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Der Brite Danny Boyle landete mit dem tragikomischen Drogendrama "Trainspotting" und dem derb-heftigen Horrorfilm "28 Days Later" große Welterfolge, die wegen ihrer Eigenwilligkeit nie so ganz in das klassische, glattgebügelte Hit-Schema zu pressen waren. Ganz ähnlich verhält es sich mit "Sunshine", der zwar im besten Sinne ein Science-Fiction-Film ist - aber eben ganz auf die Boylesche Art.
Darin geht es um nicht weniger als die Zukunft der Menschheit: In fünfzig Jahren wird die Sonne ihre Leuchtkraft verlieren und die Erde in einem solaren Winter von Eis und Schnee bedeckt sein. Die Crew des Raumschiffs Ikarus II ist dann die letzte Hoffung der Menschen: Mit einer riesigen interstellaren Bombe an Bord werden die sieben Astronauten zur Sonne geschickt, um diese wieder zu entzünden. Alles spaltbare Material der Erde wurde für die Bombe verwendet, nachdem die erste Mission, Ikarus I, sieben Jahre zuvor in den Weiten des Alls verloren ging. Eine zweite Chance gibt es für die Crew um den Physiker Robert Capa (Cillian Murphy), der die Bombe konzipiert hat, nicht. Doch beim Eintritt in die Umlaufbahn des Merkur geschieht etwas Unerwartetes: Die Ikarus II empfängt ein Notrufsignal, das von der Ikarus I zu stammen scheint. Die Astronauten stehen vor einer schweren Entscheidung: Sollen sie ihren Kurs ändern, um eventuell durch die Bombe auf der Ikarus I eine zweite Sprengmöglichkeit zu erhalten? Und was ist überhaupt vor all den Jahren auf dem Raumschiff geschehen, nachdem der Funkkontakt abbrach? Dem Team der Ikarus II steht eine gefährliche Reise ins Ungewisse bevor, bei der an zwei Fronten gekämpft wird: gegen die unwirtlichen Verhältnisse außerhalb des Raumschiffs und gegen die zwischenmenschlichen Konflikte an BordÂ…
Warum "Sunshine" im Kino kein großer Erfolg wurde, ist leicht einzusehen: Die Handlung ist sperrig und in vielen Belangen nicht wirklich massentauglich. Die Konflikte an Bord sind komplex, die technischen Details gelegentlich zu dick aufgetragen, die Entscheidungsfindung zu schwierig - zumindest für das Mainstream-Publikum. Bei den Sci-Fi-Fans sieht die Sache wieder anders aus: Wer Spaß an Weltraumabenteuern hat, sollte Boyles Film wirklich als abendliches DVD-Futter in Erwägung ziehen. Zunächst punktet "Sunshine" mit tollen Bildern, einem guten Set-Design und sehr gelungenen Effekten, die den Weltraum und die Sonne ganz und gar real wirken lassen und tricktechnisch einwandfrei umgesetzt sind. Die bereits angesprochene Handlung wirkt zwar auf den ersten Blick nicht ganz innovativ und einen Tick zu depressiv, wird aber von den Darstellern überzeugend transportiert und zieht - wenn man sich darauf einlässt - doch eindeutig in ihren Bann. Dazu tragen sicherlich auch die vielen interessanten Ideen und technischen Spielereien bei, die im altbewährten Sci-Fi-Genre leider oftmals fehlen. Spannend wird es dann nach etwa einer halben Stunde: Wenn die ersten Zwischenfälle auf der Ikarus II die Crew und das Raumschiff erschüttern, schwenkt Boyles Inszenierung blitzschnell von kühl-distanziert auf hochgradig dynamisch um. Die kraftvolle Wucht, die der Film dann entwickelt, wird durch rasante Schnittfolgen und einen starken Soundtrack noch gesteigert, so dass das fiebrige Umherirren der Mannschaft an Bord sich auf den Zuschauer vor dem Fernseher zu übertragen scheint. Erst am Ende verspielt "Sunshine" die gewonnene Sympathie dann durch die etwas zu fantastische Unglaubwürdigkeit, die nicht so recht zum durchdachten Rest passen will. Auch einige seltsame, unnötig erscheinende Verzerrungseffekte fangen auf Dauer an, die Augen zu reizen, so dass dem Film eine uneingeschränkt positive Bewertung verwehrt bleiben muss.
Insgesamt ist "Sunshine" ein guter, teilweise vielleicht zu extravaganter und experimenteller Sci-Fi-Thriller, der durch Spannung, schöne Effekte und interessante Ideen überzeugt, der aber auch - vielleicht gewollt - bis zu einem gewissen Grad unangenehm bleibt.
Die DVD von 20th Century Fox Home Entertainment ist erfreulicherweise vollgepackt mit erklärenden Audiokommentaren, zwei sehr schrägen Kurzfilmen, Trailern zum Film und einigen nicht verwendeten Szenen. Das auf der Hülle als "sensationell" angekündigte alternative Ende ist allerdings weder anders als das Filmende noch besonders spektakulär.