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 Batavia


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Glück
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Spielregel
Strategie


Ob "Batavia" nach dem gleichnamigen niederländischen Schiff oder nach der alten Bezeichnung der indonesischen Hauptstadt Jakarta benannt wurde, kann man sich aussuchen - beides passt ins Szenario, welches im 17. Jahrhundert spielt und sich um den Wettbewerb zwischen den ostindischen Handelskompanien dreht. Dabei hat das Spiel die Transformation von seinem ursprünglichen Szenario erstaunlich gut verkraftet, hieß es doch vor einigen Jahren noch "Moderne Zeiten" und drehte sich um Aktiengeschäfte und Großindustrien im Amerika der 20er Jahre. Dies alles weicht jetzt jedoch Flotten, Handelsstationen und exotischen Waren.

[imgleft]images/UploadGrafiken/Batavia1.jpg[/imgleft] In "Batavia" bewegen sich die Spieler auf einer festgelegten Route an der Küste Afrikas und Asiens entlang von Madagaskar bis nach Macao. Jedes Feld ist durch eine Warenstation besetzt, die eine von sieben verschiedenen Waren zeigt und eine der fünf konkurrierenden Nationen, als da wären Frankreich, Niederlande, Großbritannien, Schweden und Dänemark. Die Spieler versuchen Punkte zu bekommen, indem sie bei den Waren Mehrheiten erreichen und Handelsstationen verschiedener Flaggen sammeln.
Zu Beginn einer Runde wird eine zufällige Zahl von Karten aufgedeckt, die Schiffe der verschiedenen Nationen zeigen. Dann gibt es eine Versteigerung um diese Karten und um das Privileg des Startspielers. Am Anfang hat dabei jeder fünfzehn Scheine zur Verfügung, der Gewinner der Versteigerung gibt das Geld jedoch nicht aus, sondern verteilt es auf die anderen Spieler um.
Dann ist jeder einmal dran. Entweder man zieht zwei Karten oder man spielt beliebig viele Karten aus. Tut man letzteres, muss man darauf achten, dass man nachher bei mindestens einer der fünf Nationen die Mehrheit an Schiffen ausliegen hat. Denn nach dem Ausspielen von Karten darf man sich auf dem Spielplan bewegen, und zwar auf die nächste Warenstation einer der Nationen, bei der man eben jene Mehrheit erreicht hat.
Das Plättchen dieser Warenstation darf man sich dann nehmen und auf die Ware, die es zeigt, eine seiner Kisten legen - hat man zum Schluss mehr Kisten bei einer Ware zu liegen als die anderen Spieler, gibt es dafür Punkte.
Doch Achtung: Je mehr Schiffe vor den Spielern ausliegen, desto wahrscheinlicher wird ein Piratenüberfall auf die aktuell stärkste Nation. Wenn die Anzahl der ausliegenden Karten einen bestimmten Wert überschreitet, greifen Piraten die Nation mit den meisten Karten an, woraufhin alle Spieler die Karten dieser Flagge und dem entsprechend auch die Mehrheit wieder abgeben müssen. Das verhindert, dass sich ein Spieler mit vielen Schiffen eine Nation greift und diese ihm nicht mehr abgenommen werden kann.
Das Spiel endet, sobald ein Spieler das Zielfeld erreicht. Dann wird bei den einzelnen Waren geguckt, wer dort die Mehrheit hat und dem entsprechend werden Punkte vergeben. Während der Partie konnte man außerdem Warenstationen verschiedener Flaggen sammeln und diese gegen Punkte eintauschen. Zum Schluss gibt es dann noch kleine Boni für Mehrheiten, das meiste Geld und das Zielplättchen, danach hat derjenige mit den meisten Punkten gewonnen.

[imgright]images/UploadGrafiken/Batavia2.jpg[/imgright] "Batavia" ist ein schönes Spiel. Und die Betonung liegt dabei zunächst tatsächlich auf "schön", denn optisch ist dieser Titel eine wahre Augenweide, was einmal mehr am Talent des Stargrafikers Michael Menzel liegt. Alleine die Schachtelgestaltung ist bereits sehr farbenprächtig, aber auch die Gestaltung des großen Spielplans ist wundervoll und die vielen Holzspielsteine sowie das schöne Geld machen einiges her. Die Ausstattung ist ein Traum, hat aber auch einen ziemlich deftigen Preis, wobei das Spiel aktuell auch günstiger zu haben ist.
Vom Verlauf her ist "Batavia" ebenfalls ein schönes Spiel, wenn auch kein totaler Abräumer. Die Mechanik ist sehr einfach zu lernen, schließlich versteigert man nur ein bisschen und spielt Karten aus, um die Mehrheiten bei bestimmten Nationen zu bekommen, auf deren Warenstationen man gerne gehen möchte. Das ist freilich einfacher gesagt als getan, denn die Schiffskarten, die man dafür benötigt, sind äußerst rar gesät. Am Anfang hat man zwar zehn Stück, doch dieser Vorrat geht schnell zur Neige. Man muss sich also weitere Karten ersteigern oder aussetzen, um mickrige zwei neue Karten zu bekommen, die zudem völlig unbrauchbare Flaggen zeigen können. Das ist ein moderater Glücksfaktor, allerdings hat "Batavia" auf den zweiten Blick keine sehr große Tiefe. Auf den ersten muss man jedoch seine Kartenhand sehr gut managen können, Mehrheiten zum richtigen Zeitpunkt übernehmen und so die besten Warenstationen ergattern, schließlich sind die einzelnen Waren zum Schluss unterschiedlich viel wert.
[imgleft]images/UploadGrafiken/Batavia3.jpg[/imgleft] Bis zu einem gewissen Grad muss man seine Züge also gut überlegen, manchmal machen einem schlechte Karten jedoch einfach einen Strich durch die Rechnung. Dann kann man freilich immer noch versuchen, einen Piratenüberfall zu provozieren und eine ganz bestimmte Nation wieder auf Null zurück zu setzen.

In der ersten Partie kann die Mischung aus Versteigern, Mehrheiten bekommen und Warenstationen sammeln Einsteiger noch ein bisschen überfordern. Vor allem das Ziel, bei einigen Waren die meisten Steine zu haben, muss man sich dabei stets vor Augen halten und versuchen, sich nicht zu breit zu streuen. Diese grundlegende Strategie ist jedoch schnell gelernt, was "Batavia" zu einem idealen Strategie-Leichtgewicht für Familien macht. Eine Partie wird kaum länger als 60 Minuten dauern, manchmal geht es mit einer halben Stunde sogar arg fix. Der Mix aus toller Optik, spielerischer Leichtigkeit und Grundversorgung der grauen Zellen ist jedoch sehr stimmig. Hardcore-Strategen werden über die mangelnde Tiefe klagen, für Familien und Gelegenheitsspieler ist "Batavia" jedoch ideal.

Julius Kündiger



Brettspiel | Erschienen: 1. März 2008 | Preis: 35 Euro

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