Fünf Bände der "Artemis Fowl"-Reihe sind bis heute erschienen, und ausnahmslos jeder war ein internationaler Bestseller. Doch parallel zu seiner Erfolgs-Reihe veröffentlichte der irische Schriftsteller Eoin Colfer auch einige andere Werke, darunter "Meg Finn und die Liste der vier Wünsche", die Geschichten um den jungen Tim und seine Brüder sowie "Fletcher Moon - Privatdetektiv". Letzteres ist nun, im August 2007, auch in einer gekürzten Hörbuchfassung erschienen.

Der zwölfjährige Fletcher Moon, der wegen seiner kleinen Statur gerne auch "Half Moon" - also "Halbmond" - genannt wird, ist Hobbydetektiv und konnte schon zahlreiche Fälle aufklären, die von geplünderten Frühstücksdosen über Hausaufgaben-Fälscherringe bis hin zu Lastwagenladungen geklauter Lollis reichten. Er hat sogar einen Online-Detektivlehrgang - für den er sich mit der Geburtsurkunde seines Vaters angemeldet und auf dessen Abschlussprüfung er zwei Jahre lang gelernt hat - mit Bravour abgeschlossen und ist jetzt im Besitz einer richtigen Detektivmarke. Doch als sich in der Nachbarschaft kleinere Diebstähle und merkwürdige Vorfälle häufen, wird selbst der schlaue Fletcher vor eine große Herausforderung gestellt. Unter Verdacht steht - wie immer - die Familie Sharkey, mit deren Polizeiakte man jemanden erschlagen könnte. Alle Hinweise deuten darauf hin, dass der jugendliche Red Sharkey ein krummes Ding dreht, doch Fletcher hat an dieser Theorie seine Zweifel. Als er schließlich selbst ins Visier des Täters gerät, muss Fletcher untertauchen - und findet Zuflucht im Haus der Sharkeys. Gemeinsam mit Red nimmt er jetzt die Ermittlungen auf und versucht herauszufinden, wer Interesse daran haben könnte, ihnen die Verbrechen anzuhängen ...

Was sich so wunderbar nach dem großen Abenteuer zweier Jugendlicher anhört, entpuppt sich leider schnell als Abklatsch jener Detektivgeschichten und Agentenerzählungen, die in Vergangenheit und Gegenwart großen Erfolg für sich verbuchen konnten. Allein der Ausspruch "Mein Name ist Moon. Fletcher Moon." erinnert unangenehm an die zahlreichen nicht sonderlich gelungenen James-Bond-Verschnitte, die der Buchmarkt bereits gesehen und der Leser zu missachten versucht hat. So sympathisch und verletzlich der junge Fletcher auch erscheint, an vielen Stellen wirkt er so eingebildet und übermäßig selbstbewusst, dass der Hörer mit dieser Figur lange Zeit nicht wirklich warm wird. Hinzu kommt, dass "Fletcher Moon - Privatdetektiv" einen Fall erzählt, der zwar eine ganze Reihe interessanter Charaktere bietet und den man bis zum Ende gespannt verfolgt, der aber besonders zum Schluss hin immer wieder in absurde oder kitschige Situationen abgleitet. Auch den Humor, für den Eoin Colfer bekannt ist, vermisst der Hörer zu Beginn des Hörbuchs. Dieser kommt erst im weiteren Verlauf der Handlung zum Ausdruck, doch auch hier erreicht er zu keinem Zeitpunkt das aus der "Artemis Fowl"-Reihe bekannte Niveau.
Die Frage nach der Aussprache seines Vornamens dürfte wohl jene sein, die Eoin Colfer am häufigsten gestellt wird - und damit ist sie auch eine Frage, auf die man besonders im Internet beinahe überall eine Antwort finden kann. Sogar auf seiner eigenen Homepage hat der Autor unter seinen Namen den Schriftzug "It?s pronounced Owen!" gesetzt. Dass Sprecher Peter Jordan den Vornamen des irischen Autors dennoch nach Gutdünken auszusprechen scheint - und dabei etwas herauskommt, das wie der Name des Energiekonzerns E.ON klingt -, ist dann doch sehr enttäuschend. Erfreulicherweise kann Jordan diesen schlechten Anfang dadurch wieder gutmachen, dass er Colfers Erzählung in lockerem und sehr angenehmem Tonfall vorträgt und den verschiedenen Figuren durch seine nuancierte Intonation individuelles Leben einhaucht.

Fazit: "Fletcher Moon - Privatdetektiv" ist eine nette Geschichte, die von Peter Jordan angenehm vorgetragen wird, dabei aber allzu sehr an eine Mischung aus Sherlock-Holmes- und James-Bond-Verschnitt erinnert. Individualität und kreative Einfälle, wie Eoin Colfer sie bei "Artemis Fowl" unter Beweis stellt, vermisst man hier schmerzlich.