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Berlin! Berlin! Wir fahren nach Berlin! Zumindest gilt dies für zehn Menschen, die sich über Mitfahrzentralen treffen und auf dem Weg zum gemeinsamen Ziel hin kennenlernen. Da ist die schüchterne Studentin, der schmierige Modefachmann, der stille Afrikaner, der Besucher aus Spanien, die Frau in der Midlife Crisis und ihre Tochter, der junge Videospielnerd, die angehende Schauspielerin und ihr Freund. Es sind Zufallsbekanntschaften in verschiedenen Autos, und jeder hat seine eigene Geschichte zu erzählen. Einige Mitfahrer kommen überhaupt nicht miteinander aus, andere lernen sich viel näher kennen, wieder andere benehmen sich völlig daneben.
Auf der Rückfahrt von Berlin werden die Karten neu gemischt, neue Bekanntschaften geschlossen und begangene Fehler aufgearbeitet. Viele dieser Menschen werden sich nie wieder sehen, doch jede Begegnung ist einzigartig.
In Zeiten der erhöhten Sprit- und Bahnpreise, von Streiks ganz zu schweigen, erleben Mitfahrgelegenheiten einen regelrechten Boom. Es gibt kaum einen Studenten, der noch nie eins der günstigen Angebote wahrgenommen hat und in das Auto eines völlig Fremden eingestiegen ist. Das, was die Figur Tyler Durden im Kultfilm "Fight Club" als portionierte Freundschaften beschrieben hat: Hier kann man es erleben. Eine soziale Ausnahmesituation, ein Miteinander mit Fremden auf engstem Raum über mehrere Stunden hinweg, und irgendwie muss man miteinander auskommen. Erfahrene Mitfahrer kennen sie natürlich alle, die Dampfplauderer, die Schläfer, die Raser, die Yuppies, die Stillen, die Ausländer - und einige von ihnen findet man auch im Film "Mitfahrer" wieder. Die Parallelen zwischen der Story und einer normalen Autobahnfahrt enden freilich schnell, schließlich kann sich ein Film nicht damit begnügen, die bloße, langweilige Realität über 90 Minuten darzustellen.
So fangen einige Charaktere an, ungewöhnlichere Sachen anzustellen, was von harmlosen Späßen bis hin zum Alptraum jedes Mitfahrers geht und auch Dinge einschließt, die man als Zuschauer ziemlich schnell in Frage stellt. Liebe auf den ersten Blick auf der Autobahn mit anschließendem Nachtbaden? Na ja ...
Aber es ist ja nur ein Film, und als solcher hat er ziemlich mit seinem eingeengten Setting zu kämpfen. Das Grau der deutschen Autobahnen bietet wenig Abwechslung, und in einem Auto kann außer Dialog nicht wirklich viel passieren. Das wäre kein Problem, wenn die Dialoge Witz oder Einsicht hätten, aber das Interesse des Zuschauers beginnt während des Films häufig zu wandern.
Erlösung bietet da die zweite Hälfte des Films mit der Rückfahrt, bei der die Figuren noch mal neu gemischt werden und sich teilweise tatsächlich tiefere Einsichten zeigen, als man lange Zeit gedacht hat. So bleibt kaum ein Charakter schablonenhaft oder eindimensional, sondern erhält noch eine andere Note, was in der Figur des unausstehlichen Arschlochs Peter am deutlichsten wird. Bei nur einer Fahrt im Auto kann man den Charakter eines anderen Menschen halt schlecht einschätzen. "Mitfahrer" traut sich außerdem, nicht alle Storyfäden auch wirklich aufzulösen, und lässt mehrere der Geschichten offen enden. Gen Ende des Films muss man dies anerkennen, auch wenn einen "Mitfahrer" nie so wirklich überzeugen kann. Auf humoristischer Ebene schon gar nicht, aber auch emotional will der Funke nicht wirklich überspringen.
Fleißige Mitfahrer können dem gleichnamigen Film freilich aber mal eine Chance geben - vielleicht erkennt man die eine oder andere Situation der Geschichte ja doch wieder. Mindestens bekommt man jedoch ein Gesprächsthema, mit dem die nächste Mitfahrgelegenheit dann vielleicht nicht in bedrückendem Schweigen stattfinden muss.
Die technische Qualität des Films ist leider kaum überzeugend. Das Bild ist grobkörnig und vor allem bei Nachtszenen schwer daneben und der Ton liegt leider nur im Stereoformat vor. Bei den Extras gibt es immerhin ein Interview mit dem Regisseur und ein paar Videos vom Set sowie einen Audiokommentar, dies alles ist zumindest halbwegs interessant.