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Mitte des 13. Jahrhunderts reiste der Händler Marco Polo gemeinsam mit seinem Vater Niccolò und seinem Onkel Matteo nach China. Erst nach 24 Jahren kehren sie zurück und Marco verfasst einen Bericht. Darin erzählt er von den Städten, die er bereist hat, wie etwa Kashgar, oder anderen von denen er lediglich gehört hat, wie Samarkand oder Aden. Er berichtet von den mächtigen Herrschern und dem Leben im Fernen Osten. Bei einem neuen Strategiespiel aus dem Verlag
Hans im Glück begibt sich der Spieler ins hohe Mittelalter und wandelt "Auf den Spuren von Marco Polo". Mit zwei bis vier Spielern ab 12 Jahren wetteifern die Charaktere, die mit und um Marco Polo gewirkt haben, einerseits um Aufträge und andererseits um Handelsposten entlang des Weges von Venedig nach Peking. Dabei gilt es geschickt am Markt zu handeln, die Gunst des Kahns zu nutzen und seinen Gegenspielern stets einen Schritt voraus zu sein.
Der SpielablaufMarco Polo wird in fünf Runden gespielt. Wer am Ende dieser fünf Runden die meisten Siegpunkte anhäufen konnte, gewinnt. Innerhalb einer Runde haben die Spieler unterschiedlich viele Züge, je nachdem wie sie ihre Ressourcen einsetzen. Das Spielbrett teilt sich in zwei Bereiche. Einen Reiseabschnitt und einen heute sogenannten Worker-Placement-Bereich, in dem man eigene "Arbeiter" (hier Würfel) einsetzen muss, um bestimmte Aktionen auszuführen.
Zunächst wählt jeder Spieler einen Charakter aus, den er spielt. Es gibt insgesamt acht verschieden Charaktere, die alle unterschiedliche Boni haben, oder Sonder-Zugmöglichkeiten. Jeder erhält außerdem fünf Würfel, die alle zu Beginn jeder Runde geworfen werden. Danach kann ein Spieler, wenn er an der Reihe ist, einen oder mehrere seiner Würfel auf eines der verschiedenen Feldern setzen und die dazugehörige Aktion ausführen.
Dabei spielt es meist eine Rolle welche Augenzahl der Würfel zeigt. So kann man je größer die gesetzte Augenzahl ist, am Markt mehr Waren erhalten, bei Aufträgen aus einer größeren Anzahl auswählen oder in der Reise mehr Schritte gehen. Ist ein Feld bereits besetzt, kann sich ein anderer Spieler zwar dazu setzen und ebenfalls die Aktion ausführen, es kostet aber Geld, und zwar mindestens so viel wie die geringste Augenzahl der eingesetzten Würfel zeigt. Es ist also einerseits von Vorteil hohe Würfel einsetzen, um bessere Aktionen ausführen zu können, andererseits aber entweder der erste auf einem Feld zu sein, oder niedrige Würfel einzusetzen, da dies weniger Geld kostet. Der Spieler muss also nicht nur das Einsetzen der eigenen Würfel planen, sondern auch den Überblick über seine Finanzen behalten, und die möglichen Aktionen der Mitspeiler einrechnen, da sie gegebenenfalls zusätzliche Kosten verursachen. Einige Aktionen bringen direkte Siegpunkte, etwa das Erfüllen von Aufträgen, andere erst zu Spielende. Um Aufträge zu erfüllen, braucht es Rohstoffe und Kamele, die man entweder durch die Gunst des Kahn oder am Markt erhält. Doch werden Kamele auch für viele Abschnitte der Reise benötigt.
Im Reiseteil des Spielbrettes werden Figuren zwischen Oasen, großen und kleinen Städten hin und hergezogen. Die Nutzung bestimmter Wege kostet Geld oder eben Kamele. Beendet ein Spieler seinen Zug in einer kleinen oder großen Stadt, darf er hier einen Handelsposten aufstellen. In kleinen Städten eröffnen diese einen bestimmten Bonus, den zu Anfang jeder Runde ausgezahlt wird, in großen Städten wird durch den Handelsposten ein zusätzliches Aktionsfeld für das Worker-Placement freigeschaltet. Welche Aktionen die Städte bieten, ist in jedem Spiel unterschiedlich, da es sich bei den Aktionsfeldern um Karten handelt, die auf dem Spielplan ausgelegt werden. In jeder Partie gibt es neun solcher Zusatzfelder, die aus einem Stapel von mehr als dreißig Karten gezogen werden. Die Aktionskarten bieten mitunter die Möglichkeit, direkt durch die Abgabe von Waren Siegpunkte zu erhalten, manche produzieren Geld, durch andere können Waren in bestimmten Verhältnissen getauscht werden. Zusätzlich zu den äußerst nützlichen Aktionsfeldern, die durch die Reise freigeschaltet werden, gibt es einen Wettlauf nach Peking, an die "Endstation" des Marco Polo. Wer hier als erster einen Handelsposten errichtet, erhält zehn Siegpunkte, die nachfolgenden Spieler immer weniger. Außerdem hat jeder Spieler noch mal eine eigene Agenda im Reisebereich, durch zwei Zielkarten, die er verdeckt hält und die am Ende des Spiels Punkte geben für bestimmte erreichte Städte.
