Gesamt |
|
Anspruch | |
Spannung | |
Ton | |
"Aladin und die Wunderlampe" gehört nicht nur zu den bekanntesten, sondern auch zu den beliebtesten Märchen aus 1001 Nacht. Seit Jahrhunderten wird es traditionell von einer Generation an die nächste weitergegeben, hat zahlreiche Künstler inspiriert - sogar eine Oper gibt es - und heutzutage kennt man den Stoff nicht zuletzt aufgrund seiner erfolgreichen Zeichentrickverfilmung aus dem Hause Disney.
Kurt Vehake hat das orientalische Märchen für den Maritim Verlag bearbeitet und in ein Hörspiel adaptiert. Dabei bleibt er der ursprünglichen Erzählung wesentlich treuer als oben erwähnter Disney-Film. Aladin ist hier keinesfalls ein schlitzohriger, aber sympathischer Straßendieb in Bagdad, sondern eigentlich ein Herumtreiber und Nichtsnutz, der sich weigert, einen Beruf zu erlernen. Seine Mutter, die ihn nach dem Tod des Vaters allein groß zieht, verzweifelt schier an ihm. Dann taucht jedoch ein geheimnisvoller afrikanischer Zauberer auf, der sich als Aladins Onkel ausgibt und den Jungen in eine Wunderhöhle lockt, aus der Aladin ihm eine magische Lampe beschaffen soll. Die ganze Aktion gerät allerdings etwas aus dem Ruder: Der Eingang zur Höhle wird versiegelt und Aladin ist gefangen. Sein letztes Stündlein scheint geschlagen zu haben, doch dann entdeckt er zufällig, welche Bewandtnis es mit der alten Öllampe tatsächlich auf sich hat und sein Leben nimmt eine drastische Wendung.
Mit Elan und Engagement gehen die Sprecher des etwas über vierzig Minuten dauernden Hörspiels ans Werk. Vor allem Margarethe Schön, die Aladins Mutter mimt, geht in ihrer Rolle auf. Mal ist sie bestürzt, dann verzweifelt, schüchtern, zornig oder begeistert.
Jüngst hat der Maritim Verlag seinen Klassiker in einer CD-Fassung neu aufgelegt. Dabei hat er die Geschichte in viele Tracks eingeteilt, die es dem Hörer erlauben, an fast jeder Stelle der Handlung Pause zu machen - etwas, das sich vor allem für Kinder als sehr vorteilhaft erweisen dürfte. Durch die überschaubare Länge eignet sich die Produktion außerdem gut für dieses Publikum. Etwas altbacken wirkt die Produktion heutzutage schon, aber Liebhaber solcher Klassiker und kleine Hörer kommen sicher trotzdem auf ihre Kosten.
Eltern allerdings, die sich erhoffen, dass das Märchen eine ausschließlich moralische Botschaft vermittelt, könnten überrascht sein. Zwar hebt Aladins Mutter in der ersten Hälfte der Handlung oft den sprichwörtlichen moralischen Zeigefinger, um ihren Sprössling auf den Pfad der Tugend zurückzubringen, schlussendlich lernt der Hauptprotagonist jedoch im Verlauf der Handlung kaum dazu. Sein Glück und seinen Wohlstand verdankt er einem Zufall und der Hilfe eines tatkräftigen Lampengeistes, selbst die Hochzeit mit einer waschechten Prinzessin wird nur durch Magie möglich. Ein bisschen vermisst da der ältere Zuhörer schon die innere Einsicht und ein Erwachsenwerden von Aladin. Schlussendlich fragt man sich sogar, was ihn eigentlich vom "bösen Zauberer" der Geschichte so grundlegend unterscheidet.
Andererseits versprüht das Hörspiel den Zauber von 1001 Nacht und wer mit dem orientalischen Geschichtenschatz noch nicht vertraut ist, der kann sich entführen lassen in eine ferne, phantastische Welt abseits der Gebrüder Grimm. Wer das Märchen ohnehin mag oder eine Schwäche für solche Geschichten hat, wird recht gut bedient.