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Vampirfilme gibt es inzwischen wie Sand am Meer. Etwas Neues gibt es trotz hoher Erscheinungsfrequenz dabei leider selten zu vermelden. "30 Days of Night" sticht aus dem Gros der Genreproduktionen durch eine bestechend clevere Idee heraus und schickt die lichtscheuen Kreaturen einfach über den Polarkreis hinaus - denn dort geht die Sonne tagelang nicht auf
In Barrow, Alaska, bricht die Polarnacht an. Nur etwa ein Drittel der Einwohner der nördlichsten Siedlung der USA bleibt für diese Zeit in der Düsternis wohnen. Wer kann, verbringt die 30 Tage, die die Polarnacht dort andauert, in gemütlicheren und vor allem helleren Gefilden. Nicht so Sheriff Eben Oleson (Josh Hartnett) und einige seiner Freunde. Auch Ebens Ex-Freundin Stella (Melissa George) muss notgedrungen in Barrow bleiben, nachdem sie das letzte Flugzeug nach Anchorage verpasst hat. Gemeinsam versuchen sie der Nacht zu trotzen, die einen ganzen Monat dauern wird. Doch als ein mysteriöser Fremder (Ben Foster) und mit ihm eine ganze Horde von mordlüsternen Vampiren in die Stadt einfällt, haben die verbliebenen Bewohner andere Sorgen als Winterdepressionen und heftige Schneestürme. Werden sie es schaffen, sich gegen die übermächtigen Blutsauger zu verteidigen, bis die rettende Sonne wieder aufgeht?
Die Idee mit der Polarnacht, die den Vampiren eine Art Schonzeit verschafft, ist absolut einleuchtend und derart überzeugend, dass man sich fast fragen muss, warum das vor den Comiczeichnern der Vorlage noch niemandem eingefallen ist. Was so vielversprechend klingt, wird mit der Verfilmung der Graphic Novel-Reihe leider zu einem schrecklichen Desaster. Und das trotz der offensichtlichen Vorteile des Films: Die Grundidee, die düstere Optik und die ansprechenden Effekte sind gut genug, um selbst hartgesottene Horrorfans zu begeistern. Diese Qualitäten mögen für einen Comic auch ausreichen, für einen Film jedoch ist das, wie sich schnell zeigt, viel zu wenig. "30 Days of Night" hat vor allem ein großes Manko: Die Geschichte scheint vollkommen zu fehlen. Es passiert nichts, gar nichts Interessantes in diesem Film. Die Charaktere rennen wirr und sinnlos zwischen verschiedenen, nur scheinbar sicheren Gebäuden hin und her und werden - wer hätte es gedacht - dabei der Reihe nach abgeschlachtet. Die Liebesgeschichte zwischen Eben und Stella ist so vorhersehbar wie langweilig, was unter anderem an der fehlenden Chemie zwischen Josh Hartnett und Melissa George liegt. Hartnett läuft apathisch mit "Pearl Harbor"-geprüfter Leidensmaske durch den Film, während George blass bleibt wie der alles einhüllende Schnee Alaskas. Und als wäre diese miserable Leistung nicht genug, dient die fade Lovestory auch noch als Aufhänger für einen der blödesten Schlusscoups der letzten Jahre, der ebenso unlogisch ist wie der Rest der ohnehin kaum erkennbaren Geschichte. Dass das Ganze auch noch so bierernst und ironiefrei erzählt wird, als wäre der Film das letzte vergessene Werk Shakespeares, setzt dem frustrierenden Erlebnis dann die letzte Krone auf. Und so verschenkt "30 Days of Night" sein gesamtes, hohes Potenzial und schafft es tatsächlich, jeglichen positiven Aha-Effekt bis zum Ende vergessen zu machen, so dass ein gänzlich negativer Gesamteindruck entsteht. Was bleibt, ist ein Film, der durch übertriebene Gewaltexzesse und komplett sinnfreie Actionelemente versucht, die tiefe Leere zu kaschieren, die normalerweise von einer anständigen Geschichte ausgefüllt wird.
Immerhin: Die Doppel-DVD von Concorde Home Entertainment ist mit einem Making Of, einigen Featurettes zum Dreh, Audiokommentaren und Interviews überdurchschnittlich gut ausgestattet. Auch die audiovisuelle Umsetzung überzeugt mit einem gestochen scharfen Bild und einem wuchtigen Sound. Als kleines Gimmick hat man dem Digipak sogar noch ein schickes Booklet beigelegt. Wäre der Film ähnlich lobenswert, könnte man ohne Reue zugreifen.
Fazit: Logik, wo bist du nur im Schnee verschwunden? Unverhältnismäßig brutal, dabei erschreckend sinnlos - selbst ein eiskaltes Bad in der arktischen See dürfte amüsanter sein als "30 Days of Night".