Bewertung"Auf den Spuren von Marco Polo" ist ein komplexes Strategiespiel. Eine gut geschrieben und übersichtlich strukturierte Anleitung hilft jedoch sich einzufinden. Es braucht ein oder zwei Partien, um sich zurecht zu finden und den Mechanismus und die Möglichkeiten kennenzulernen, doch packt einen sofort die Lust öfter zu spielen, um neue Taktiken auszuprobieren oder um einen anderen Charakter zu testen. Durch das Würfeln kommt ein wenig Glück zum rein strategischen Element hinzu. Die Schattenseite eines Glückselements, das einzelne Spieler nämlich auch Pech haben können, wurde jedoch geschickt ausgehebelt: Wer zu schwach würfelt erhält einen Ausgleich in Form von Kamelen oder Geld. Durch das Abgeben von Kamelen wiederum darf man Würfel erneut werfen, oder ihr Ergebnis verändern. Außerdem sind je nach Situation, mal niedrige, mal hohe Würfelzahlen gut. So wird den Spielern ein frustrierendes Erlebnis, durch anhaltend schlechte Würfelwürfe erspart.
Durch die verschiedenen Stadtkarten und unterschiedlichen Charaktere gibt es Varianz in den Partien. Manche Charaktere sind jedoch je nach Spielerzahl stärker oder schwächer. So sind etwa jene, deren Vorteile sich auf die Reise beziehen, bei einem Zwei-Personen-Spiel deutlich stärker, als bei einem Vier-Personen-Spiel. Der Mercator et tabrix, der bei bestimmten Aktionen der Mitspieler Waren erhält, ist eigens in mehreren Versionen beigelegt, um ihn an die Spielerzahl anzupassen. Trotzdem erscheint er im Vier-Personen-Spiel deutlich stärker, als in den Spielen mit weniger Personen.
Sowohl das Spielmaterial als auch das Spielfeld sind schön gestaltet. Die Orte aus Marco Polos Reisebericht sind als kleine und große Städte im Reisebereich untergebracht. Und die spielbaren Charaktere, sind entweder Wegbegleiter von Marco Polo, wie sein Onkel Matteo, Herrscher, die er traf, etwa Kublai Khan oder andere Reisende die vor Marco Polo im Mittelalter in den fernen Osten aufgebrochen waren, wie Wilhelm von Rubruk. Auch Marco Polo selbst, zusammen mit seinem Vater Niccolò steht als Charakter zur Auswahl.
Daniele Tascini und
Simone Luciani, die bereits
Tzolk'in verantworten, das 2013 den zweiten Platz beim Deutschen Spielepreis belegte, haben hier erneut bewiesen, dass sie spannende Spiele für anspruchsvolle Spieler entwickeln. "Auf den Spuren von Marco Polo" ist eine sehr gelungene Kombination aus Worker-Placement und Reisespiel. Dabei sind die Möglichkeiten Siegpunkte zu erlangen zwar sehr begrenzt, doch gibt es weit mehr als nur eine Taktik, um das Spiel zu gewinnen. Auch nach vielen Partien mit zwei oder mehr Personen, bleibt das Spiel spannend und man möchte am liebsten immer gleich noch eine Runde dranhängen. "Auf den Spuren von Marco Polo" wird sicherlich große Chancen haben, bei den diesjährigen Spielepreisen ganz oben auf dem Treppchen zu stehen. Bislang ist es die Spiele-Entdeckung des Jahres 2015.
Bei Interesse, bietet die
Website des Hans-im-Glück-Verlages schon mal einen Blick in die Regeln. Außerdem steht dort auch schon eine
Errata online.