Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Bildqualität | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Ostasiatische Konsumgüter, darunter Gewürze, Seide, Tee, Baumwolle und Opium, haben schon früh bei den Europäern Begehrlichkeiten geweckt. Hochseetüchtige Schiffe brachten sie schließlich auf dem Seeweg nach Indien, bald auch bis nach Japan, und schon kurz darauf kam es zur Gründung diverser Ostindienkompanien: staatlich privilegierter Handelsgesellschaften aus Ländern wie England, den Niederlanden, Portugal, Frankreich, Schweden und Dänemark. Über die Geschichte und den sehr unterschiedlichen Erfolg der einzelnen Kompanien berichtet dieses Buch.
Es setzt freilich schon früher an und erläutert auch die Handelswege vor der Einführung der Ostindienkompanien, insbesondere die Seidenstraße, zeigt auf, welche Waren Bedeutung besaßen und auf welche Infrastruktur die Kompanien bereits zurückgreifen konnten. Auf diese Betrachtung folgt eine allgemeine Geschichte des Ostasienhandels während der Blüte der Kompanien, anschließend werden die einzelnen Kompanien behandelt: die britischen, insbesondere die erfolgreiche EIC (East Indian Company), deren Gewicht auf Tee, Baumwolle und Opium lag, die niederländischen Kompanien, unter denen die VOC (Vereenigde Oostindische Compagnie) dominierte, und deren Schwerpunkt die Gewürze bildeten, sowie zusammengefasst in einem Kapitel die anderen zeitweise konkurrierenden nationalen Kompanien.
Ein ausführliches Kapitel über die Reaktionen in Ostasien schließt sich an, die je nach Kultur und Regierungsform sehr unterschiedlich ausfielen. Im Schlusswort weist der Autor auf Parallelen jener Zeit mit der heutigen Globalisierung hin.
Diverse historische Romane befassen sich mit der bewegten Zeit und dem Lokalkolorit der Ostindienkompanien - mit gutem Grund: Zum einen trugen die Aktivitäten der Ostindienkompanien und der zumindest aus der englischen Kompanie resultierenden Kolonialherrschaft erheblich zum heutigen Spannungsfeld zwischen ostasiatischen Kulturen und Europa beziehungsweise dem Westen allgemein bei, zum anderen handelt es sich um eine wahrlich bewegte Epoche, in der Glück beziehungsweise Erfolg und persönliche wie wirtschaftliche Katastrophen dicht beieinander liegen konnten.
Vorzüglich schildert dieses Buch die Prozesse und Voraussetzungen, die zur Bildung der Kompanien führten, deren sehr unterschiedliche nationale Ausprägungen, die selbstverständlich auch von den Aktivitäten und der Rezeption in den verschiedenen ostasiatischen Kulturkreisen zusammenhängen, und die Folgen sowohl für die Europäer als auch für die einheimischen Machthaber und ihre Völker.
Der Autor macht insbesondere die Strukturen innerhalb der Kompanien transparent, die sowohl die europäischen Angehörigen der Kompanien als auch ihre Partner vor Ort betrafen, wozu meistens Moguln oder, andernorts, Repräsentanten der jeweiligen Herrscher gehörten. Außerdem lernt der Leser den Zusammenhang zwischen den Ostindienkompanien und dem für England aus moralischer Sicht äußerst beschämenden Opiumkrieg kennen; ebenso versteht er, nach welchen strategischen Gesichtspunkten die unterschiedlichen nationalen Kompanien ihre Niederlassungen wählten, einander abzunehmen versuchten und mit lokalen Machthabern Bündnisse eingingen.
Zahlreiche zeitgenössische Abbildungen von Schiffen, Häfen, Verhandlungen und anderen mit den Ostindienkompanien verknüpften Örtlichkeiten, Persönlichkeiten und Tätigkeiten geben unmittelbare Eindrücke vom Umfeld dieser Organisationen.
Trotz hoher Informationsdichte vermag der Autor so fesselnd zu erklären, dass auch Laien Freude an der Lektüre haben, sofern sie an diesem Aspekt der Geschichte interessiert sind. Der Autor lässt die komplexe Welt jener Zeit auferstehen und zeigt auch deren Relevanz für spätere Entwicklungen auf. Ein wirklich empfehlenswertes Buch!