Der Roman "Das blaue Portal" ist der Auftakt zu der fünfteiligen Reihe "Die Chroniken der Anderwelten" von Peter Lancester.
Auf Burg Grauenfels in Hessen lebt die Familie von Grauenfels. Dort wohnen Eva, ein fünfzehnjähriges Mädchen mit grünen Haaren, deren Eltern, Otto und Eusebia und Ottos Bruder Friedrich. Früher hatte Eva noch zwei ältere Brüder, doch die waren beide bei einem Flugzeugabsturz ums Leben bekommen. Die familiären Verhältnisse sind alles andere als idyllisch. Eva ist ein Rebell, kleidet sich wie ein Punk und wird auch ab und an in eine Schlägerei verwickelt. Ihre Eltern reden recht wenig miteinander und leben nebeneinander her. Und als Onkel Friedrich eines Tages bestürzt ins Wohnzimmer eilt, um mitzuteilen, dass er gerade im Weinkeller von einem Pferd niedergetrampelt wurde, schreibt man das zuerst seiner Alkoholsucht zu. Doch bald müssen sie der Tatsache ins Auge sehen, dass sie tatsächlich Pferde im Haus haben.
Fünf Stück genau, die statt Hufen Hände und Füße haben und in Panik Eva mit einem Gewehr bedrohen. Nach einigen Verständnisschwierigkeiten, da die Pferde zu aller Überraschung sprechen können, allerdings nur Mittelhochdeutsch, klärt sich die Lage ein wenig. Scheinbar sind diese Pferd aus Unterhessen geflohen. Dort wurden sie von den Menschen versklavt und zu schweren Arbeiten gezwungen. Ihr Anführer, Lesly, hatte bei seinem Studium in verbotenen Büchern geforscht. So hat er heraus gefunden, dass es noch eine andere Welt gab, in der die Pferde größer waren als die Menschen statt so klein wie in Unterhessen. Und ein Mann namens Caligula hat ein Pferd zum Herrscher über die Menschen bestimmt.
Bald hatte Lesly den Zugang zu dieser Welt gefunden und ist mit weiteren Pferden aufgebrochen, um im Gelobten Land ihr Glück zu suchen, dessen Name "Grauenfels" ist. Nach etlichen Strapazen schritten sie durch ein blaues Tor, dass sie in die Burg führte. Doch bald schon erfahren sie, dass nicht alles, was in den Büchern stand, der Wahrheit entspricht. Auch wenn die Pferde hier nicht intelligent sind, so bleiben die Pferde gut versteckt in der Burg. An eine Rückkehr denkt keiner, denn das würde den sicheren Tod bedeuten.
Doch ihre trügerische Sicherheit wird bedroht, denn durch das Tor marschiert ein Trupp Soldaten, um Lesly und die anderen Pferde zurück zu holen, damit sie bestraft werden können. Diese Krieger bedrohen nicht nur die Pferde, sondern auch die Grauenfels.
Die Geschichte auf Burg Grauenfels wird packend erzählt. Gemischt aus Fantasy und den Familienproblemen der Burgbewohner, sowie der Aufklärung so mancher Mythen und Legenden, entsteht ein packender Roman, der so manch anderes Werk in den Schatten stellt. Durch geschickt eingestreute Rückblenden, erfährt der Leser von der ersten Entdeckung des blauen Portals in die andere Welt und der Entstehung von Unterhessen.
Hier erwartet einen keine blumige Fantasy, sondern eine spannende, teilweise düstere Geschichte, die für das Genre ein hohes Niveau an schriftstellerischem Können aufweist. Die Sprache liest sich leicht und geschliffen. Fast wie von selbst blättert man weiter.
Ein netter Pluspunkt sind die gut eingesetzten Fußnoten, die das Verständnis erleichtern.
Der erste Band macht große Lust auf die nächsten. Man ist viel zu gespannt, was aus den Burgbewohner und den Pferden wird und ob eine Expedition nach Unterhessen weitere Rätsel lösen kann. Ein echtes Vergnügen zum Lesen. Der Roman hebt sich deutlich von so manchem Einheitsbrei ab.