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Fred ist Drogenfahnder. Sein Job ist es, undercover im Drogenmilieu abzutauchen und eine Spur zu den Herstellern der in Amerika überall angebotenen Droge "D" zu finden. Sämtliche Mitarbeiter des Drogendezernats sind durch "Jedermann-Anzüge", die äußerlich permanent eine andere Person simulieren, getarnt. Niemand im Dezernat kennt den anderen, alle arbeiten anonym.
Ein heruntergekommenes Haus gerät in den Blickwinkel der Fahnder. Einer der Insassen wird verdächtigt, einer der Hauptdealer der Droge zu sein. Über ihn hofft das Dezernat, an die Hersteller zu gelangen. Der selbst süchtig gewordene Polizist Fred ist einer der drei Männer, die in dem Haus leben. Er sieht sich plötzlich damit konfrontiert, sich selbst, seine besten Freunde und seine Lebensgefährtin zu überwachen. Gleichzeitig hat sein Drogenkonsum dazu geführt, dass er nicht mehr zwischen Realität und Wahn, zwischen sich als Bob Arctor, dem Bewohner des Hauses, und Fred, dem Drogenfahnder, unterscheiden kann. Zunehmend leidet er unter Wahnvorstellungen. Als ein Ärzteteam beginnt, seine Hirnfunktionen zu untersuchen, steuert Fred/Bob unaufhaltsam auf den Zusammenbruch zu.
Fred ahnt nicht, dass sein Vorgesetzter ahnt, wer er in Wirklichkeit ist, und noch viel weniger, welchen perfiden Plan der Polizist verfolgt.
2006 drehte Richard Linklater den Film "A Scanner Darkly". Er verpflichtete so bekannte Schauspieler wie Keanu Reeves, Rory Cochrane, Robert Downey Jr., Woody Harrelson und Winona Ryder. Im Anschluss an die Dreharbeiten ließ er den gesamten Film am Computer mit dem so genannten "Rotoshop-Verfahren" einscannen und Bild für Bild zu einem Animationsfilm umarbeiten. Diese Rotoskopie macht aus den realen Personen, den Hintergründen und Szenarien Bilder, die seltsam schwanken zwischen Zeichentrick und realen Aufnahmen. So sind sämtliche Schauspieler sehr gut zu erkennen, Autos, Häuser und bewegte Bilder ebenso. Gleichzeitig ist der Verfremdungseffekt so stark, dass sie wie belebte Comicfiguren wirken.
Der Film erzählt die melancholisch-tragische Geschichte eines Mannes, der sein Leben und seinen Verstand zu opfern bereit ist, um der Allgemeinheit einen Dienst zu erweisen und dem Kampf gegen Drogen zum Sieg zu verhelfen. Er fasziniert vom ersten Augenblick an. Nicht nur die ungeheuer spannende, einmalige Animationstechnik, auch die faszinierende, traurige Geschichte begeistert und fesselt den Zuschauer an den Bildschirm.
Die Geschichte basiert auf einem Roman von Phillip K. Dick. Er verarbeitete in ihr eigene Drogenerfahrungen und karikiert den brutalen, kompromisslosen und völlig erfolglosen Versuch der Politik und der Polizeibehörden in den siebziger Jahren, Herr über die Drogenwelle zu werden, die die USA damals überschwemmte.
Doch auch in Zeiten von Ecstasy und anderen synthetischen Drogen ist der Film erschreckend aktuell. Er rüttelt auf und erschüttert nachhaltig. Die Story ist in all ihrer Banalität und schonungslosen Offenheit ein Musterbeispiel für ein modernes Drama, das weitab von Hollywood-Filmen und Happy Ends versucht, die Wirklichkeit abzubilden.
Dank den hervorragenden Schauspielern, der behutsam gekürzten und dramaturgisch angepassten Romanvorlage von Dick und der faszinierenden technischen Umsetzung als Animationsfilm ist dieser Film ein herausragendes Beispiel für innovatives, spannendes und intellektuell forderndes Kino. Die schärfste Kritik, die man an diesem Film üben kann ist zugleich Ausdruck seiner Einmaligkeit: die Dialoglastigkeit und oft philosophische Tiefe der Auseinandersetzung der Personen untereinander und mit sich selbst. Sie ist komplex, manchmal schwierig zu verstehen und verstörend zugleich - für manchen Betrachter ein Ärgernis, für andere eine Offenbarung.
Die DVD, deren Bild vorbildlich ist, wartet mit zahlreichen Audiokommentaren und einer sehr interessanten Dokumentation über das verwendete Rotoscoping-Verfahren auf.