in die ganz normale Welt und bald noch mehr, nämlich, von ihren "Zielpersonen" gejagt und angegriffen zu werden. Was hat es zu bedeuten, dass die Attentäter von damals aus der Deckung kommen? Es muss für sie viel auf dem Spiel stehen, sicher mehr als ein Mädchen, das sie vermutlich entführt haben.
Kathy Reichs, die unter anderem etliche starke Thriller um die Forensikerin Tempe Brennan geschrieben hat, beginnt mit "Blutschatten" eine neue Reihe, die von einer zerrissenen, von ihrer Vergangenheit verfolgten Protagonistin lebt. Mögen muss der Hörer Sunday Night nicht unbedingt, sie hat mit ihrer Rauigkeit und dem manchmal erahnbaren weichen Kern im Ensemble mit ihrem Zwillingsbruder Gus, der sie gern unterstützt, jedoch das Zeug zu einem ausbaufähigen Seriencharakter.
Leider läuft die Handlung trotz der Kürzungen für die Hörbuchausgabe nur schleppend an, und der Umstand, dass Sunday in Gefahrensituationen zu einer regelrechten Superwoman mutiert und zudem immer im richtigen Moment die wichtigen Antworten erhält, macht den Thriller nicht so recht authentisch. Zumal die Auflösung dann zwar nicht völlig unrealistisch, aber doch wenig wahrscheinlich wirkt, jedenfalls für deutsche Hörer. In den USA mag das anders sein. Immerhin nimmt das Hörbuch nach einer – beachtlichen – Weile doch Fahrt auf, und zum Schluss hin läuft Kathy Reichs zur Hochform auf.
Ein Stück weit kann die vorzügliche Sprecherin Britta Steffenhagen die Mängel kompensieren, sie greift vorhandene Dramatik bestens auf und lässt auch Abschnitte lebendiger wirken, die mit nur wenig Spannung aufwarten. Sehr gut findet sie sich auch in die verschiedenen Charaktere ein und zeichnet diese mit ihrer Stimme geradezu plastisch nach.
So ist der Eindruck etwas "durchwachsen". Es gibt noch ordentlich Spielraum nach oben, nach unten jedoch erst recht. Kathy-Reichs-Fans sollten sich diesen Serienauftakt gönnen. Mal sehen, was Sunday Night als Nächstes ausheckt.
Reinhören ist auf der Verlagsseite möglich.
Das Hörbuch wird als attraktives Leporello mit Steckfächern für die beiden mp3-CDs präsentiert.