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Der Kalender Berlin 360° fällt zunächst durch das ungewöhnlich breite Format auf (80x 29,8 cm). Natürlich ist dies nicht weiter verwunderlich, da es sich hier um Panoramaaufnahmen handelt, um 360°-Aufnahmen verschiedener Plätze und Sehenswürdigkeiten der Hauptstadt. Die Photographien von Falk Eisleben entstanden durch eine auf einem Stativ angebrachte Digitalkamera, mit der jeweils mehrere Aufnahmen gemacht wurden, wobei er die Kamera drehte. Später wurden diese Bilder am Computer zusammengesetzt, sodass die hier nun vorliegenden Panoramaaufnahmen entstanden.
Die Motive des Kalenders an sich sind jedoch leider zum größten Teil nicht weiter spannend: Bereits auf dem Januarblatt begegnet man dem wohlbekannten Reichstag am Kanalufer, wenn auch durch die Panoramaaufnahme in eine neue, interessante Perspektive gerückt. Durch die leichte Verzerrung, die die Aufnahmen mit sich bringen, wirkt das Gebäude nicht ganz so klotzig wie gewohnt, sondern etwas entrückt. Auch die Motive des Lustgartens, des Pariser Platzes und des Gendarmenmarktes zeugen für sich genommen nicht gerade von sprühendem Einfallsreichtum, wirken jedoch in diesen Photographien wie sozusagen neu entdeckt. Denn in den 360° -Aufnahmen scheinen die bekannten Plätze Berlins neue Weite zu gewinnen, Ausdehnung, Offenheit. Gerade der Pariser Platz scheint sich in alle Himmelsrichtungen zu erstrecken und die Menschen, die sich darauf tummeln, wirken wie verstreute, geschäftige Vertreter eines Ameisenvolkes.
Dabei wirken jedoch einige der Bilder auch sehr kühl, beispielsweise die Aufnahme des Gendarmenmarktes in der Dämmerung, die auf dem Dezemberblatt zu sehen ist: weit und menschenleer. Nur der Himmel, der sich darüber wölbt, ist wirklich faszinierend, wo sich das letzte Licht des Tages in der Mitte des Horizonts sammelt.
Interessant ist das Photo der Reichstagskuppel, die auch auf dem Titel des Kalenders zu sehen ist. Die Kuppel ist hier von innen zu sehen und scheint sich direkt über den Betrachter zu wölben. Die Menschen scheinen darin verschwindend klein und das Bild wirkt modern, gestylt und irgendwie leblos.
Etwas freundlicher und weniger unnahbar sind jedoch dafür die Bilder, die auf den Sommerblättern zu sehen sind. Zunächst ein Photo aus dem AquaDom, das Touristen vor einem den Betrachter umgebenden Aquarium mit hunderten von kleinen blauen Fischen zeigt. Die Panoramaaufnahme sorgt hier für Belebtheit und der Betrachter scheint sich mitten im Aquarium zu befinden.
Der Mai zeigt eine Aufnahme vom Kurfürstendamm, der Haupteinkaufsstraße Berlins. Werbetafeln, Bäume und Fußgänger ergeben ein buntes, belebtes Bild und von allen Seiten scheinen Menschen und Autos auf den Betrachter einzuströmen. Darüber spannt sich ein blauer Himmel, mit weißen Wolkenbergen durchsetzt, und die Rundumaufnahme gewährt interessante Lichtspiele, die zusätzliche Dynamik in das Bild bringen.
Gelungen ist auch das Photo der Humboldtuniversität, vor der sich Stände mit Secondhand-Büchern vor dem Betrachter ausbreiten, sowie die des Lietzenseeparks, wo sich Bäume über das Seeufer wölben und Paare sich auf dem Rasen ausruhen, die Sommersonne genießend. Leider zeigen sich solche Bilder, bei denen die volle Dynamik, die die Panoramaaufnahmen bieten, ausgekostet zu werden scheint, in der Minderzahl.
Viele Aufnahmen sind wie die der Reichtagskuppel kühl und modern, interessant, aber nicht gerade behaglich. Auch die Aufmachung des Kalenders ist elegant, mit schwarzer Leiste über den Fotographien, auf der in weiß und grau Kalendername und Tage abgedruckt sind. Insgesamt bietet der Kalender viele interessante Photos, die durchaus faszinieren können und etwas vom Flair der Stadt vermitteln, wogegen andere teilweise etwas arg unnahbar und ausgedehnt wirken. Bild- und Druckqualität sind dabei sehr gut, die Farben klar und strahlend. Für Photographieinteressierte ist dieser Kalender sicherlich lohnenswert, wer jedoch ein nettes, beschauliches Andenken an die Hauptstadt für die Küche daheim sucht, liegt dabei dagegen vielleicht falsch.