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Wie konnte es nur zu so einer Verwechslung kommen? Marilla und Matthew wollten doch einen Jungen adoptieren, damit er ihnen auf der Farm helfen kann - schließlich sind sie nicht mehr die Jüngsten. Und wen bringt Matthew mit nach Green Gables? Ein dürres, rothaariges Mädchen, das sofort einen Weinkrampf bekommt, als sie merkt, dass sie nicht erwünscht ist.
Marilla, die praktisch Denkende der Geschwister Cuthbert, beschließt zunächst, das Mädchen zurück zu schicken. Weit kommt sie aber nicht mit dem Vorhaben. Matthew wurde von der kleinen Anne Shirley, einer quirligen Quasselstrippe, schon auf der Fahrt vom Bahnhof nach Green Gables bezaubert und auch Marilla wird es am Ende nicht übers Herz bringen, Anne wegzugeben. So bestimmt sie, dass Anne von ihr erzogen wird - die Erziehung eines Mädchens ist schließlich Frauensache. Fortan muss sich Marilla den Kopf darüber zerbrechen, wie Anne ihre Schulprobleme meistert, mit wem das Mädchen befreundet sein könnte und wie man ihr ihre Flausen austreibt. Denn Anne ist romantisch bis in die Haarspitzen und ziemlich verträumt, so dass sie meist die Hälfte ihrer Aufgaben vergisst und ihr ständig kleine Fehler passieren. Und selbst wenn Anne sich Mühe gibt, zieht sie das Unglück manchmal geradezu magisch an. Zum Glück lernt die strenge Marilla schnell, auch über Annes Fehler zu lachen.
"Anne auf Green Gables" zählt zu den beliebtesten Kinderbuchklassikern der Welt. So war es nur selbstverständlich, dass auch eine Serie zu dieser Vorlage im Rahmen der "World Masterpiece Theater"-Reihe herausgebracht wurde, in der man berühmte Kinderbücher als Vorlagen für Animeserien nutzte.
Anne ist dabei sicher eine der bekanntesten Serien geworden, die auch heute noch viele Zuschauer bezaubert, wenn die Serie mittlerweile auch zwanzig Jahre alt ist. In Deutschland lief sie ebenfalls sehr erfolgreich, so dass sich eine Veröffentlichung auf DVD anbot. Bei Epix kann man nun die gesamte Serie, immerhin fünfzig Folgen, in einer Sammelbox erhalten.
Verantwortlich für Anne war Isao Takahata - ein guter Freund von Regisseur Hayao Miyazaki -, der die Serie detailgetreu und mit viel Sorgfalt umsetzte. Seine Liebe zur Natur, die man auch aus vielen Filmen seines berühmten Freundes kennt, bemerkt man in vielen Episoden. Da wird lange in Einstellungen der kanadischen Landschaft geschwelgt. Kein Wunder also, dass die Prince Edward Insel zu einem sehr beliebten Reiseziel bei den Japanern wurde. Die langen Einstellungen strecken zwar die einzelnen Folgen und ziehen so eine Episode aus Annes Leben über mehrere Folgen - befreien die Produzenten so aber von dem Zwang, sich viele neue Handlungsstränge auszudenken, um die fünfzig Folgen mit Inhalt zu füllen.
Die Serie hält sich recht genau an die Vorlage - und wer das Buch von Lucy Maud Montgomery kennt, wird die vielen Episoden aus Annes Leben - sei es der Sturz vom Dach, der Streit mit Gilbert oder die Konflikte mit Dianas Familie - in der Serie wiederfinden.
Die Serie behandelt genau den ersten Band der Anne-Reihe, "Anne auf Green Gables", und umfasst Annes Leben von ihrer Ankunft in Avonlea mit elf Jahren bis zu ihrem Schulabschluss mit fünfzehn Jahren.
Die Zeichnungen mögen dabei sicher nicht mehr dem aktuellen Zeitgeist entsprechen, aber die Mühe und Sorgfalt, die in die Serie gesteckt wurden, sorgen dafür, dass man meist das Alter der Serie vergisst. Sie überzeugt mit einem liebevollen Design und sorgfältigen Zeichnungen, die mit relativ wenigen Standbildern auskommen.
Die Handlung ist meist amüsant und süß, über Annes Übertreibungen kann man entweder den Kopf schütteln und lächeln oder aber mit ihr mitfiebern und mitleiden.
Auch die Synchronisation ist gelungen und kann die Stimmung der Serie unterstützen. Die Sprecher wurden passend gewählt und können die Charaktere mit Leben füllen. Lediglich die Lieder, deren hohe Tonlagen sehr stark an die Stimmen japanischer Sängerinnen erinnern, wirken auf einige Zuschauer etwas gewöhnungsbedürftig - vor allem, wenn man mehrere hintereinander hört.
Die Cover der DVD-Hüllen bestehen aus Bildern aus der Serie auf kräftigen Hintergründen. Schade, dass man nicht auf die Originalzeichnungen zurückgegriffen hat, denn gerade zu den Schätzen des "World Masterpiece Theater" gab es ein sehr schönes Artwork. Immerhin gibt es die Hüllen als Wendecover, falls man die scheußlichen neuen FSK-Logos nicht sehen möchte. Dies verziert dann nur noch die Rückseite der Box.
Als Extra gibt es eine Biografie von Isao Takahata und eine Karaoke-Version des Titelliedes.
Ein weiteres nettes Extra bietet sich bei "alle Episoden abspielen" an: Hier werden bei den Folgen Vor- und Abspann weggelassen - bis auf die erste und die letzte Folge -, so dass man die Geschichten auf den DVDs wie einen Film sehen kann.
Die Box enthält nur die deutsche Sprachfassung in 2.0 DolbyDigital, dementsprechend fehlen auch Untertitel.
Anne mit den roten Haaren ist eine Serie, die trotz ihres Alters irgendwie jung geblieben ist. Dies spricht für die Qualität, sowohl der Produktion wie auch der Handlung.
Anne mit den roten Haaren ist zu Recht auch als Anime ein Klassiker geworden. Auch wenn die Gestaltung der Box und der DVD-Hüllen etwas liebevoller hätte sein können, so kann die Box insgesamt doch überzeugen - vor allem durch den günstigen Preis gegenüber den Einzelboxen der Serie.