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Kunst der vergangenen Jahrhunderte war vielfach gefällig und eingängig. Vom Großteil der heutigen Künstler kann man das so nicht sagen: Entweder fordern sie den Betrachter auf, sich intensiv in Motive, Formensprache, Kontext und individuellen Hintergrund einzuarbeiten, oder sie stellen ihm die Interpretation völlig anheim. Er dürfte damit, insbesondere, wenn er keinen akademischen Hintergrund mitbringt, bisweilen überfordert sein – schade, denn natürlich haben die Künstler der vergangenen Jahrzehnte viel zu sagen.
Ihren Werken und ihrer Motivation näher zu kommen, ermöglicht das hier besprochene Buch. Fünfzig von ihnen werden in Wort und Werk vorgestellt, damit der Leser sich im Wortsinn ein Bild von ihnen machen kann.
Auf die nach dem jeweiligen Geburtsjahr geordneten Kurzporträts folgen ein Glossar, ein Verzeichnis der Porträtabbildungen und eines der abgebildeten Werke.
Beginnend mit dem "Dino" Gerhard Richter und endend mit Anselm Reyle, Jahrgang 1970, präsentieren die Autoren fünfzig ab 1932 geborene Künstler, die "man" – ein schwer zu fassender Begriff – kennen sollte. Versteht "man" unter "man" kunstinteressierte Laien, so erfüllt das Buch seinen Anspruch ganz offensichtlich, denn die Auswahl umfasst einen bunten Strauß an Kunstschaffenden, die in der westlichen Welt, vereinzelt auch im Fernen Osten und Afrika ihren Fußabdruck hinterlassen haben, manche mehr, andere weniger ausgeprägt, doch immer mit exzellenten Werken. Ob Maler, Fotografen oder Installationskünstler, sie alle haben in diesem Buch einen gleichberechtigten Auftritt.
Jedem Künstler wird im Buch mindestens eine Doppelseite eingeräumt. Links finden sich zentrale Aussagen zum Werk, eine tabellarische Kurzbiografie einschließlich bedeutender Ausstellungen und Wettbewerbe sowie ein ausführlicher Artikel zu Leben und Tätigkeit. Die rechte Seite gehört der Abbildung eines Kunstwerks der porträtierten Persönlichkeit. Einigen Künstlern wird eine weitere Doppelseite zur Verfügung gestellt, insbesondere jenen, die ein vielseitiges, inhomogenes Oeuvre vorweisen.
Für Laien verständliche und nachvollziehbare Texte, gut erläuterte Abbildungen in aussagekräftigem Format, Viten, die sich aufs Wesentliche beschränken: So erschließt sich dem Laien die neuere Kunst "in a nutshell", sachlich, ohne Geschwurbel. Auch die Auswahl der Künstler überzeugt, etliche mag der Leser schon in dem einen oder anderen Zusammenhang kennengelernt haben, nicht nur einen Richter, Gursky, Koons oder Ai Weiwei. Es macht Spaß, das Buch durchzublättern, und es verleitet zum genauen Lesen, weil die Abbildungen Neugier hervorrufen und sich die zeitgenössische Kunst eben doch nicht spontan erschließt.
Rundum gelungen!
Ein Blick ins Buch ist auf der Verlagsseite möglich.