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Architektur scheidet häufig die Geister, ist jedoch ein wesentliches Bestandteil unseres Lebens, denn wir wohnen in und arbeiten von Architekten entworfenen Gebäuden, kaufen darin ein, genießen dort kulturelle Veranstaltungen – und so weiter.
Eine ganze Reihe Architekten hat es zu Weltruhm gebracht; zweihundert davon werden im Buch "Architekten!", einer Art "Who Is Who" der Architektur seit der Renaissance, präsentiert. Die Einführung des Autors Paul Cattermole gibt einen Überblick zum Thema und erläutert das Zusammenspiel zwischen Architekt und Auftraggeber, aber auch zwischen Architekt und Ingenieur, und wie eng und oft in einer Person verbunden diese beiden Berufe in früheren Zeiten waren, als der Baumeister diverse Funktionen ausfüllte. Auch auf die limitierende Wirkung des Budgets auf die Vorstellungen des Architekten beziehungsweise deren Umsetzung geht der Autor ein, auf die Rezeption der Architektur – und auf die Schwierigkeit, einen berühmten Architekten mittels eines Fotos von einem seiner Meisterwerke und rund zweihundert Wörtern zu porträtieren.
Dem Hauptteil mit den Architektenvorstellungen folgt ein durchdachter Anhang mit einer Zeittafel, die alle Architekten mit ihren Lebensdaten, dem abgebildeten Gebäude und natürlich einem Verweis auf die jeweilige Buchseite enthält – von Filippo Brunelleschi bis Thomas Heatherwick, Jahrgang 1970 - und einem Index mit allen Namen und Bauwerken. Das alphabetische Verzeichnis der Architektennamen mit je zugehöriger Buchseite findet sich bereits ganz am Anfang des Bandes.
Es ist durchaus eine Herausforderung, so unterschiedliche Persönlichkeiten wie Gaudí oder Carl Gotthard Langhans, den Erbauer des Brandenburger Tores, nach denselben engen Vorgaben zu präsentieren, um willkürlich zwei Beispiele herauszugreifen. Jeder Architekt wird auf einer Seite vorgestellt, beginnend mit seinem Namen und der Bezeichnung des ausgewählten, von ihm entworfenen Bauwerks, seinem Geburts- und Todesjahr, seiner Nationalität, dem Standort und Jahr der Vollendung des Baus und dem dazugehörigen Stil beziehungsweise der Bewegung, der der Architekt angehörte.
Es folgt ein recht großformatiges Foto, unter oder neben dem sich, je nach Format, eine natürlich kräftig eingedampfte Kurzbiografie des Architekten befindet, in der es weniger um eine Aufzählung von Erfolgen als um eine Erläuterung des individuellen Stils und Weges dorthin geht; und um das ausgewählte Gebäude als Manifestation der zentralen Ideen des Architekten.
Diese kurzen Porträts vermögen einen erstaunlich guten Eindruck von der Ideenwelt und Arbeit der zweihundert Architekten zu vermitteln, weil Cattermole und sein Co-Autor Simon Forty es verstehen, sich auf das Wesentliche zu beschränken und dies gut verständlich zu präsentieren. Auch die Fotos sind von exzellenter Qualität, sowohl hinsichtlich der Gestaltung und Aussagekraft – wobei der dokumentarische Aspekt nicht zu kurz kommt - als auch in Bezug auf die Druckqualität. Und wenn natürlich nicht alle berühmten Architekten berücksichtigt werden konnten, so überzeugt die Auswahl doch völlig, zumal auch die Gebäude von höchst unterschiedlicher Funktion sind und somit einen vielseitigen Querschnitt ergeben. Dass der Frauenanteil an den Portraitierten geradezu erbärmlich wirkt, dürfte den realen Gegebenheiten geschuldet sein, insbesondere in vergangenen Jahrhunderten.
Einziger Wermutstropfen bei diesem Buch ist die sehr kleine Schrift der Texte, kaum über der üblichen Fußnotengröße, die manchem Leser die Lektüre durchaus etwas vergällen könnte. Davon abgesehen bietet der Band eine wunderbar konzipierte Möglichkeit, interessante und spannende Bauwerke in verschiedensten Ländern und von wahrlich großen Architekten kennen zu lernen oder Kenntnisse darüber zu vertiefen. Und mancher Leser wird sich für die nächste Reise inspirieren lassen.
Eine Leseprobe wird auf der Verlagsseite zum Buch angeboten.