Der auf vier Bände angelegte Roman von Tad Williams ist eine Mischung aus Fantasy und Science Fiction Elementen. Die Geschichte spielt in einer nicht allzu fernen Zukunft. Die Computertechnik hat sich immens weiterentwickelt, so dass es nun möglich ist, direkt in Computerprogramme hineinzusteigen und sie dort zu programmieren und mit ihnen zu interagieren. Diese simulierte Welt des Computers lässt sich ebenso fühlen und erfahren wie die wirkliche. Computerspiele versetzen einen tatsächlich in eine reale Spielsituation, die so erleb- und erfühlbar ist, dass man die vom Computer erschaffenen Personen nicht von den realen Spielern unterscheiden vermag. Und aus eben dieser Ausgangssituation spinnt Tad Williams seine Geschichte, deren Umfang enorm ist.
Die verschiedenen Geschichten der Hauptpersonen aus allen Teilen der Welt, werden berichtet und summieren sich zu einer großartigen und komplexen Geschichte.
Renie Sulawyo, eine junge Programmiererin aus Afrika, unterrichtet einen Eingeborenen !Xabbu, im Bedienen des Netzes. Der junge !Xabbu ist sich bewusst, dass sein Volk der Buschmänner dem Untergang geweiht ist und versucht mit Hilfe der Virtuellen Realität eine Art Reservat für die Geschichten seines Volkes zu schaffen. Doch bald werden !Xabbu und Renie in eine tiefere Geschichte mithineingezogen. Der junge Bruder seiner Lehrerin wurde beim unerlaubten Betreten eines abgesperrten Bereiches des Netzes erwischt und liegt seitdem im Koma. Bei den Nachforschungen, die die beiden anstellen, stoßen sie bald auf große Hindernisse und müssen feststellen, dass Neugier mitunter sehr gefährlich sein kann. Währenddessen hat der junge Orlando beim Spielen seines Mittelaltercomputerspiels die Erscheinung einer goldenen Stadt, die realer wirkt als alles, was er bislang in der virtuellen Realität gesehen hat. Abgelenkt dadurch, stirbt sein Charakter, den er jahrelang gespielt hat. Als er Beschwerde einlegt, aufgrund der Annahme, ein anderer Spieler hätte diesen Augenblick der Ablenkung als Racheakt geplant, findet er heraus, dass auf den Aufzeichnungen des Spielkomitees die goldene Stadt, die er gesehen hat, nicht auftaucht. Neugierig geworden forscht er auf eigene Initiative weiter, um den Ursprung dieser Stadt herauszufinden.
Doch diese Probleme sind nichts im Vergleich zu den Schwierigkeiten, in denen Paul Jonas steckt. Aus dem ersten Weltkrieg entflohen, findet er sich immer neu in verschiedensten Welten wieder, ohne jegliches Wissen über sein vorheriges Leben, geschweige denn seinen Nachnamen. Seine Flucht führt ihn durch die Welt des roten und weißen Königs, die einander bekriegen, er steigt über einen riesigen Baum auf zu einer Welt über den Wolken und besucht einen menschlichen Abenteuerplatz auf dem Mars. Des weiteren taucht auch noch eine geheime Bruderschaft auf, die unbekannte Ziele hegt und ein alter Mann im Rollstuhl, der trotz seiner Behinderung von vielen als Gefahr angesehen wird.
Durch die vielen verschiedenen Schauplätze wird man vom Erzähler mit sicherer Hand geleitet, so dass trotz all der parallelen Erzählstränge der Überblick nicht verloren geht. Die Figuren der Geschichte werden durch ihre kleinen Eigenheiten lebendig und präsent und wachsen einem mit der Zeit ans Herz. Der Umfang des Romans mag abschrecken und man wird ihn wohl kaum unerfahrenen Lesern ans Herz legen, da die Komplexität der Geschichte doch einige Herausforderung an den Leser stellt. Insgesamt besteht ein wilder Mix aus Stammesgeschichten, Fantasyelementen, Science Fiction und Verschwörungstheorien. Die Geschichte ist durchdacht und macht dem Leser durch unvorhergesehene Wendungen immer wieder Lust zum Weiterlesen.
Meiner Meinung nach ist es eine recht nette Geschichte, die jedoch nicht ganz das erfüllt, was sie durch ihre Auszeichnungen seitens der Bücherwelt, verspricht. Es ist zwar alles vorhanden, was eine gute Geschichte dieser Größenordnung ausmacht: sie hat Tiefe, viele verschiedene Schauplätze und Figuren, Geheimnisse, die aufgedeckt werden müssen und Spannung, doch fast scheint es, als würde die Summierung all dieser Teile sich aufheben und aus dem Potenzial, die diese Ideen enthalten, einen mittelklassigen Fantasyschmöker machen. Sprachlich reiht sich Tad Williams in die Qualität vieler anderer Science Fiction Autoren ein, was wohl auch von der saloppen Sprache der Welt, von der er erzählt, herrührt. Gerade Jugendliche, bzw. junge Erwachsene wird eben dies ansprechen und gefallen. Sicher wird dieses Buch nicht zum Klassiker werden, aber jeder, der Spaß hat an Computerwelten und bizarren Geschichten, wird hiermit Vergnügen haben; immerhin gibt es ja noch drei weitere Bände, in denen die Geschichte fortgesetzt wird.