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 Atlas der bedrohten Arten


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Berichte über das Aussterben von Tier- und Pflanzenarten finden sich fast täglich in diversen Zeitungen, Nachrichtensendungen und Buchveröffentlichungen. Meist sind die Angaben diffus, ungenau und allgemein gehalten. Nach dem Motto "Der böse Mensch und seine Einflussnahme auf die Umwelt führen zu massenhaftem Artensterben" lassen sich leicht Sätze formulieren und ein Artensterben postulieren. Genauere Informationen findet sich sehr selten und sind meist speziellen wissenschaftlichen Veröffentlichungen vorbehalten.

Der "Atlas der bedrohten Arten" will diesen Missstand beheben. Mitnichten aber finden sich nun in dem schmalen Heftchen Kartenmaterial und eine Auflistung der momentan gefährdeten oder in jüngster Vergangenheit verschwundenen, sprich ausgestorbenen Arten. Der Autor Richard Mackay versucht einen anderen, nicht minder exakten und aussagekräftigen Weg zu gehen, indem er die Ursachen analysiert.

In sieben Kapiteln nähert er sich der Frage, warum, wo, in welchem Ausmaß und wie irreversibel Arten gefährdet, vom Aussterben bedroht oder bereits von der Erde verschwunden sind.
Kapitel eins ist eine kurze Bestandsaufnahme der Ursachen des immer wieder zu beobachtenden massenhaften Aussterbens in der Erdgeschichte. Dabei werden erstklassig aufbereitete Grafiken einem erläuternden Text gegenübergestellt. Schnell zeigt sich, dass der Autor einen leicht verständlichen Stil pflegt und es ihm, bei allem Engagement, um eine sachliche Auseinandersetzung mit dem Thema geht - eine beileibe nicht oft anzutreffende Haltung.
Im zweiten Kapitel nimmt er die wichtigsten erdumspannenden Ökosysteme in den Blick. Die tropischen Wälder und ihre Vernichtung, die Gefährdung und das Verschwinden der gemäßigten Waldgebiete, die intensive Nutzung der Graslandes und der Feuchtgebiete, sowie Korallenriffe und das offene Meer werden auf je einer Doppelseite und einer großformatigen Grafik im Hinblick auf ihre Gefährdung, Übernutzung und Zerstörung beleuchtet. Auch hier sind die exzellenten Grafiken und Karten leicht zu entschlüsseln und der Text äußerst hilfreich.
Kapitel drei, "Verletzliche Regionen", nimmt die Regionen Arktis, Antarktis, Australien, Mittel- und Südamerika, Galapagosinseln und Madagaskar ins Visier. Hier wird besonders deutlich, wie sehr der Mensch die Umwelt, die er doch zum Überleben bracht, gefährdet und fast systematisch zerstört.
Im vierten Kapitel wendet sich Mackay den bedrohten Tier- und Pflanzenarten zu. Wiederum geht es dem Autor dabei nicht um eine Liste der Arten, sondern um das Bedrohungspotenzial und die weltweite Situation. Auf jeweils hervorragend aufbereiteten Weltkarten kann der Leser die Situation von Primaten, Katzen, Huftieren, Elefanten und Nashörnern, Bären, Nagern, Fledertieren (Fledermäuse und Flughunde), Reptilien und Amphibien, Wirbellosen, Fischen und Pflanzen einschätzen. Neben der eigentlichen, farbig gestalteten Weltkarte gibt es immer eine Fülle an weiteren Informationen, die in Form von Tabellen, Diagrammen und Schaubildern, immer aber auch in aussagekräftigen Fotografien dem Leser zur Analyse bereitstehen. Hierbei muss gesagt werden, dass der Zusammenhang der einzelnen Informationen und die daraus abzuleitenden Schlüsse eine eingehende Beschäftigung und ein wenig Übung im Lesen von Statistiken und Tabellen erfordern. Zwar hilft der Text hierbei, doch die wesentliche Arbeit wird vom Leser erwartet.
Im fünften Kapitel geht Mackay gesondert auf die Situation der Vögel ein. Greifvögel und Eulen, Papageien und Kakadus, Seevögel und Zugvögel sind in ihrer teils erheblichen Gefährdung deutlich herausgestellt. Allerdings gibt die Doppelseite meist nur einen sehr groben Überblick und zielt eher auf die bewusste Auseinandersetzung mit diesem Thema hin denn auf eine Aufschlüsselung des exakten Gefährdungspotenzials. Hier sind die Grenzen des Konzeptes sehr deutlich zu spüren und die jeweiligen Aussagen allenfalls von allgemeinem Interesse.
Im sechsten Kapitel nimmt der Autor den Natur- Tier und Pflanzenschutz in den Blick. Zunächst verbirgt sich dahinter aber allenfalls eine Bestandsaufnahme. So sind die Seiten "Biodiversität der Tiere und Pflanzen" nur der Status Quo der Artenvielfalt. In "Ökologische Hotspots" werden besonders schützenswerte Regionen ausgewiesen. In "Schutz von Tier- und Pflanzenarten" sind die Länder herausgestellt, die in Zoos und Botanischen Gärten Artenschutz betreiben. Ob diese moderne Art des Naturschutzes, die allein den westlichen und damit Natur zerstörendsten Ländern vorbehalten ist, einen wirklichen Schutz bedeutet, sei dahingestellt, interessant ist die quantitative Analyse der Daten allemal. Besonders spannend sind die Doppelseiten "Schutz von Pflanzenarten", "Erhalt alter Haustierrassen" und der Import- und Exporthandel mit Tieren. Hier bezieht der Autor deutlich Stellung und macht klar, wie sehr wir die Natur - selbst wenn der Tierhandel legalisiert ist - ausbeuten.
Kapitel sieben ist eine tabellarische Aufstellung gefährdeter Arten und geschützter Zonen und Gebiete weltweit. Hier kann der Statistiker seiner Gier nach Daten frönen.

Der "Atlas der bedrohten Arten" ist ein knappes, leider viel zu kurzes Kartenwerk über die Überlebensfähigkeit des Ökosystems Erde, oder besser über die enorme Gefährdung aller Arten, die auf der Erde vernetzt leben. Überall sind Wunden zu erkennen, an unendlich vielen Stellen irreversible Zerstörungen und sehr viele Bedrohungen. Exzellente Karten, perfekte Zusammenstellungen von Informationen und ein leicht verständlicher Text machen es jedem Leser recht leicht, diese Situation zu erfassen und für sich nutzbar zu machen. Vielleicht kann man nach der Lektüre viele Zeitungsberichte besser einordnen, viele Fernsehsendungen besser verstehen und selbst eine klarere Haltung einnehmen, wenn es um den eigenen, persönlichen Umwelt- und Naturschutz geht.
Erfreulich sachlich und objektiv bietet Richard Mackay einen schlaglichtartigen Überblick über die weltweite Situation vieler Tierarten, Familien und Stämme. Und er macht deutlich, inwieweit der Mensch die Ursache der Gefährdung dieser Welt ist. Diesen Band sollte wirklich jeder gelesen haben und verinnerlichen, er bietet enorm viele Informationen in leicht verständlicher Verpackung.

Stefan Erlemann



Softcover | Erschienen: 1. Januar [Value3] | ISBN: 9783258074542 | 128 Seiten | Sprache: Deutsch

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