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 Auf den Wegen des Islams

Reisegeschichten und Reflexionen

Autoren: Julius Franzot
Verlag: Wiesenburg

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Preis - Leistungs - Verhältnis


Julius Franzot ist Journalist und Pharmazeutika-Vertreter. Er ist unterwegs für eine Firma, die Mittel zur Diabetes herstellt. Und als solcher bereist er Länder, in denen die muslimische Glaubensgemeinschaft mehr oder weniger vertreten ist.
Seine Eindrücke hat er in Reiseimpressionen zusammengefasst. Es sind kurze Erzählungen, oder - wenn man das lieber hört - Berichte. Vor allem aber sind es Schilderungen einer Lehre, der Lehre eines christlichen Ländern entstammenden Bürgers, der sich in die islamische Kultur begibt. So ist ein Leitthema in den Geschichten der Satz "Damals wusste ich noch nicht …", und oft auch "Später wurde mir klar …".
Was hat Franzot uns zu erzählen? Vielerlei: von Männern und Frauen; von strengen Sitten und einem modernen Gesundheitssystem; von Alkohol, der aus Sellerie gebrannt wird; von der Bestrafung von Dieben durch Fingerabhacken; von Frauen, die Auto fahren, weil der Koran dies nicht verbietet; und von Frauen, die kein Auto fahren, weil der Koran dies nicht als weibliche Tugend hinstellt. Die Reiseberichte stammen aus allen möglichen Teilen der arabischen Welt: Marokko, das Franzot wohl privat besucht hat, Saudi Arabien und Ägypten, Oman, Tunesien, der Türkei und Mazedonien. Zeitlich erstrecken sich die Berichte von 1975 bis 2006. Sie spiegeln Wandlungen in der arabischen Welt wieder, Verwestlichungen und Radikalisierungen.

Man könnte vielleicht eine Zusammenfassung versuchen; doch an diesem Buch (unter vielen anderen) muss dieser Versuch scheitern. Franzot sammelt auf, was an Erzählenswertem am Wegrand liegt.
Zur Hälfte ist dieses Buch ein Glücksgriff. Der Erzähler stellt sich nicht in den Dienst einer poetischen Gerechtigkeit. Stattdessen schildert er seine eigenen Irrungen und Wirrungen: Der Leser nimmt an dem Leben und den Missverständnissen des Erzählers teil. So enthüllt sich von Geschichte zu Geschichte auch die Grenze, die zwischen der islamischen und der christlichen Welt entsteht - eine Grenze aus Missverständnissen, aufgebaut aus fragmentarischem Wissen, aus dem oberflächlichen Schein, aus dogmatischem Eifer. Kritisch beäugt der Autor gerade diesen dogmatischen Eifer, immer aber mit einer leichten, untergründigen Ironie und mit viel Liebe zu den Menschen, denen er begegnet. Manchmal gelingt dies allerdings nur halbherzig; dann gerät das Buch ins Krude, Undurchdachte.
Sprachlich sind die Erzählungen sehr gemischt. Ein großer Könner des Wortes ist Franzot nicht. Manche Sätze glänzen in ungewollter Zweideutigkeit. Auf der anderen Seite aber ist er ein ordentlicher Erzähler. Durch Zitate, Gespräche und philosophische Fragmente reichert er das Eindeutige bewusst mit dem Zwiespältigen an, steigert dadurch die Spannung, bringt beliebte Vorurteile bei sich und beim Leser ins Wanken und macht das Buch insgesamt zu einem lehrreichen Vergnügen.
Sieht man also von einigen Formulierungen ab, kann man dieses Buch empfehlen. Einerseits, um sich dem Islam und der moslemischen Kultur unterhaltsam anzunähern, andererseits um eine weitgehend liberale, offene Geisteshaltung atmen zu dürfen.

Frederik Weitz



Hardcover | Erschienen: 01. März 2008 | ISBN: 9783939518884 | Preis: 19,80 Euro | 242 Seiten | Sprache: Deutsch

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