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Kaum etwas ist für einen Cop so schmerzhaft wie eine Degradierung – und besonders hart trifft es Andrew Yancy, der, nachdem er eine besonders wahnwitzige Körperverletzung begangen hat, vom Polizisten in Miami zum Restaurantprüfer auf den Keys herabgestuft wird. Die "Schabenpatrouille", wie der Job wenig schmeichelhaft, aber sehr treffend genannt wird, führt bei Yancy neben einer ekelbedingten rasanten Gewichtsabnahme vor allem zu Frust und Langeweile. Im Grunde seines Herzens ist er eben ein waschechter Cop, der zu gerne mal in einem Kapitalverbrechen ermitteln würde.
Als ein angelnder Tourist vor der Küste Floridas den Fang seines Lebens macht und anstelle eines Fisches einen abgetrennten Arm aus dem Wasser zieht, erwacht Andrews Polizisteninstinkt zum Leben. Statt eines tragischen Bootsunglücks vermutet er eiskalten Mord – die Witwe des Mannes, dem der Arm gehörte, profitiert zweifellos vom Ableben ihres wohlhabenden Ehegatten, zudem entdeckt Yancy immer mehr Widersprüche in ihrer Geschichte. Doch als Prüfer von versifften Restaurantküchen und ekligen Hygieneverstößen darf er eigentlich gar nicht ermitteln. Dennoch begibt Andrew sich auf die Spur des Arms (der vorübergehend ein Zuhause in seinem heimischen Tiefkühlfach findet) – und deckt schon bald einen perfiden Plan auf, der ihn bis auf die Bahamas führt und der ihm unter anderem ein aufgerissenes Hinterteil, unangenehme Begegnungen mit einer Voodoo-Hexe und einem bösartigen Affen sowie weitere Leichen beschert ...
"Am heißesten Tag des Monats Juli zog ein Tourist namens James Mayberry, der bei völliger Flaute in der Nähe von Key West angelte, einen menschlichen Arm aus dem Wasser. Seine Frau stürzte zum Bug des Bootes und ließ sich ihre Frühstücksburritos noch einmal durch den Kopf gehen. "
Spätestens seit "Dexter" weiß jeder, dass Florida nicht bloß tropische Strände, kubanische Rhythmen und kristallklares Wasser, sondern vor allem Mörderisches und Unappetitliches zu bieten hat. In seinem neusten Roman "Affentheater" schickt Carl Hiaasen den Leser erneut auf eine abenteuerliche Reise in den schwül-warmen Sunshine State und präsentiert ein knallbuntes Sammelsurium an fiesen Verbrechen, irrwitzigen Ereignissen und absurden Zufällen.
Die Story ist enorm kurzweilig, komisch, böse und voller abgedrehter Einfälle, kurzum: Das neue Buch von Carl Hiaasen ist mal wieder verdammt gut und von Beginn an unterhaltsam. Andrew Yancy, der leidgeprüfte Ex-Cop, der nun als Restaurantküchentester auf Tour ist, kann dem Leser fast leidtun – aber eben nur fast, denn Yancy ist auch nicht ohne, wie der Autor in einem höchst amüsanten Strang der Geschichte beweist, in dem es um eine halb fertige Immobilie, einen Waschbärenkadaver, einen aggressiven Bienenstock und einen Immobilienspekulanten geht, dem Andrew die Tour vermasseln will.
Hiaasen präsentiert die skurrilen Zutaten seiner Geschichte mit hohem Tempo und einem wunderbar trockenen Humor, vor allem mit großem Detailreichtum in den Beschreibungen der Schauplätze, sodass der Leser fast meint, die allgegenwärtige schwül-feuchte Hitze auf der eigenen Haut zu spüren. Da der Autor und Journalist selbst in Florida geboren und aufgewachsen ist – heute arbeitet er unter anderem für den Miami Herald -, kann er hier aus den Vollen schöpfen und Charaktere und Situationen schaffen, die trotz allen Irrwitzes authentisch und glaubhaft wirken; vor allem die Dialoge sind ein Genuss und schreien eigentlich nach einer Verfilmung. Wer einen realistischen Kriminalfall unter der Sonne Floridas erwartet, sollte wahrscheinlich die Finger von "Affentheater" lassen; wer schräge und schwarzhumorige Unterhaltung sucht, liegt hier genau richtig! Eine spannende, hauptsächlich aber sehr, sehr lustige und mit leichter Hand auf den Punkt geschriebene Mischung aus Humor und Krimi, in der sich Ekel, Schadenfreude, Rache und Betrug die Hand reichen - sehr zum Vergnügen des Lesers!
Hier geht es zur Leseprobe: "Affentheater"