Der dänische Regisseur Ole Bornedal hat sich einst mit dem fiesen, mehrschichtigen Anatomie-Thriller "Nightwatch" einen guten Namen gemacht. Der Film wurde weltweit von Genrefans gefeiert und erlebte sogar ein amerikanisches Remake. Nun meldet sich Bornedal mit einem neuen Film zu Wort, der bereits viele Vorschusslorbeeren bekommen hat. Kann "Bedingungslos" mit Bornedals großem Erfolgsfilm mithalten?

Der in Kopenhagen lebende Familienvater Jonas hat eigentlich alles erreicht, was man sich wünschen kann: einen gutbezahlten Job als Polizeifotograf, eine hübsche Frau, zwei Kinder, nette Kollegen. Und doch fragt er sich manchmal, ob dies schon alles gewesen sein soll. Er sehnt sich nach Abwechslung. Die kommt dann auch, als er Zeuge eines Autounfalls wird. Bei diesem wird eine junge Frau aus dem Wagen katapultiert und schwer verletzt; die geheimnisvolle Julia, die gerade aus Thailand zurückgekehrt ist, um ihrer Familie den neuen Freund vorzustellen. Nun liegt sie erblindet und mit Gedächtnisverlust im Krankenhaus. Jonas, der sich eine Mitschuld an dem Autounfall gibt, besucht sie dort und wird von Julias Familie versehentlich für den angekündigten Freund Frederik gehalten. Anfangs spielt Jonas aus Schüchternheit, später aus Abenteuerlust das Spiel mit und präsentiert sich als Frederik. Selbst Julia kann er davon überzeugen, in Thailand mit ihr zusammengewesen zu sein. Als er schließlich noch erfährt, dass der richtige Frederik ein Drogenkurier war und in Thailand in einem Hotelzimmer erschossen wurde, beginnt er gänzlich in dessen Haut zu schlüpfen, verlässt seine Familie und zieht sich mit Julia in ein Haus an der Küste zurück, wo sie sich von dem Krankenhausaufenthalt erholen soll.
Doch zu früh gefreut ... denn langsam, aber sicher kehrt Julias Erinnerung zurück. Und eines Tages steht ein fremder Mann vor der Tür - der angeblich tote Frederik. Er ist quicklebendig - und hat den Namen Jonas angenommen. Ein tödliches Katz-und-Maus-Spiel nimmt seinen Lauf ...

Bornedal hat mit "Bedinungslos" einen schnörkellosen Thriller vorgelegt. Die Personen sind gut gezeichnet, Schnitt und Kamera originell, die Rückblenden clever eingesetzt. Zwar ist nicht jeder Twist der Handlung überzeugend (etwa, dass Jonas tatsächlich mit seinem Identitätswechsel bei Julias Familie davonkommt), doch dies stört nicht weiter. Lediglich das völlig überzogende Ende schmälert den Filmgenuss; hier hätte ein offener Schluss sehr viel ehrlicher und schmerzvoller gewirkt. So reicht es zum Meisterwerk nicht ganz. Aber auf unheimliche Stimmungen versteht sich Bornedal nach wie vor, und auch die Schauspieler leisten Beachtliches und erfüllen ihre Rollen mit Leben.
Deshalb: ein sehenswerter dänischer Thriller, der sich vor internationalen Produktionen nicht verstecken muss.