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John Grisham gilt seit "Die Jury" und "Die Firma" als Meister des Justizthrillergenres. In den letzten beiden Jahren schrieb Grisham allerdings keine wirklichen fiktiven Thriller mehr. Nach seinen Büchern "Der Gefangene", welches auf einer wahren Begebenheit basiert, und "Touchdown", welches eher in den Bereich des Romans einzustufen ist, war die Spannung bei der Fangemeinde auf den nächsten Thriller dementsprechend hoch.
Mit "Berufung" ist schließlich die langersehnte Wartezeit beendet worden. In Grishams neuem Buch geht es um eine Mutter, die ihre ganze Familie aufgrund von illegaler Müllentsorgung eines der größten Chemiekonzerne der USA verloren hat.
Der Gerichtssaal wartet gespannt auf die Urteilsverkündung. Nach einem nervenaufreibenden Prozess hat die Jury nun endgültig eine Entscheidung getroffen. Eine Entscheidung, die das Leben der armen Jeannette Baker auf einen Schlag komplett verändern könnte. Denn ihr steht laut der Forderung der Anklage ein Schadensersatz in Millionenhöhe zu. Ihr persönlich ist das Geld nicht wirklich wichtig. Sie will, dass Gerechtigkeit geübt wird, denn ihr kleiner Sohn und ihr Ehemann sind auf qualvolle Weise an Krebs gestorben, verursacht durch die fahrlässige Entsorgung hochgiftiger Chemikalien der Krane Chemical Inc. Baker war die einzige Frau eines ganzen Dorfes, die sich traute, gegen diesen großen Konzern vor Gericht zu ziehen. Diesem steht schließlich eine ganze Armada hoch bezahlter Anwälte zu Verfügung.
Als der Richter das Urteil verkündet, weiß Baker mit ihren beiden Anwälten Mary Grace und Wes Payton nicht, auf was sie sich eingelassen hat. Die Urteilsverkündung schlägt für die Krane Chemical Inc. ein wie eine Bombe. Neben der Summe von zwei Millionen als Entschädigung für Jeannette Baker muss der Chemiekonzern unglaubliche 41 Millionen Dollar Schadensersatz bezahlen. Die ganzen weiteren Schadenssatzklagen, die durch dieses Urteil noch kommen werden, sind dabei noch nicht einmal mit eingerechnet. Folglich stürzen am nächsten Tag die Aktien des Konzerns dermaßen in die Tiefe, dass sie teilweise sogar vom Börsenmarkt genommen werden. Allerdings lässt der Eigentümer der Krane Chemical Inc., Carl Trudeau, diesen Tiefschlag nicht lange auf sich sitzen und geht in Berufung. Diese Berufung soll jedoch zu Gunsten des Chemiekonzerns ausgehen. Um dies zu gewährleisten, ist Trudeau jedes Mittel recht. So kommt es, dass er bei der Wahl zu einem der Richter des Supreme Court, der die Berufung verhandeln soll, einen unbekannten Anwalt finanziell so stark unterstützt, dass er im Fall "Baker vs. Krane Chemical Inc." zugunsten Trudeaus stimmen soll.
Ein Wahlkampf ungeahnten Ausmaßes beginnt, bei dem beide Seiten um ihre Existenz kämpfen, die durch den Prozess fast bankrotte Kanzlei Payton&Payton sowie der Chemieriese. Eine Niederlage könnte gleichermaßen verheerende Folgen haben.
Wer denkt, dass hier ein Justizthriller wie "Der Regenmacher" oder "Die Jury" vorliegt, der hat sich getäuscht. Zwar spielen die ersten Kapitel im Gerichtssaal, anschließend jedoch verlagert sich der Schauplatz auf die Straßen. Der Wahlkampf ist in der Handlung der wichtigste Aspekt und der Leser wird Zeuge, wie Korruption auf schlichte Gerechtigkeit trifft.
Die Beschreibungen der Wahlkampfkampfstrategien sind sehr detailgetreu und bieten dem Leser einen sehr guten Einblick in die heutigen Systeme des Wahlkampfes. Leider bleibt dadurch die Spannung erheblich auf der Strecke. Zwar werden ab und zu Umfrageergebnisse mitgeteilt, die dazu dienen, den Leser noch etwas wach zu halten, doch wirklich spannend wie bei Grishams anderen Thrillern ist "Berufung" leider bei weitem nicht.
Das Ende ist hingegen richtig gut und mit viel Überlegung geschrieben, denn dem Leser wird vor Augen geführt, dass am Schluss jeden, ob reich oder arm, die Gerechtigkeit einholen wird.
Alles in allem ist "Berufung" ein Buch, welches weit hinter den Erwartungen zurückbleibt. Die Fangemeinde wird durch diesen Thriller für das Warten leider nicht belohnt, da Spannung und Action hier allenfalls hauchdünn existieren. "Berufung" ist zwar mit viel Hintergrundwissen geschrieben, aber das gewisse Etwas, das Grishams Bücher sonst auszeichnet, fehlt leider.