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Die letzte Großveranstaltung des "SmackDown"-Bereichs der Wrestlingliga WWE kann leider nicht so recht punkten, dabei fängt alles so vielversprechend an. Im DVD-Menü hört man Jim Morrison von The Doors "The end is near" singen, ein romantisch-trauriger Song, der zu einer vermutlich brutalen, aber doch auch spannenden Großveranstaltung laden will. Leider fehlt von allen Zutaten hier vor allem diese vielbeschworene Spannung.
Der selbsternannte Wrestling-Gott JBL beginnt die Show gegen den viel leichteren Matt Hardy. Einerseits möchte es ja freuen, dass der eher blasse JBL nicht mehr die Hauptmatches bestreitet, andererseits ist dieser Anfang eher müde und voraussehbar.
Dann gibt es Tag-Team-Action, die Mexicools gegen MnM, aber eigentlich sollte es hier um die Titel gehen, die MnM aber kurz vorher verloren haben, das macht es nicht so richtig spannend. Außerdem sind die Lucha Libres aus Mexiko - egal, wie cool sie sein mögen - in ihren Aktionen etwas gehemmt, offenbar müssen MnM hier gewinnen, dürfen die Mexikaner ihre technische Überlegenheit nicht zeigen.
Bobby Lashley, ein schwarzer Muskelmann der Extraklasse, wird momentan von der WWE kräftig aufgebaut, und so ist es an ihm, gleich zwei Gegner in einem Match zum Spielen zu bekommen. William Regal und Paul Burchill haben dabei keine ernsthafte Chance.
Der erste zumindest einigermaßen interessante Kampf ist dann der um den U.S. Champion-Titel. In einer Serie machen diesen zwei der wichtigeren SmackDown-Wrestler unter sich aus. Booker T ist deutlich in Führung gegen Chris Benoit; gewinnt er diesen Kampf, ist er der neue Champion, also muss sich Benoit verteidigen, und das macht er gewandt und gewohnt aggressiv. Kein hochklassisges Wrestling, aber zumindest einigermaßen spannend.
Bei SmackDown sind ja auch die Cruiserweights unterwegs, die "Leichtgewichte" dürfen nicht mehr als etwa hundert Kilogramm wiegen, für Wrestler sind das Flöhe. Juventud verteidigt seinen Titel im Leichtgewicht gegen den aufstrebenden Kid Kash - aber das in einem für Cruiserweights schon fast unglaublich mäßigen Kampf.
Dann treten die Tag-Team-Champions der beiden WWE-Sendungen gegeneinander an. Mit Big Show und Kane sind zwei Brocken aus WWE Raw, die die dortigen Gürtel tragen, auf SmackDown-Seite traten Batista - zu diesem Zeitpunkt auch Weltchampion - und sein kleiner Freund Rey Mysterio an. Und wenn man es vorher noch nicht wusste, hier zeigt sich mal wieder, dass Mysterio - selbst unter den Cruiserweights einer der kleinsten - zwischen den ganzen Riesen eher nur eine Witzfigur ist. Natürlich ist der Kampf von David gegen Goliath immer eine schöne Sache, aber gewinnt der kleine Mann, verliert immer auch das Wrestling, an Glaubwürdigkeit nämlich - schließlich ist es nun mal ausgemachte Sache, dass es immer auch Fans gibt, die glauben, Wrestling wäre echt, und diese Illusion sollte nie zerstört werden, und da ist der fast winzige Rey Mysterio wirklich ein Problem. Dieser Kampf geht allerdings in etwa so aus, wie man das "realistisch" erwarten würde, WWE Raw gewinnt wenigstes dieses Mal SmackDown, auch wenn das fast im ganzen Jahr 2005 anders war.
Der Main Event ist dieses Mal ein "Hell in a Cell"-Match. Im Gegensatz zu klassischen Käfig-Kämpfen, in denen es darum ging, über die Käfigwände nach draußen zu klettern, ist hier auf dem Käfig, der den Ring einschließt, ein Drahtdach, und drinnen ist alles erlaubt, bis einer der beiden Kontrahenten aufgibt oder auf den Schultern zu liegen kommt. Der Undertaker, die größte Legende bei SmackDown zur Zeit, tritt gegen den selbsternannten Legend-Killer Randy Orton an. Der ist leider völlig farblos und das Langweiligste, was in den letzten Jahren einen Hauptkampf bestritten hat. Die Legenden, die er bisher besiegt hat, waren Wrestler, deren beste Zeiten irgendwo in den Achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts lagen. Der Undertaker, zum Zeitpunkt der Großveranstaltung 43 Jahre alt und durchaus noch kein altes Eisen, ist ein anderes Kaliber. Traurig nur, dass er schon seit ziemlich langer Zeit gegen Randy Orton fehden muss, was uns Kämpfe wie dieses "Hell in a Cell" beschert, das leider sehr blutig und wenig dynamisch verläuft.
Immer wieder lassen sich Wrestlingfans darüber aus, dass SmackDown die B-Liga der WWE ist, und dieses Armageddon ist eigentlich ein Beweis für die These. Der Undertaker ist ein großartiger Wrestler und Darsteller, im Main Event genau richtig, hat aber keine interessanten Gegner. Die Tag Teams dürfen nicht so richtig loslegen und vieles ist weit mehr von Härte geprägt als von gutem Wrestling. Und das Schlimmste ist: Es gibt keine Sekunde Humor in dieser Großveranstaltung. Dafür leistet sich die WWE die absolute Geschmacklosigkeit, einen scheinbaren Selbstmord quasi vor der Kamera, genauer vor dem Mikro, stattfinden zu lassen. Und hier müssen sich auch die armen deutschen Kommentatoren Carsten Schäfer und Günther Zapf blamieren, die natürlich eine Relativierung einbauen müssen - in Deutschland kämpft das Wrestling ja schon mit genug Vorurteilen - und damit wieder mal auch die Illusion zerstören, die auch die Wrestling-Zuschauer haben möchten, die eigentlich wissen, dass sämtliche Wrestlingmanöver so geprobt sind, dass sich dabei niemand wirklich weh tut.
Also eine Großveranstaltung, die eigentlich von vorne bis hinten unausgegoren war. Nur was für absolute SmackDown-Fans. Ansonsten nicht empfehlenswert.