Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Ein guter Wein macht ein Abendessen für viele Menschen erst richtig zum Genuss. Doch bei Weitem nicht alle Weinfreunde können es sich leisten, das allabendliche Glas Wein vom Fachhändler oder Weinbauern zu beziehen, denn nicht nur guter Rat, sondern auch guter Wein ist fast immer teuer.
Weine in erschwinglicheren Preisklassen findet man eigentlich nur im Supermarkt, doch dort beginnt die entsetzliche Qual der Wahl, wenn man die reiche Auswahl etwa bei Rewe oder Kaufhof vor Augen hat. Verkosten kann man die Supermarktweine vor Ort nicht, die "Reinfallquote" beim Spontankauf ist enorm hoch - und das geht auch ins Geld.
Der Sommelier Frank Kämmer hat zahlreiche Supermarktweine verschiedener Ketten ausprobiert und stellt attraktive Fundstücke, nach Herkunftsland sortiert, in seinem Buch vor.
Im Anschluss an das Vorwort erhält der Leser eine Liste von Frank Kämmers persönlichen "Top Ten" der Supermarktweine, darunter auch Entdeckungen aus Übersee. Hierauf folgen die Weine nach Ländern und, untergeordnet, nach Reben sortiert, sofern es mehr als ein Wein pro Land in das Buch geschafft hat - Bulgarien, Ungarn und Rumänien etwa sind nur mit je einem Produkt vertreten.
Das Buch endet mit einem interessanten Glossar mit Begriffen rund um Weinan- und -ausbau sowie Weingenuss und einem Register nach Supermarktketten.
Die übersichtliche Gliederung macht die "Arbeit" mit dem Buch sehr einfach. Schon im wie der Inhalt selbst nach Ländern gegliederten Inhaltsverzeichnis werden sämtliche der vorgestellten Weine aufgeführt. Im Vorwort wird das Konzept des Buchs erläutert, unter anderem die Preisklassen (bis 3 Euro, bis 4,50 Euro, bis 6 Euro, bis 8 Euro, bis 10 Euro). Es enthält jedoch auch wertvolle Informationen zu den Supermarktweinen an sich, zum Beispiel bezüglich der Frage, ob man diese auf Vorrat kaufen und lagern sollte.
Jedem der Weine ist eine Doppelseite gewidmet. Links findet man eine kurze Beschreibung, in der man sich auch über die Rebsorte, die Ausbaumethoden und nicht selten über die Historie informieren kann, etwa über den Barbera, der eine Zeitlang aufgrund quantitativ sehr guter Erträge schlecht hergestellt und regelrecht im Supermarkt verramscht wurde, bis ein Umdenken einsetzte.
Auf der rechten Seite ist das Etikett abgebildet, begleitet vom Verkostungsergebnis. Hier wird nach Duft, Geschmack und Gesamteindruck unterschieden; es lohnt sich, den genannten Aromen nachzuspüren. Außerdem findet man Angaben zur Rebsorte oder, bei Cuvées, zu den verwendeten Sorten, zur optimalen Trinktemperatur, passenden Speisen, Preisklasse, Qualitätsklasse und Supermarktketten, bei denen der Wein zu finden ist.
Das Buch bietet eine gerade für Neulinge sehr brauchbare Orientierung; jeder kann seinem Budget entsprechend Weine von akzeptabler bis guter Qualität beziehungsweise annehmbarem bis gutem Preis-Leistungsverhältnis entdecken. Allerdings verwundert es gelegentlich, dass auch Weine aufgenommen wurden, deren Preis höher liegt als die gebotene Qualität.
Die Rezensentin zweifelt ein wenig an der Aktualität einiger Angaben. So gibt es einen ihr bekannten Wein aus dem Sortiment im Buch, der bei Kämmer ziemlich schlecht wegkommt, jedoch den 1. Platz der Markenrotweine 2005 und 2006 (Jury der Weinwirtschaft) erhalten hat und in der Tat auch so gut schmeckt, dass man rasch zugreifen sollte, wenn er gerade einmal nicht ausverkauft ist.
Ein anderer, vom Autor hoch gelobter Rotwein erweist sich nach Erfahrung der Rezensentin, die freilich nur Konsumentin, keine ausgebildete Sommelière ist, als nicht gerade attraktive Plörre. Im Rahmen dieser Rezension konnten nicht sämtliche vorgestellte Weine ausprobiert werden, da dies unvermeidlich zu irreparablen Hirn- und Leberschädigungen geführt hätte, einige Stichpunktproben ergaben aber auch gute Übereinstimmungen.
Erstaunlicherweise ist Aldi, der den einen oder anderen leidlich guten Wein im Sortiment hat, nur mit einem Prosecco vertreten, Penny findet man im Gegensatz zur Angabe im Vorwort überhaupt nicht (was allerdings auch nicht wirklich verwundert), und dass Supermarktweine im oberen Preissegment, also um die zehn Euro, zum Teil eine ordentliche Qualität aufweisen, die an Weine aus dem Fachhandel heranreicht, sollte den Konsumenten nicht unbedingt verblüffen.
Als Leitfaden zu einer ersten Orientierung taugt das Buch daher gut, es kann dem Leser aber die Kaufentscheidungen höchstens erleichtern, nicht abnehmen, und nicht immer wird dieser mit dem erfahrenen Sommelier und Autor übereinstimmen.