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Emil fährt ganz allein nach Berlin. Die Zugfahrt dauert lange und Emil wird langsam müde. Doch einschlafen will er um keinen Preis. Denn er hat ein Vermögen bei sich. Einhundertvierzig Mark sind es, die er seiner Großmutter überbringen soll. Und dann sitzt auch noch dieser seltsame Mann bei ihm im Abteil. Herr Grundeis nennt er sich und er ist ausgesucht höflich zu Emil Tischbein.
Doch der Junge traut dem irgendwie unsympathischen Erwachsenen nicht. Er lässt ihn nicht aus den Augen und versucht verzweifelt, die bleierne Müdigkeit zu ignorieren. Plötzlich schreckt Emil auf. Er hat geschlafen. Und das Abteil ist leer, der Mann mit dem steifen Hut ist verschwunden. Und sein Geld auch. Mit klopfendem Herzen und voller Panik rennt er auf den Bahnsteig und kann im letzten Moment die Verfolgung aufnehmen. Er hastet hinter dem Mann her und überlegt, was er bloß tun soll. Zu seiner Großmutter traut er sich nicht ehe er das Geld wieder hat. Zur Polizei traut er sich auch nicht, denn er hat in Neustadt Ärger zu befürchten und Angst, dass die hiesige Polizei davon weiß.
Die Erwachsenen, die Emil während seiner Verfolgungsjagd anspricht, ignorieren ihn oder sind unfreundlich. Da trifft er Gustav. Und von nun an klappt alles bestens.
1929 erschien "Emil und die Detektive". Und auch beinahe achtzig Jahre später kann man dieses Buch seinen Kindern ab acht Jahren ohne Bedenken an die Hand geben. Fast zeitlos ist dieses Stück Kinderliteratur immer noch gerne gekauft und viel gelesen.
Einige Dinge sind allerdings nicht mehr perfekt für die heutige Leserschaft. Die Sprache ist teilweise etwas altmodisch, der Gossenslang der Berliner Kinder ist heute noch schwieriger zu verstehen als damals und die etwas dick aufgetragene "Moralpredigt" zu der Kästner immer wieder anhebt, kommt in den Augen heutiger Kinder nicht mehr so gut an. Auch die Zeichnungen, die Walter Trier beisteuert, gefallen in Anbetracht der Bilderflut in der heutigen Medienwelt kaum noch. Zudem geht es zwar im mittleren Teil recht spannend, doch das geschehen in Fahrt kommt vergehen Stunden eher mühsamen Lesens - zumindest für die Jüngeren.
Doch immer noch beinhaltet diese Geschichte alles, was ein gutes Kinderbuch charakterisiert. Vor allem ist es die ernsthafte Sicht auf die Gedanken und Lebenswelt der Kinder, die konsequent aus ihrer Sicht gelebte und geschilderte Handlung. Die in Sprache und Komplexität auf die Altersgruppe perfekt angepasste Geschichte.
Kästner gelingt es wie kaum einem zweiten Autor seiner Zeit, vielleicht sogar bis heute, den Eindruck zu vermitteln, dass wirklich Kinder hier ein Abenteuer erleben und schildern. Der Chronist nimmt sich fast völlig zurück - bis auf die erwähnte "Moral von der Geschicht" - und schildert mit viel Humor, der nötigen Ernsthaftigkeit, aber auch viel Albernem und Anekdotenhaften ein einmaliges Abenteuer.
Das erste Kinderbuch von Erich Kästner ist auch heute noch jedem Kind, Jugendlichen, selbst jedem Erwachsenen zu empfehlen. Denn der Text offenbart nicht nur ein Abenteuer aus Kindersicht, sondern auch viel über die Welt der Erwachsenen früher und heute - das sollte man sich nicht entgehen lassen.