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Globalisierung wird gemeinhin als ein Phänomen neuester Zeit, oft der letzten Jahrzehnte, betrachtet. Doch wie vernetzt war die Welt in früheren Epochen? Gab es globale Austauschprozesse, die mehr waren als nur die Reisen vereinzelter Abenteurer und dazu führten, dass sich die "Welten der Antiken" bereits gegenseitig stark beeinflussten? Michael Scott vertritt diese Ansicht und belegt sie mit seiner gut 500-seitigen Historie der globalen Antike.
In drei Teilen mit jeweils drei Kapiteln behandelt Scott jeweils drei Ereignisse in Ost und West und will zeigen, dass diese weltweit ausstrahlten und sich gegenseitig beeinflussten. So setzt er etwa die Erfindung der Demokratie in Athen mit dem gleichzeitigen Auftreten von Konfuzius in Relation oder auf religiösem Gebiet die Übernahme des Christentums als Staatsreligion im Römischen Reich und die Ausbreitung des Buddhismus. Jeder Abschnitt beginnt mit einer Zeittafel und einer kurzen Einleitung. Im Anhang steht ein Anmerkungsapparat, eine Auswahlbibliografie und ein Namensregister zur Verfügung. Auch gibt es in der Buchmitte einige Abbildungen.
Michael Scotts "Welten der Antiken" bietet eine Art globales Mosaik des eurasischen Erdteiles mit dem Ziel, dem Leser zu verdeutlichen wie früh bereits vergleichbare Prozesse und Ereignisse in Ost wie in West geschahen und wie intensiv in dieser Zeit schon der Austausch von Waren aber auch Ideen gewesen sein muss. Dieses riesige Thema lässt keine Vollständigkeit zu, sondern kann nur einen Einblick in dieses globale Netzwerk geben. Gerade das macht das Buch aber sehr gut lesbar, da jedes Mosaikteil für sich gelesen werden kann. Außerdem schreibt Scott flüssig und kurzweilig.
Die Themenauswahl kann bei einem solchen Werk immer diskutiert werden. Scotts Auswahl ist auf jeden Fall nachvollziehbar. Die Entwicklung von Regierungssystemen, der Aufstieg neuer Reiche und religiöse Erneuerungen decken eine Menge ab, vor allem ideengeschichtlich. Dass etwa Christentum und Buddhismus sich zeitlich parallel durchsetzten oder Konfuzius zeitgleich mit den Athenern über das richtige politische System nachdenkt, zeigt auffällig, dass die Menschen in diesen jeweiligen Zeiten trotz großer Distanz zueinander ähnliche Probleme und Fragen hatten, wenngleich diese unterschiedliche Antworten fanden.
Doch Scott versucht noch mehr. Zwar klebt das Buch stark an der Argumentation entlang zeitlicher Korrelationen, doch er spürt zusätzlich nach globalen Netzwerken und Verbindungen, durch die Ideen um die Welt gingen. Nur so kann gezeigt werden, dass so manche Gleichzeitigkeit nicht nur reiner Zufall ist. Ob Eroberungen oder Handel, ob Missionare oder Abenteurer und sogar Diplomaten, der Austausch zwischen den großen antiken Reichen von Rom bis nach China war enorm. Auch wenn nicht immer die direkte Verbindung zwischen Ereignissen, Ideen oder Entdeckungen in Ost und West nachweisbar ist, dass es gegenseitige Beeinflussungen und Abhängigkeiten gab, das wird nachvollziehbar und überzeugend dargestellt in dieser Studie.
So ist das Buch inhaltlich schon allein deswegen die Lektüre wert, um zu verstehen, dass Globalisierung nichts Neues ist und gegenseitige Beeinflussung und sogar Abhängigkeit auf globaler Ebene, gerade wenn es um Warenhandel geht, schon eine Jahrtausende zurückreichende Geschichte haben. Wie die Menschen damit damals umgingen interessiert den Autor ebenfalls, um Anregungen für die heutigen deutlich intensiveren globalen Beziehungen zu gewinnen.
Das alles ist an sich schon spannend und anregend. Da Scott im typisch leichtgängigen angelsächsischen Stil schreibt ohne dabei zu simplifizieren, gestaltet sich die Lektüre angenehm. Eine schöne Sommerlektüre auf jeden Fall sowohl für Historiker als auch jene, die lieber ein Sachbuch mit an den Strand nehmen.
Eine Leseprobe gibt es auf der
Verlagswebsite.