Mit den Wünschen ist das so eine Sache. Ihre Erfüllung wird oft mit Glück gleichgesetzt und einigen Büchern zufolge (beispielsweise von Bärbel Mohr oder Pierre Franck) kann das Universum bei (auf)richtiger und korrekter Wunschformulierung nicht anders, als die "bestellten" Wünsche zu erfüllen. Dass allerdings Wunscherfüllungen tatsächlich zur Glückseligkeit führen, bezweifelt Rainer Grunert und hat darum eine Anleitung geschrieben, die dazu verhelfen soll, wunschlos glücklich zu sein.

Die ersten Kapitel befassen sich damit, was es mit dem Wünschen und dem Menschen auf sich hat, warum wir überhaupt Wünsche haben und wie Wunscherfüllung funktioniert. Der Teil "Lehrjahre" befasst sich mit psychologischen Mechanismen, die vielen Wunscherfüllungsbüchern zugrunde liegen. Erwähnt werden beispielsweise der Confirmation Bias, der Matching Bias oder der False Memory Effekt, die alle beim Zurechtbiegen und Erschaffen von Realität helfen können. Im Abschnitt "Gesellen- und Wanderjahre" macht der Autor unter anderem einen Ausflug in die Logik und der Leser lernt, wie logische Fehler beim Wünschen helfen können. Die Quantenphysik und die Idee alternativer Universen können herangezogen, wenn es mit der Erfüllung von Wünschen ausnahmsweise doch mal hapert, und Murphys Gesetz schließlich sollte alle zur Vorsicht bei ihren Wünschen ermahnen, denn die Erfüllung des eigenen Wunsches kann auch immer Unglück für andere bedeuten. Im letzten Abschnitt gelangt man schließlich zur "Meisterschaft". Nachdem man die Tricks kennengelernt hat, die zu dem Glauben führen, Wünsche einfach nur bestellen zu müssen, sowie die Ausreden, wenn es mit dem Wünschen doch mal nicht klappt, sollte man hier zur Formulierung des letzten Wunsches gelangen: "Dass alles weiterhin so geschehen möge, wie es geschieht." Damit ist man am Ziel der Reise angekommen und hat, wie der Titel des Abschnitts sagt, die Meisterschaft im Wünschen, nämlich die Wunschlosigkeit, erreicht.

Mit einem Augenzwinkern erläutert Grunert die Mechanismen, auf denen die vielen Wunscherfüllungsbücher basieren, und zeigt dem Leser so auf, wie er Illusionen nutzen kann, um sich in einen Zustand zu versetzen, der es ihm ermöglicht, seine Wünsche erfüllt zu finden - zumindest kann er sich die Realität so zurechtbiegen, dass dies der Fall zu sein scheint. Zum Beispiel kann man Dinge, die man erlebt - beispielsweise einen der wenigen Parkplätze direkt vor dem Haus zu ergattern -, im Nachhinein als Wunsch umdeuten, denn der Geist ist willig, diesen Selbstbetrug zu vergessen, wenn man ihm ein wenig dabei hilft. Hier wird der sogenannte False Memory Effekt genutzt.

Grunerts Ziel jedoch ist nicht nur, diese Mechanismen und Illusionen durchschaubar zu machen und aufzuzeigen, sondern den Leser zu einem wunschlosen Glück zu führen. In kurzen Kapiteln und auf unterhaltsame Weise, allerdings nicht immer bestens strukturiert, erläutert er so einen Mechanismus nach dem anderen. Die angegeben Quellen, oft beispielsweise wikipedia.de, zeugen dabei von dem populärwissenschaftlichen Ansatz seiner Reise durch die Psychologie des Wünschens. Das ist in Ordnung, wenn man nicht mehr als ein Kratzen an der Oberfläche erwartet, nicht mehr als ein Erwähnen und kurzes Erläutern bestimmter Begrifflichkeiten, die hier eine Rolle spielen. Ob das Ziel, wunschlos glücklich zu sein, tatsächlich durch die Lektüre dieses Büchleins erreicht werden kann, sei einmal dahingestellt. Für einen ersten Eindruck, wie die Wunscherfüllungsbücher funktionieren und auch wie die Psychologie des Wünschens funktioniert, ist dieses Buch aber gut geeignet.