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Für seinen Namen kann er nichts, den hat sich sein Vater ausgedacht. Für seine Biografie mit ihren Brüchen schon eher, wenn nicht das Schicksal als Gestalter herangezogen werden soll. Wie auch immer, Ruben Rubeck ist Bulle im Bahnhofsviertel von Frankfurt - weil er es dadurch nicht weit von der Wohnung zur Arbeit hat. Auch ansonsten ist Rubeck gut im Bahnhofsviertel integriert, nutzt er doch gern die einschlägigen Kneipen, um seinem Hang zum Alkohol nachzugeben, und das nahe Rotlicht für gewisse andere Bedürfnisse.
So ist das also mit dem ausgebrannten, müden Rubeck. Aber dann gerät er während seines Feierabends zufällig in eine Schießerei und kann dafür sorgen, dass ein gesuchter kosovarischer Unterweltboss - von Rubeck angeschossen - dingfest gemacht wird. Dessen Leibwächter, ein ehemaliger GSG-9-Mann, überlebt nicht. Unversehens findet sich Rubeck in einem Fall, in dem er offensichtlich niemandem vertrauen darf, und der ihn verstörend tief in den Treibsand seiner eigenen Erfahrungen und Erinnerungen zieht.
Als ausgesprochen sympathischer Protagonist erweist sich Ruben Rubeck nicht gerade, zumindest am Anfang des Thrillers. Er hat keine Ambitionen über den allseits bekannten "Dienst nach Vorschrift" hinaus und zeigt sich als alkoholabhängiger Misanthrop, der mit Mitte, Ende vierzig im Grunde lediglich der Pensionierung entgegendümpelt. Doch dann gerät er in eine tödliche Auseinandersetzung, nicht ungewöhnlich für das Frankfurter Bahnhofsviertel - sein Arbeitsplatz, sozusagen -, aber die wesentliche Figur ist kein Unbekannter. Rubeck erkennt, dass die Schießerei mit Ereignissen aus dem Kosovo-Krieg zu tun hat, der ihm selbst nicht fremd ist. Zu allem Überfluss wird er zur Bewachung des kosovarischen Unterweltbosses eingesetzt, und an dieser "Berufung" sind höchst einflussreiche Personen beteiligt.
Wirklich mit Überraschungen gespickt kommt die Geschichte nicht daher, dennoch steckt sie voller Spannung - ein Thriller im besten Sinne eben, der auch viel Schimanski-Charme aufweist; nicht zuletzt wartet der Autor mit einer Prägung durch das Fernsehen auf: Ordentliche "Action"-Szenen gepaart mit Flair vom Kiez, in diesem Fall dem Frankfurter Bahnhofsviertel, sorgen für fesselnde Unterhaltung. Der Autor arbeitet mit zwei Handlungssträngen - jenem, der in der Frankfurter Gegenwart spielt, und einem anderen, der im Kosovokrieg angesiedelt ist.
Gregor Weber liest seinen Thriller für die Hörbucheinspielung selbst, und diese eher seltene Besetzung erweist sich als vorzüglicher Griff. Nicht nur arbeitet der Autor und Sprecher perfekt mit seinen Spannungsbögen, er vermag es auch, in die verschiedenen, bisweilen "trashigen" oder dem südosteuropäischen Gangstermilieu entstammenden Figuren zu schlüpfen und ihre Charaktere glaubwürdig darzustellen. Der frankfodderische Dialekt liegt ihm bestens, und auch den Arzt mit pakistanischem Namen und fränkischem Zungenschlag stellt er auf amüsante Weise dar.
Insgesamt also sowohl eine fesselnde Story als auch eine gelungene Hörbuchumsetzung, die freilich nicht zuletzt durch viel Lokalkolorit punkten kann.
Eine Leseprobe bietet die Verlagsseite.
Die vier CDs befinden sich in einer wertigen Multibox.