Wohl jeder Mensch besitzt ab dem Schulalter zunehmend Kenntnisse über allerlei Krankheiten und Gebrechen, die uns befallen können, und die üblichen Methoden zur Heilung oder Linderung. Doch manchmal kommt es zu Krankheitsverläufen oder Komplikationen, die nicht der Norm entsprechen, und es entstehen kuriose Fallgeschichten. Martina Frei, Medizinerin und Journalistin, erzählt von solchen Fällen, die das klassische Medizinwissen auf den Kopf stellen.

Eingeteilt ist das Buch in 27 Kapitel mit jeweils mehreren Anekdoten, darunter zum Beispiel "Überraschende Heilverfahren" – gleich die erste Geschichte handelt davon, wie ein versehentlich gegen ihr Auge geworfener Pantoffel eine ältere Frau vom Grauen Star heilte - und "Kopf und Hirn", wo sich unter anderem Beispiele für Psychosen finden, die auf teils sehr banale Weise entstanden. In "Die Kraft der Musik" geht es überwiegend um Krankheiten oder Verletzungen durch das Spielen von Musikinstrumenten, und in "Hobbydoktoren" erweist sich, dass Selbstdiagnose und/oder -medikation für den Leser originelle, für den Amateurarzt jedoch äußerst unangenehme Folgen haben können.
Im Anhang befindet sich ein umfangreiches Quellenverzeichnis, ebenso der Dank sowie ein Register.

Zweifellos sind die Medizinwissenschaft und das Gesundheitswesen ganz allgemein den kranken oder verletzten Menschen heute zumeist dienlich, anders als in vergangenen Jahrhunderten, in denen viele Patienten Quacksalbern aufsaßen. Immer wieder kommt es aber auch heute zu Fehldiagnosen; dies gelegentlich, weil ein Fall einfach zu ungewöhnlich ist, als dass der Arzt unmittelbar zur Lösung finden könnte. Manchmal versuchen Menschen, sich auf abenteuerlichste Weise selbst zu therapieren. Oder ein medizinischer Eingriff zeitigt trotz aller Sorgfalt unvorhersehbare Folgen. Daraus resultieren verblüffende und kuriose Fallbeispiele, wie sie Martina Frei in ihrem Buch "Das Mädchen mit den zwei Blutgruppen" gesammelt hat.

So originell wie dramatisch wirkt die Geschichte von der Notoperation an einem Gehirn auf einer abgelegenen Insel, bei der ein benutzter Kaugummi zum Stoppen einer Blutung eingesetzt wurde. Oder jene, in der es darum geht, wie eine gut eingestellte insulinpflichtige Diabetikerin aus den neuen Bundesländern plötzlich gewaltige Schwankungen des Blutzuckers aufwies – eine Folge der Wiedervereinigung, auch wenn das kurios klingt.
Manche der Berichte sind harmlos-drollig, andere können dem Leser durchaus einen Schauer über den Rücken jagen, etwa jene, die aufzeigt, dass es bei einer Organtransplantation dazu kommen kann, dass die unerkannte Metastase eines bereits therapierten Krebses des Spenders beim Empfänger landet und sich dort auf verheerende Weise ausbreitet.

Wer nun hochkomplexe Fachbeiträge erwartet, liegt völlig falsch: Das Buch wendet sich nicht an Mediziner oder Menschen in verwandten Berufen, sondern es dient ganz einfach der Unterhaltung und setzt somit auch keinerlei Fachkenntnisse voraus. Knapp, witzig und spritzig verfasst, bringt das Buch ein paar Stunden Schmunzeln, aber auch gelegentliches Gruseln samt Gänsehaut – ohne viel praktischen Nutzen für den Leser, zumindest bleibt das, wegen des Ausnahmecharakters der Fälle doch sehr zu hoffen. Für Hypochonder eignet sich das Buch eher weniger, es sei denn, sie suchen nach wirklich raren Erkrankungen.
Dass es sich nicht um Erfindungen handelt, belegt das Quellenverzeichnis, das weitgehend medizinische Fachliteratur, selten Zeitungsmeldungen anführt.

Es macht Spaß, dieses kurzweilige Buch zu lesen. Ein bisschen morbide Faszination spielt natürlich mit, doch der Humor kommt keineswegs zu kurz.

Reinlesen ist auf der Verlagsseite möglich.