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Dieses 768 Seiten starke beigefarbene Hardcover-Buch mit dekorativer goldener Schrift wird durch einen Schutzumschlag in Glanzpapier geschützt.
Das Titelbild zeigt die Medusa, die ebenfalls ihren Niederschlag in diesem Werk gefunden hat, darunter wird das Buch mit dem Titel und dem Untertitel "Der Mythos und seine Überlieferung in Literatur und bildender Kunst" vorgestellt.
Das Inhaltsverzeichnis zeigt, dass in diesem Buch insgesamt vierundfünfzig mythologische Figuren des griechisch-römischen Altertums thematisiert werden. Hierbei stehen so bekannte Figuren wie Aphrodite und Pandora gleichwertig neben allgemein eher unbekannten wie Anteros oder Niobe.
Auch der Umfang der jeweiligen Beschreibungen ist sehr unterschiedlich und reicht von einer einzigen Seite bis hin zu achtunddreißig.
Jede der Figurenbetrachtungen ist nach demselben Schema aufgebaut:
Nach einem lexikonartigen Übersichtseintrag folgen Abschnitte, die mit A bis D bezeichnet sind.
Eintrag A bietet einen Überblick zum Mythos der Person, beschränkt sich auf das Wesentliche und auf die schriftliche Überlieferung.
Eintrag B bezieht sich ebenfalls auf schriftliche Überlieferung, stellt den jeweiligen Mythos jedoch im Verlauf der Zeit dar, also wie er betrachtet oder beschrieben wurde und welche Wandlungen er gegebenenfalls erfahren hat im Verlauf der Zeit. Hierbei werden die Informationen allerdings auf den jeweiligen Mythos beschränkt dargestellt und kultur- oder religionsbezogene Hintergrundinformationen werden nicht näher erläutert.
Abschnitt C hält fest, wie die jeweilige Figur innerhalb der Kunst charakterisiert wird, welcher Typus dargestellt wird und welche Attribute der Figur zugeordnet werden. Hierbei werden Wandel im Verlauf der Zeit berücksichtigt und separat beschrieben.
Abschnitt D bezieht sich ebenfalls auf die Kunst und thematisiert Kunstwerke, die die jeweilige Figur und Szenen des Mythos behandeln. Oftmals werden hier die Fäden sozusagen zusammen geführt, indem die einzelnen Aspekte der schriftlichen Überlieferung und die Bedeutung des zugeschriebenen Typus und der Attribute zueinander in Beziehung gesetzt werden. Mit Hilfe der vorangegangenen Abschnitte wird also, insofern möglich, versucht, die Kunstwerke und ihre Aussage in bezug auf die generell überlieferten Informationen zu deuten.
Diese Abschnitte kommen nicht grundsätzlich bei jeder Figur vor. Teilweise sind Abschnitte ausgelassen, wenn es zu diesen Punkten keine oder aus Sicht der Autoren zu ungenaue Quellen gibt.
Im Anhang bieten insgesamt dreiunddreißig Seiten unter anderem Quellenangaben, allgemeine Bibliographie, Sammelwerke, Museenangaben, Bildnachweise, eine Auswahl an im Buch genannten Attributen mitsamt bestehender Assoziationen und ein Abkürzungsverzeichnis.
Interessant ist, dass das Buch im Mittelteil über zehn Seiten mit einigen Schwarz-Weiß-Abbildungen von Kunstwerken auf Glanzpapier verfügt, ansonsten trotz seines Schwerpunktes im Kunstbereich jedoch keinerlei Grafiken nutzt.
Der Schwerpunkt dieses Bandes liegt in der Kunstbetrachtung und -deutung, nicht im Bereich der Literatur. Hat man die Gewichtung umgekehrt oder zu gleichen Teilen erwartet, wird man also eher enttäuscht sein, denn dann beinhaltet das Buch unglaublich viele Informationen, die zum einen eher uninteressant sein dürften, zum anderen auch nicht vollständig nachvollziehbar oder bewertbar sind, wenn der Leser selbst nicht über eine entsprechende Vorbildung im Kunstbereich verfügt.
Erwartet man hingegen in erster Linie eine Gewichtung im Bereich der Kunst, dürfte dieses Werk den Interessierten mehr als nur zufrieden stellen. Nicht nur, dass der Leser dann ein geballtes Werk voller Informationen vor sich hat, vielmehr bietet eine jede Seite weitere Möglichkeiten, sich mit der Materie näher und eingehender zu befassen, da sehr viele Quellenangaben und Nachweise von den Autoren erbracht werden.
Für einen Leser, dem der Sinn eher nach Schmökern als nach geistiger Arbeit steht, sind die Texte insgesamt eher als schwer zu lesen zu bezeichnen. Dieses Buch erfordert aufgrund der Vielzahl an Quellen und Querverweise, die im Textverlauf genannt werden, sehr viel Aufmerksamkeit und die Bereitschaft, sich näher mit der Materie zu befassen, was die Autoren im Vorwort allerdings auch als wünschenswert ansehen, denn dort heißt es:
"Am ehesten wünschen die Autoren sich einen Leser mit Zeit und auch mit Muße, einen nachdenklichen Leser." Dies trifft sehr gut auch meinen Eindruck, den ich beim Lesen gewonnen habe.