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Citra Terranova gibt es nicht mehr. Nach ihrer Ernennung zum Scythe hat sie ihren Namen abgelegt und nennt sich nun Anastasia. Als solche folgt sie ihrer Bestimmung und bringt den Tod zu den Menschen, die in ihrer Welt keines natürlichen Todes mehr sterben müssen. Sie muss feststellen, dass die Gesellschaft der Scythe sich verändert und damit eine Gefahr für die Menschheit wird. Mit aller Macht versucht sie, die Katastrophe aufzuhalten und kann nur hoffen, dass Rowan, den sie liebt und der ebenfalls als Scythe ausgebildet wurde, ihr zur Seite steht. Ohne ihr Wissen beginnt auch der Thunderhead, eine mächtige künstliche Intelligenz, Einfluss zu nehmen.
Ein Scythe sollte keine Reichtümer anhäufen, er soll nicht maßlos sein, oder grausam. So hat Citra es von ihrem Meister gelernt und so will sie leben, nun da sie selber ein Scythe ist. Ihre Aufgabe ist es nun, Menschen nachzulesen. In einer Welt, in der es keine natürlichen Tode mehr gibt, bedeutet dies, dass sie schlicht und ergreifend Leute umbringt. Natürlich ist das keine leichte Aufgabe, doch Citra, die sich nun Scythe Anastasia nennt, erfüllt sie mit Sorgfalt und Mitgefühl. Damit ist sie der Gegenpol zur neuen Ordnung, denjenigen unter den Scythe, die ihre Arbeit mit Freude erledigen und die es nicht kümmert, ob sie ihre Nachlese unnötig brutal ausführen.
Dabei wandelt sich die Gesellschaft und die Scythe mit ihnen. Urplötzlich gilt es unter ihnen als angemessen, sich in teure Roben zu hüllen, in luxuriösen Häusern zu leben und das Leben zu genießen. Da niemand einen Scythe zur Rechenschaft ziehen soll, könnten sie im wahrsten Sinne des Wortes ewig so weitermachen, wären da nicht zwei Hindernisse.
Zum einen der Thunderhead, die riesige künstliche Intelligenz, überwacht das Leben aller Menschen. Ihm ist es strikt verboten, sich in die Angelegenheiten der Scythe zu mischen und doch unternimmt er immer wieder kleine Dinge, um das Schicksal der Menschen zu lenken. Eine andere Bedrohung für die selbstherrlichen Scythe ist Rowan, der mit Citra zusammen seine Bestimmung erlernt hat und doch abgelehnt wurde. Er sucht die Sünder seiner Zunft auf und richtet sie. Kein angenehmer Gedanke für diejenigen, die bisher über jedem Gesetz standen.
Für den Leser durchaus überraschend hat Rowan nur sehr wenige Szenen in dem zweiten Band der Reihe. Immerhin wird er als Citras große Liebe genannt und die Erwartung geweckt, die beiden würden Seite an Seite kämpfen. Nun, ganz so verhält es sich nicht, denn der wichtigste Teil der Handlung betrifft den Thunderhead, der unzweifelhaft eine äußerst spannende Persönlichkeit ist, jedoch als romantischer Held jedoch denkbar ungeeignet wäre. Zum Glück hat er diesbezüglich keine Neigungen, vielmehr sorgt er sich um die Menschheit als Ganzes, die sorglos vor sich hinlebt und daher fast dem Untergang geweiht ist. Zu ihm passt der zurückhaltende Stil des Autors Neal Shusterman perfekt, der sich sehr mit Gefühlsbeschreibungen zurückhält und seine Geschichte sensibel und intelligent erzählt.
Bereits im ersten Band war nicht so ganz klar, warum um alles in der Welt Citra und Rowan ineinander verliebt waren, waren sie doch den größten Teil des Buchs Konkurrenten, die sich bestenfalls tolerierten. Nun muss Rowan auch noch im Untergrund agieren und Neal Shusterman hat es nicht leicht, seinem Leser zu vermitteln, dass die beiden Protagonisten sich näher kommen könnten. Viel spannender ist da die Freundschaft zwischen Rowan und Tyger, den er noch aus seiner Kindheit kennt. Unbeachtet und gelangweilt ergreift Tyger die Gelegenheit, als er das Angebot einer Ausbildung bekommt und er ahnt nicht, in welcher Gefahr er schwebt. Was aussieht, wie ein loser Faden in der Geschichte hat auf Rowan enorme Auswirkungen.
Überhaupt, in diesem Band gibt es jede Menge großer und kleiner Geschichten, die nicht alle einen Abschluss finden, die aber definitiv den Reiz der Handlung ausmachen. Wie es oft das Schicksal der mittleren Bände ist, bleiben auch in "Der Zorn der Gerechten" einige Fragen offen. Da die Handlung mühelos das Interesse des Lesers halten kann, ist dies aber kein Nachteil. Vielmehr wird dieser sich dabei ertappen, dass er den nächsten Band kaum abwarten kann, denn die von Shusterman erdachte Welt übt trotz kleiner Schwächen eine ungeheure Faszination aus. Weiter so, dann kann der nächste Band nicht schnell genug kommen.
Ein Blick ins Buch ist auf der Verlagsseite möglich.