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Das vorliegende Taschenbuch mit 199 Seiten Umfang ist eine Anthologie aus dem Genre des Phantastischen. Eigentlich handelt es sich um eine Horror-Anthologie, doch die sieben ausgewählten Erzählungen jonglieren mit Elementen anderer Genres und insgesamt ist es nicht der klassische Schrecken im Dunkeln, der auf den Leser lauert, sondern vielmehr sind es die Gefahren, die subtil erscheinen, aus dem Inneren kommen und den Protagonisten der Geschichten die eigene Einsamkeit vor Augen führen.
Die erste Geschichte stammt von Thomas Wagner und heißt "Die gelbe Zeit". Diese Erzählung wurde bereits in den 90er Jahren im Magazin
Fleurie veröffentlicht und bietet einen ausgesprochen schrillen Einstieg in die Anthologie. Die Geschichte eines Mannes, der ein besonderes Verhältnis zu den - nun, ihn aktuell umgebenden Bedingungen, könnte man sagen, entwickelt, ist schwer greifbar, wenn auch interessant verfasst.
"Die Geschichte der Äonenwürmer" von Kathleen Weise hat nicht nur ein anderes Thema, sondern weist auch einen völlig anderen Stil auf. Fasziniert von einer Maske stiehlt eine Frau diese schließlich aus dem Museum. Sie weiß, sie will die Geschichte dieser Maske unbedingt enthüllen, doch versteht sie erst am Ende, was diese ihr zu zeigen vermag.
John B. Ford bietet mit "Hinter dem bemalten Gesicht" die vielleicht klassischste Horrorgeschichte der Anthologie, die den verbreiteten Schrecken vor Clownsgesichtern mit einer ausgesprochen manipulativen Ansprache verbindet.
"Die steinernen Träume" von Michael Siefener zeigen dem Leser, dass die Dinge oft nicht so sind, wie sie scheinen. Was als Interesse an Skulpturen und mit der Bekanntschaft des lokalen Priesters beginnt, entwickelt sich für den Protagonisten zu einem Weg hin zur erschreckenden Erkenntnis, welche Macht Reliquien haben können ... und noch viel weiter.
Quentin S. Crisps "Die Nummer" ist eine sehr phantasievolle Geschichte, die einem das nötige Gleichgewicht der Dinge vor Augen zu führen versucht. Worte sind so mächtig ... doch für einen vermeintlichen Schriftsteller werden sie zum Verhängnis, als er zur Droge greift, um seine Kreativität anzuheizen.
"Die dreizehnte Kammer" von Jörg Bartscher-Kleudgen entführt den Leser auf eine einsame Insel und zieht ihn in das stille Leben eines Walfängers. Doch nicht nur der Leser stört mit seinen Beobachtungen die Ruhe, auch die junge Frau, die sich in den Walfänger verliebt, nachdem dieser ihr das Leben rettete, findet dort ihr Schicksal. Alles darf sie tun, jeden Wunsch liest der Walfänger ihr von den Augen ab - wenn sie nur die Tür zur dreizehnten Kammer niemals öffnet.
Die letzte Geschichte stammt von Matt Cardin und sie ist es auch, die der Anthologie ihren Namen gab, denn so lautet der Titel der Geschichte: "Allem Fleisch ein Greuel". Ein Mann trifft nach vielen Jahren einen längst verschollen geglaubten Freund wieder, doch wird diese Freude rasch getrübt von einigen Vorkommnissen während und nach der Party, die dieser Freund gibt.
Diesen sieben Geschichten ist neben den eingangs erwähnten Parallelen vor allem eines gemeinsam: Sie bewegen sich durchweg auf wirklich hohem Niveau.
Die Autoren brauchen keine gestelzten Worte, keine bluttriefenden Beschreibungen und nicht einmal Actionszenen, um einen leisen Schauer beim Lesen hervorzurufen. Keine Geschichte, vielleicht mit Ausnahme der ersten, benötigt Erklärungen, denn trotz aller Bildhaftigkeit in der Sprache, aller Sprünge und einzelnen Fäden ergeben die Erzählungen stets ein wunderbares Ganzes.
Neben den Geschichten findet sich im Buch vor einer jeden noch ein Vorwort der Herausgeber. In diesen berichten sie von ihrem eigenen Bezug zum Autor und/oder seiner Geschichte, erzählen etwas von den Vorlieben und dem Leben der jeweiligen Verfasser und bieten zuletzt auch einen Überblick über den generellen Stil dieser Autoren.
Diese Vorworte ermöglichen es dem Leser nicht nur, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen, sondern bietet auch hervorragend fördernde Ansätze, den Weg eines der Verfasser weiter nachvollziehen und mehr von ihm oder ihr lesen zu wollen.
Die Herausgeber, die beide selbst auch veröffentlichen, haben eine wirklich gute Hand bei der Auswahl der Geschichten bewiesen. Freunde von Splattergeschichten werden hier vollends enttäuscht, doch für jeden anderen Fan des phantastischen Genres ist diese Anthologie aufgrund ihrer innovativen Erzählungen in sehr ansprechender äußerer Form uneingeschränkt empfehlenswert.