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Es war das Zeitalter des Wassermanns. Eine ganze Generation kämpfte für die Freiheit, gegen die gesellschaftlichen Normen und im ihre Identität. Ausdruck dieses Lebensgefühls war immer auch die Musik. Allen voran spielten die Nazgul, mit ihrem charismatischen Leadsänger Patrick Hobbins. Sie wurden von den Fans gefeiert bis zu diesem verhängnisvollen Tag in Mesa Verde. Ein Attentat beendete nicht nur Hobbins' Leben sondern auch die Träume seiner Anhänger.
Sandy Blair erinnert sich noch sehr gut daran. Der ehemalige Musikjournalist ist nun Buchautor, hat seinen Platz im Leben gefunden und lebt mit einer erfolgreichen Maklerin zusammen. Glücklich ist er dennoch nicht. Da erreicht ihn der Anruf seines ehemaligen Herausgebers, der eine einmalige Story für ihn hat. Der Auftrag führt ihn in seine Vergangenheit und Blair stürzt sich kopfüber hinein. Ihm hat etwas im Leben gefehlt, das merkt er nun. Und auch die Nazgul sind mit ihrer Musik noch nicht fertig. Das ist eine Sensation. Sandy stolpert aber bald über einige Dinge, die ihn stutzig machen. Jemand will offensichtlich mehr als nur ein Comeback der Band. Jemand will ihre Prophezeiung von Tod und Auferstehung wahr machen.
Zum ersten Mal erschien dieses Buch bereits 1983. Damals nannte Stephen King das Buch "Den besten Roman über die Popmusik-Kultur der 60er Jahre." Das ist untertrieben. "Armageddon Rock" ist das beste gottverdammte Buch über Musik, das je geschrieben wurde.
George R. R. Martin schafft dieses kleine Kunstwerk, in dem er einerseits seiner Liebe zur Musik freien Lauf lässt. Wenn er ein Konzert der Nazgul beschreibt, dann sind die Leser so nah dabei, dass es Gänsehaut verursacht. Es ist, als ob sie Teil der tobenden, stampfenden Menge sind, die ekstatisch mit der Band feiert und die Songs förmlich herausbrüllt. Die Stimmung der Konzerte ist so unglaublich lebendig, dass es beinahe möglich ist, die Musik zu hören. Das sind die Höhepunkte, die der Geschichte eine einzigartige Dynamik verleihen.
Dies steht im starken Kontrast zum Rest des Buchs. Sandy macht sich nicht nur auf den Weg in die Vergangenheit, er wird getrieben von der Sehnsucht nach einem Lebensgefühl. Auf seinem Roadtrip trifft er immer wieder auf alte Freunde und Bekannte und jeder einzelne von ihnen stellt sich eine Frage: "Was ist nur aus uns geworden?" Die Hippies und Friedenskämpfer von damals sind nun in die Gesellschaft integriert und arbeiten als Werbetexter oder Journalist. Über all den Begegnungen liegt ein Hauch von Melancholie. Hier ist das Buch brilliant. Wer kennt ihn nicht, diesen Rückblick auf das eigene Leben, immer mit der Frage, wo die eigenen Träume geblieben sind? Dieser Rückblick auf das eigene Leben und die Begegnungen mit alten Freunden treffen einen Nerv und bilden einen grandiosen Gegensatz zu den Auftritten der Nazgul.
Natürlich merkt man der Geschichte ein gewisses Alter an. Heutzutage verwundert es, wenn der Protagonist nicht über ein Handy oder einen Laptop verfügt und stattdessen eine Telefonzelle suchen muss. Es stört aber nicht.
George R. R. Martin erweckt die Vergangenheit zum Leben. Wer "Armageddon Rock" liest, wird sich dabei ertappen, dass er das Buch nicht aus der Hand legen will.
Die Figuren werden vertraut, die Liedtexte sind mitreißend und wäre fantastisch, würden die Songs wirklich existieren.
Eine Leseprobe, die einen Einblick sowohl in den Roman als auch in die gelungene Buchgestaltung gibt, findet sich auf der Verlagsseite.