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Nachdem Aljana die Priesterin des Feuers besiegt hat, scheint ihr Glück vollkommen. Sie kann ihre Zeit mit ihrem Freund Keelin genießen und wird von den Bewohnern des Landes Nymath verehrt. Doch Aljana weiß auch, dass ihre Zeit in Nymath abläuft. Der Frühling naht. Mit dem Frühling beginnt der Ulvars, der heilige Baum, wieder zu sprießen und er ermöglicht Aljana die Rückkehr in ihr eigenes Reich und zu ihrer Familie. Während Aljana hin- und hergerissen ist zwischen ihrer Liebe zu Keelin und der Sehnsucht nach ihrer Familie, verzweifelt Keelin mehr und mehr. Als dann auch noch in Aljanas Träumen düstere Visionen von ihren Eltern auftauchen, stattet sie dem Ulvars einen Besuch ab - und ihre schlimmsten Träume werden übertroffen. Denn statt neu zu erblühen, stirbt der heilige Baum. Und damit kann Aljana nicht in ihre Heimat zurück. Viel schlimmer aber ist die Ursache für das Sterben des Ulvars: Die Priesterin des Feuers ist nicht tot. Noch einmal muss Aljana ihre magischen Kräfte sammeln, um den zerstörerischen Kräften Einhalt zu gebieten.
Zur gleichen Zeit allerdings geschehen ähnlich düstere Dinge an einem anderen Ort in Nymath. Bei der rituellen Vereinigung zwischen einem jungen Menschenmann und einer Nuur, einer Katzenfrau, wird der junge Mann getötet und die Nuur gefangen. Als Yenu, die Gefährtin des Menschenmannes, nach ihrem Geliebten sucht, trifft sie eine andere Nuur. Zusammen entdecken sie die Leiche des Mannes. Und auch hier scheinen die Schergen der Feuerpriesterin ihre Finger im Spiel gehabt zu haben. Während Yenu aus ihrem Stamm ausgestoßen wird und fliehen muss, rüsten sich die Nuur zu einem Krieg gegen die übermächtigen Heerscharen des Bösen. - Wie die beiden, oder eigentlich drei Geschichten dann miteinander verflochten werden, darf jeder Leser selbst herausfinden.
Der Plot ist hinreichend komplex und für sich sehr reizvoll. Er hat alles Potential für eine große Geschichte. Monika Felten wird diesem aber nicht annähernd gerecht: Sie lässt ihn mit erzählerischen Grobheiten und stilistischer Kakophonie sang- und klanglos untergehen.
Zunächst sind dies die einzelnen Szenen, die meist an einer angeblich spannenden Stelle aufhören, um zu einem anderen Erzählstrang zu springen: Nicht nur wird man sehr rasch belehrt, dass es sich meist um Scheinhöhepunkte handelt; dieses Allzuviel des einen erzählerischen Mittels ermüdet auf die Dauer. Und während die Handlung so immer wieder vor sich hin dümpelt, haut die Autorin mit Übertreibungen und Zuspitzungen um sich. Ständig ist alles besonders tragisch, besonders schlimm, besonders gefährlich. Die Metaphern sind lärmend und abgenutzt. Was schon so tieftragisch und elendiglich beginnt, kann leider nicht gesteigert werden und so steigert sich auch nicht die Spannung. Sie nutzt sich rasch ab und geht in bohrende Langeweile über. Nein, der sparsame und bewusste Einsatz von Erzähltechniken gelingt Monika Felten hier nicht einmal ansatzweise.
Überdramatisiert und deshalb hölzern sind auch die Dialoge und die Charakterdarstellung ist entsprechend wirr und teilweise peinlich. Mehr als einmal findet man direkt hintereinander widersprüchliche Aussagen: War Aljana eben noch mit Schwung von ihrem Pferd geglitten und hatte alle Müdigkeit und Hunger vergessen, fällt ihr jetzt schon jeder Schritt doppelt schwer. Zwischen diesen Aussagen liegt gerade mal ein weiterer Satz. Und das ist wirklich nicht die einzige Stelle, die derart daherkommt.
Auch Adjektive machen eine Geschichte weder lebendig noch sinnlich noch konkret: Schattengefilde müssen nicht immer undurchdringlich sein, die Panik nicht immer wild und der Schrecken nicht immer eisig. So oft und so banal stören Adjektive nur. In der Literaturwissenschaft bezeichnet szenische Mimesis das sorgsame Beschreiben einer Folge von Handlungen. Ihr bestes Mittel ist das aktive Verb. Dessen Wirkung ist Sinnlichkeit, Lesbarkeit, und das Aufschieben des Höhepunktes, ganz ohne erzählerisches Brimborium, ganz ohne Wortschwulst. Monika Felten scheint von all dem nichts zu wissen. Manchmal, ja, manchmal findet man auch kleine, wundervolle Sätze wie diesen: "Nur zögernd wich die Nacht der Dämmerung und entließ die Welt aus dem Dunkel, das sie gesponnen hatte." Sie sind zu selten. Sie schaffen es nicht, mit dem Rest zu versöhnen.
Sparsamkeit statt Lärm, kluger Spannungsaufbau durch sorgfältige sinnliche Beschreibung statt stilistisch inszeniertem Drama: Das hätte diesen Plot groß gemacht. So ist das Buch langweilig und quälend.