Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Brutalität | |
Gefühl | |
Humor | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
Sehr junges Genie mit kriminellen Zügen und viel Geld - so weit kommt das manchem wohl von Artemis Fowl bekannt vor. Doch "Teuflisches Genie" ist ganz anders:
Cadel Piggott ist sieben, als er sich das erste Mal in ein größeres Computernetz hackt - und zwar in ein Stromnetz und in ein Online-Überweisungs-System. Die Konsequenz daraus ist, dass er von seinen Adoptiveltern zu Thaddeus Roth, einem Psychologen, geschleppt wird. Dieser soll Cadels Intelligenz in gesetzmäßigere Bahnen lenken und seine emotionale Reife fördern, damit der Junge versteht, dass er nicht alles machen darf, nur weil er es kann.
Doch Thaddeus hat andere Pläne mit Cadel: Bei ihrem ersten Treffen fällt der Satz "Was auch immer du tust, beim nächsten Mal lässt du dich nicht erwischen!"
Und an diesen Satz hält sich Cadel fortan
Ebenso lernt er, wie er seine Mitmenschen manipulieren kann, was ihm beim Aufbau seiner fiktiven Partnervermittlung hilft, die ihn reich macht - als ob er das nicht schon wäre, denn, wie er von Thaddeus Roth erfährt, ist sein Vater der gefährlichste und reichste Verbrecher der Welt, nun in einem Hochsicherheitsgefängnis inhaftiert. Aus dem Gefängnis heraus findet der Vater eine Möglichkeit, mit Cadel zu kommunizieren und ihn auf seinen Weg zur Weltherrschaft vorzubereiten. Diese Vorbereitung soll fortgeführt werden, als Cadel mit vierzehn das Axis-Institut besucht. Offiziell ist dies eine Art Universität für Hochbegabte, doch die Fächerliste liest sich anders: Da wird Giftmischerei gelernt, das abgrundtief Böse ist ein Fach, Korruption und Betrügerei werden ebenfalls angeboten.
Doch obwohl Cadel selbst ein Meister der Manipulation ist, merkt er nur langsam, dass er selbst manipuliert wird. Immer neue verstörende Entdeckungen macht er und er hat bald keine Ahnung mehr, wem er überhaupt trauen kann.
Denn obwohl er kriminelle Taten begeht und der Erbe eines Verbrechers ist - Cadel ist eigentlich ganz lieb und will keinem schaden, der nicht ihm zuerst schadet.
Anfangs wird kaum ein Leser richtig warm werden mit Cadel - zu intelligent ist er und zu kaltblütig, was seine Umwelt von ihm abstößt, irritiert auch zunächst den Leser. Doch nach und nach lernt man Cadel verstehen und merkt, dass er zwar anders ist als die anderen, dass ihn das aber auf keinen Fall zu einem schlechteren Menschen macht, auch wenn sein emotionaler IQ weit hinter seinem geistigen zurückbleibt.
Cadel lernt seine Umwelt verstehen, doch ihn versteht niemand, weder seine Adoptiveltern, noch sein Vater, noch Thaddeus Roth, sein Mentor. Und schon gar nicht seine Mitschüler.
"Teuflisches Genie" ist aber viel mehr als die Geschichte eines heranwachsenden, überdurchschnittlich intelligenten zukünftigen Verbrechers, sondern ein Verschwörungsthriller, der immer rasanter und undurchsichtiger wird. Nicht nur Cadel, auch der Leser wird immer wieder von neuen Wendungen überrascht und gebannt. Die Einfälle, die Catherine Jinks hat, sind immer herrlich überraschend und absurd, werden aber nie unnachvollziehbar. Es ist faszinierend zu beobachten und mitzufühlen, wie Cadel langsam erwachsen wird und die Welt um sich herum immer mehr versteht - was ihn immer mehr verstört. Er ist trotz allem nur ein 14-jähriger Junge, der in Gefahr gerät, von den Entwicklungen überrollt zu werden. Doch er fängt sich und es ist höchst amüsant und spannend, mitzuverfolgen, wie er sich zum Kampf gegen Mitschüler, Verbrecher, Polizisten, Adoptiveltern, Vater, Mentor und den Rest der Welt rüstet. Dabei hat er als einzige Waffe seinen brillanten Verstand, doch ob dieser ausreicht, ist manchmal nicht klar ersichtlich.
Es bleibt auf jeden Fall spannend, denn wenn der Leser am Ende der rund 550 Seiten angekommen ist, bleibt die Vorfreude auf zwei weitere Bände - "Teuflisches Genie" ist lediglich der Anfang