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Ein Fluch liegt über dem Dorf, in dem Xipil wohnt. Es scheint, die Kaimangöttin verlangt nach einem Opfer und so beschließt der Schamane, seine Tochter zu opfern. Es ist jedoch der Bärenkönig, der erscheint und er befreit die junge Frau. Xipil will zu ihrer Familie zurückkehren, aber damit bringt sie ihr Leben in Gefahr, denn ihr Volk ist verzweifelt und glaubt, sie hätte das Opfer verweigert. Erneut muss der Bärenkönig sie retten und er fasst einen ungewöhnlichen Beschluss.
Flauschig sieht er aus, der Bärenkönig, freundlich und gutmütig. Wer einen Blick auf die ersten Seiten des Comics wirft, bekommt den Eindruck, es handle sich um ein nettes, niedliches Märchen, mit freundlichen Figuren und einer das Herz erwärmenden Geschichte. So ganz stimmt das nicht.
Es ist wahr, die Figuren sind schön gezeichnet, in warmen Erdtönen gehalten und in einem etwas naiven Stil. Von niedlich ist der Comic allerdings weit entfernt. Autorin und Zeichnerin Mobidic erzählt eine fremdartige Geschichte von Opfern, Krieg und Rache, die sich sehen lassen kann. Kaiman, Mensch und Bär, sie alle haben Ursachen für ihr Handeln und jeder meint natürlich, dass die eigenen Gründe die besten sind. So möchte der Bärenkönig, der Gott der Bären, nur freundlich sein und schickt die junge Indianerin Xipil nach Hause zu ihrem Stamm. Dieser fürchtet den Zorn der Kaimangöttin, die wiederum den Fluch nicht aus reiner Boshaftigkeit verhängt hat. Und ehe sie sich versieht, befindet sich Xipil in einem Strudel von Ereignissen, deren Bedeutung sie gar nicht ermessen kann. Alle, die mit der Tat des Bärenkönigs und Xipils Entscheidung in Berührung kommen, sind davon betroffen, denn die Welt der Bären und Menschen ist nun in Gefahr.
Von Anfang an liegt eine gewisse Schwermut über dieser so überaus poetischen Geschichte und die Frankomexikanerin Mobidic drückt diese Stimmung in ihren Panels sehr schön aus. Die Konturen der Figuren sind mit kräftigem Pinselstrich gezeichnet. Mobidic spielt mit Schattierungen und verzichtet oftmals auf Details. Manche Gestalten werden nur als Umriss dargestellt und mehr braucht es nicht. Dazwischen finden sich immer wieder Bilder, welche der besonderen Magie der Geschichte gerecht werden und eine regelrecht zauberhafte Stimmung erzeugen.
Doch nicht nur als Zeichnerin, auch als Geschichtenerzählerin hat sich Mobidic hier ihre Sporen verdient und das mit Verve. Ihr Comic ist wunderbar melancholisch und erreicht direkt das Herz des Lesers, der nicht anders kann, als sich in dieses so unterschiedliche Paar zu verlieben und mit ihnen zu hoffen und zu leiden. Dass die Geschichte so ganz nebenbei noch Dinge wie Hass, Liebe, Verantwortung und Krieg thematisiert, gibt ihr eine zusätzliche Bedeutungsschwere, ohne je pathetisch zu wirken. Tatsächlich verleiht sie der Handlung eine Tiefe, wie sie in guten Märchen vorkommt und die ihre Leser berührt.
Eine Leseprobe dieses überaus gut gelungenen Comics findet sich auf der Verlagsseite.