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Unter den Oldtimer-Fans bildet die Bulli-Gemeinde eine eigene Gruppe. Kein Wunder, lässt sich ihr robuster, anspassungsfähiger Liebling doch unglaublich vielseitig einsetzen und auch fast beliebig umbauen.
Dem kreativen Umgang mit dem beliebten VW-Transporter widmet nun der Verlag Delius Klasing ein eigenes Buch. Es ist auf Englisch verfasst, und die Kapitelüberschriften sind bereits Programm: "Stretchness", "Shortness", "Lowness", "Liftness", "Family Bus-iness", "Fancyness", "Rustyness", "Badass" und "Artness" lauten sie; zu jeder dieser "Klassen" gibt es im Buch diverse Porträts von Liebhaberstücken, ob es sich nun um modifizierte Originale oder um eng an den ursprünglichen Bulli angelehnte Nachbauten handelt.
Überwiegend waren die unverkennbaren T1 und T2 mit ihren großäugigen "Gesichtern" Ausgangspunkt oder standen Pate für die Vans, die in "Box on Wheels" von Norbert Nettekoven vorgestellt werden. Zwar könnten die Wagen in den einzelnen Rubriken kaum unterschiedlicher sein, doch eint sie das VW-Logo, die robust-"knuffige" Erscheinung und eben in den meisten Fällen der spezielle Bulli-"Blick" insbesondere des T1.
Im ersten Kapitel erscheinen Stretch-Versionen des Bulli. Ungefähr sechs bis acht Meter messen diese Exemplare und können zum Teil mit Schiebedächern und luxuriöser Innenausstattung aufwarten. Gestauchte Bullis bietet der zweite Teil – hierzu werden vor allem zahlreiche Bilder von den unterschiedlichsten Bastlerwerken präsentiert.
Im Abschnitt "Lowness" tauchen erwartungsgemäß tiefergelegte Bullis auf; raupenähnlich äugen sie in die Landschaft. "Liftness" ist dann wiederum das Gegenstück dazu. Worauf auch immer sich ein Bulli montieren lässt: es wurde offensichtlich ausprobiert! "Family Bus-iness" enthält vielleicht die breiteste und verblüffendste Palette an Um- und Nachbauten, ganz nach den persönlichen Bedürfnissen und Präferenzen. Der Titel "Fancyness" spricht schließlich ebenso für sich wie "Rustyness"; auch hier werden Gegensätze aufgegriffen, wobei "Rustyness" den Fan wohl durchaus schmerzlich berührt, selbst wenn der Verfall hier zum Kult hochstilisiert wird.
"Badass" … Zu diesem Kapitel fehlen fast die Worte. Monstertrucks, ein mit Düsenantrieb versehener Bulli, Walter the Bus (der größte VW-Bus der Welt), eine Bulli Raupe, … spätestens hier scheiden sich die Geister. Und dann "Artness". Der Bulli wird zur Kunst oder präsentiert sie. Staunen ist erlaubt, nicht nur angesichts des "Bus Balls", der "Gesicht" und geteilte Frontscheibe samt Scheibenwischern und ein entsprechend gestauchtes Innenleben in Kugelform enthält.
Ein verblüffendes und amüsantes Buch, voll mit Erstaunlichem, Zeugnissen innigster Hingabe an eine Leidenschaft und deren zum Teil überbordender Auswüchse. Die hier rezensierte englische Ausgabe lässt sich auch von Nicht-Muttersprachlern problemlos lesen; das Buch ist jedoch auch auf Deutsch erhältlich (siehe ganz unten). Nebst Fotos zu jedem porträtierten Transporter enthält es dessen Historie, erzählt gern auch eine Geschichte dazu und bietet die technischen Eckdaten. Eine Art "Quartettkarte" fasst das Wesentliche zum Auto zusammen – und charakterisiert es: "She dislikes: … Her dream: …" und so weiter. Überhaupt hat der Band eine sehr persönliche, liebevolle Note, da auch die Besitzer eine angemessene Würdigung erfahren. Es resultiert ein originelles Familienalbum, das wohl eher nichts für Puristen ist, allen anderen Bulli-Fans aber viel Spaß bereiten wird.
Beim Lesen und Betrachten vergeht die Zeit wie im Flug.
Weitere Informationen werden auf der Verlagsseite angeboten. Den hier besprochenen Titel gibt es auch in einer deutschen Ausgabe mit dem Titel: "Bullimania: Unglaubliche VW-Busse". (ISBN: 9783667112385)