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Ein kleiner Teddybär liegt eines Morgens neben Axel. Er liebt diesen Bären. Ohne ihn kann er nicht einschlafen. Immer ist der kleine Bär dabei. Er nennt ihn Sonntag, denn an einem Sonntag begann die "Liebesgeschichte" zwischen ihm und dem Bären.
Eines Tages fragt sich Axel, ob der Bär ihn genauso lieb hat, wie er den Bären. Denn eigentlich antwortet der Bär ihm nie. Und der Bär tut eigentlich auch nie wirklich etwas. Zumindest sieht man es ihm nicht an. So versucht Axel ihm Milch einzuflößen und ein Honigbrot in den Bären hinein zu stopfen. Das misslingt und seine Mutter nimmt den verschmierten Bären daraufhin und steckt ihn in die Waschmaschine. Dort schaut ihn der Bär sehr traurig an. Sehr, sehr traurig.
Am Abend liegt Axel im Bett und muss zum ersten Mal seit dem Sonntag, an dem Sonntag zu ihm kam, ohne ihn einschlafen. Es gelingt ihm nicht. Lange liegt er wach da und denkt an Sonntag. Der hängt am Wäscheständer und trocknet. Mit Wäscheklammern an den Ohren am Wäscheständer hängend.
Axel schläft endlich ein und träumt. Einen kurzen Traum und einen langen Traum.
Die kleine Geschichte von Axel Hacke über "seinen" Bären Sonntag liest sich angenehm und schnell. Sie ist leider recht kurz. Zumindest, wenn man sie als Erwachsener liest. Dann ist sie viel zu kurz und viel zu schnell vorbei. Vor allem, da sie sehr lieb und wundervoll alltäglich ist. Sie handelt eben von der Liebe zu einem Teddybären - und wer kennt diese Geschichte nicht?
Doch wenn man diese Geschichte ihrer eigentlichen Bestimmung zuführt wird sie spannend und fast tragisch, lustig und sehr lehrreich: Man sollte sie seinen Kindern vorlesen. Es ist eine perfekte Vorlesegeschichte. Und dann wird sie lang und länger, ufert aus, wird zu einer großen, wichtigen und schwerwiegenden Geschichte. Die Kinder, sofern man sich beim Vorlesen Mühe gibt, hängen an den Lippen des Erzählers und verfolgen jedes Wort, jede Wendung und jedes neue Kapitel und vor allem die Traumphase der Geschichte mit wachsendem Eifer und großer Anteilnahme. Die Geschichte scheint direkt am Verstand vorbei auf die Seele der jungen Zuhörer zu wirken. Sie erzielt Wohlgefühl und emotionale Anteilnahme. Der Bär wird lebendig, der Autor, Teddybär-Liebhaber, zum Helden.
Und dann setzt die Wirkung der neun Bilder ein, mit denen Michael Sowa diese Geschichte adelt. Jedes Bild unterbricht die Geschichte, wird gewürdigt und eingeordnet. Erst durch die Bilder wird die Geschichte wirklich lebendig, alltäglich, gewöhnlich. Im besten und stärksten Sinn dieser Worte. Für die zuhörenden Kinder wird dieses Märchen zu einem Wunder. Der Teddybär tatsächlich lebendig und die eigenen Stofftiere und -bären zu dem, was sie in den Augen des Kindes eh schon sind: Die kleinen Stofffreunde werden zu Freunden, Trost- und Ratgebern, zu Partnern und Gefährten. Sie erhalten offiziell, durch ein "erwachsenes Buch", den Status des Lebendigen.
Wundervoll und einfach kommt die Geschichte daher, tiefgreifend und ehrlich sind die erzielten Emotionen.
Und dann setzt die noch tiefergehende Wirkung ein, die Wirkung die sie beim vorlesenden Erwachsenen erzielt. Die Erinnerungen an die eigenen Kindheit, die eigenen, längst in der Versenkung verschwundenen Stofftiere wird wieder lebendig und die Überzeugung, dass auch diese Teddys oder Puppen eine Seele hatten, bricht sich Bahn. Man kann nicht verhindern, dass man sich selbst nicht des Gefühls erwehren kann, dass sie einem damals zugehört haben und getröstet haben. Auch wenn man das natürlich niemals zugeben wird. Aber es ist so.
Dieses kleine, winzige Geschichtchen sollte jeder gelesen haben, es ist wunderschön und die Bilder von Michael Sowa machen es zu einem kleinen Kunstwerk - auch wenn das etwas übertrieben scheint, ich empfinde es so!