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Nach dem ersten Band der Serie "Der Clan der Otori", "Das Schwert in der Stille", folgt nun der zweite Band um Takeo, den Jungen mit den geheimnisvollen Fähigkeiten.
Zu Beginn des zweiten Bandes nimmt Takeo sich zum einen fest vor, seine geliebte Kaede wieder zu treffen und zum anderen Rache für den Tod seines Adoptivvaters Lord Shigeru zu üben.
Doch beides scheint zunächst unmöglich, denn durch ein Abkommen mit dem Ältesten muss er sich dem Stamm komplett unterwerfen. Der Stamm verspricht als Lohn für den absoluten Gehorsam die Schulung und Perfektionierung von Takeos Fähigkeiten, doch der Zwang ist fast unerträglich für den freiheitsliebenden Jungen. Als Takeo mit Hilfe seiner Fähigkeiten zufällig den Mörder seines Vaters zu identifizieren glaubt, steigert sich seine Unzufriedenheit zu Hass auf den Stamm, der seinen Vater umbringen ließ und nun auch sein Leben regeln will. Bei der nächstmöglichen Gelegenheit ergreift Takeo die Flucht und spricht damit sein eigenes Todesurteil aus, da Verräter vom Stamm bis zu ihrem Tod gejagt werden. Wichtiger als die Garantie eines sicheren Lebens ist für Takeo, Rache zu üben und Kaede endlich zu finden und zu heiraten, gegen alle Widerstände. So wichtig, dass er auch den Pfad im Schnee wagt - den geheimen Pfad der Verborgenen über den Bergpass, alles im beginnenden Winter. Hier wird ihm eine Prophezeiung gemacht, die ihm eine große Zukunft, aber auch große Gefahren weissagt ...
Während Takeo flieht, um sein Leben zu retten, macht sich Kaede große Sorgen um ihn. Sie entdeckt auf der Reise zurück in ihre Heimatdomäne, dass sie schwanger von Takeo ist. Dieses uneheliche Kind muss sie aber vor jedem verbergen, also erfindet sie eine Geschichte, um sich und das Ungeborene zu schützen. Während der Reise fasst sie den Entschluss, als emanzipierte Frau zu leben, gegen den Widerstand der Männer.
Zuhause angekommen muss sie mit Erschrecken feststellen, dass der Vater dem Wahnsinn verfallen ist, die Ländereien heruntergekommen sind und die Mutter gestorben ist. Alles ist ganz anders als vor all den Jahren, als Kaede als Geisel der Tohan das Haus verlassen musste.
Nun will sie es wieder in den alten Glanz zurückversetzen und ihren Besitz auf die Domäne Maryuama - das Erbe einer verstorbenen Verwandten - anmelden, doch wie soll das klappen in einer Gesellschaft, in der nur Männer Rechte haben und der einzige Verdienst von Frauen es sein darf, schön auszusehen? Kaede ist ohnehin schon gefährdet, da das Gerücht umgeht, sie würde jedem Mann, der sie begehrt, den Tod bringen, nun braucht sie ihre ganze Schönheit und Intelligenz, um in der Welt der Männer zu bestehen.
Das Schicksal der getrennten Liebenden vermag jeden zu bewegen. Doch nicht nur diese tragische Geschichte liegt dem Roman zu Grunde, auch Takeos und Kaedes Kampf um ihren Besitz und somit um Gerechtigkeit ist ein großes Thema der Geschichte, die den Leser fesseln wird. Die Kapitel sind abwechselnd aus Kaedes und Takeos Sicht beschrieben, so dass der Leser immer weiß, was mit welcher Hauptfigur passiert und wie sie die Geschehnisse sieht.
Das Erzähltempo wird stets sehr hoch gehalten, so dass es keine Chance für Langeweile gibt, der Leser fiebert stets mit und kann das Buch kaum aus der Hand legen, da ein Ereignis das nächste jagt. Das hohe Tempo führt allerdings auch dazu, dass man schnell den Überblick darüber verliert, wer gerade an welcher Front kämpft und wer mit wem verbündet oder verfeindet ist, was durch die teilweise ähnlich klingenden oder verwirrenden Namen noch verstärkt wird.
Lian Hearn, eine große Asienliebhaberin und -kennerin, hat hier einen beeindruckenden zweiten Band vorgelegt, der große Neugier auf das Finale der Trilogie "Der Glanz des Mondes" erwachen lässt.