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Mit dem "Iconic Turn" in den 1990er Jahren fanden Bilder zunehmend das Interesse der Wissenschaft. War diese Wende zunächst noch auf den Bereich der Kulturwissenschaften beschränkt, so kann seit geraumer Zeit ein allumfassendes wissenschaftliches Interesse am Bild beobachtet werden. Dieser Entwicklung trägt das vorliegende interdisziplinäre Handbuch Rechnung, welches sich in folgende fünf Abschnitte gliedert.
Der erste Teil widmet sich zunächst in aller Kürze den Grundlagen wie dem Bildbegriff oder den "Materialitäten und Praktiken" der Bildproduktion und -wahrnehmung. Ausführlicher geht der Band dann im Folgenden auf die "Methoden und Grundlagen der Bildtheorie" ein, indem ein weites Spektrum zwischen Semiotik und Hermeneutik, Ikonologie und Strukturalismus, Medientheorie, Sprachtheorie und vielen anderen mehr aufgespannt wird. Detailliert wird im Anschließenden auch die Geschichte der Bildmedien dargelegt, welche gerade im 20. Jahrhundert in immer schnellerer Zeit neue Innovationsschübe erfuhren. Stellvertretend seien hier nur kurz so zentrale Entwicklungsstufen wie der Film, das Fernsehen oder die Digitalisierung genannt. Mit dem vierten Kapitel rücken dann verschiedene "Themen – Begriffe – Elemente" in den Mittelpunkt, die keiner weiteren Kategorisierung unterliegen. Es handelt sich vielmehr um zentrale Begriffscluster wie "Projektion – Perspektive – Transformation", welche beim wissenschaftlichen Umgang mit Bildern relevant sein können. Mit dem fünften und letzten Abschnitt stellen dann Wissenschaftler verschiedenster Disziplinen ihren Um- und Zugang zu Bildern vor. Aufgenommen wurden insgesamt sechzehn wissenschaftliche Disziplinen, welche sowohl klassische „Bilddisziplinen“ wie die Kunstgeschichte oder die Bildbewegungsforschung als auch neomoderne Herangehensweisen in der Computerspielforschung, der Mathematik oder den "Studien Visueller Kultur" um nur einige Beispiele zu nennen. Abgerundet wird das Handbuch schlussendlich durch ein Personenregister.
Die Bildforschung mit ihren unterschiedlichen Disziplinen zwischen Philosophie, Kunstwissenschaft, Medien-, Kultur-, und Geschichtswissenschaft gehört derzeit international und besonders im deutschsprachigen Raum zu den dynamischsten und innovativsten wissenschaftlichen Arbeitsfeldern.
Dieses Handbuch ist kein Handbuch, in dem der Leser einfach mal so nachlesen kann. Notwendig ist sicherlich ein entsprechendes Vorwissen oder eine große Motivation, in die schwierige Materie vorzudringen. Denn eines wird schnell klar, wenn man in das Handbuch hineinliest: Die wissenschaftliche Beschäftigung mit Bildern begleitet ein dichter Dschungel an theoretischen Ansätzen und verästelten Begriffen. Dies hat zur Folge, dass das Handbuch sehr anspruchsvoll zu lesen ist. Gleichzeitig erweist es sich jedoch in jedem Fall als hilfreich, dass das Handbuch eine gute interdisziplinär angelegte Systematisierung bereithält, mit dessen Hilfe man sich in diesem wissenschaftlichen Geflecht, das sich rund um das Bild entwickelt hat, zurechtfinden kann. Allerdings hätte dem Handbuch sicherlich ein Glossar oder auch ein Stichwortverzeichnis (das Personenverzeichnis im Anhang kann dies nur bedingt ersetzen) gutgetan, um gezielter begriffliche und wissenschaftliche Problemfelder zu durchdringen.
Der Schwerpunkt des Bandes liegt vor allem im Verständnis für die unterschiedlichen Methoden und Forschungsinteressen, was besonders daran sichtbar wird, dass beispielsweise im zweiten Abschnitt die diversen "Methoden und Grundlagen der Bildtheorie" immer wieder in ihrer Genese dargestellt werden. Überraschenderweise verzichtet das Handbuch dabei weitgehend auf den Abdruck von Bildern. Sicherlich, die ein oder andere Abbildung ist zwar enthalten, doch hätten weitere Bilder sowie ein Aufgreifen dieser Bilder innerhalb des Darstellungstextes sicherlich so manches sicherlich klarer verdeutlicht, als dies in der vorliegenden Fassung der Fall ist. Hinzu kommt, dass die wenigen Abbildungen wie ein entsprechendes Gemälde zur Demonstration der Eye-Tracking-Methode qualitativ zu schlecht sind, um die notwendigen Details auch wirklich zu entnehmen.
FAZIT: Ein äußerst anspruchsvolles Handbuch, das zwar eine Hilfe im theoretischen Umgang mit dem komplexen Medium "Bild" ist. Zugleich hätte die große und sicherlich auch notwendige Theorielastigkeit durch mehr beispielhafte Veranschaulichungen oder auch entsprechende Hilfen wie ein Glossar oder Stichwortverzeichnis verbessert werden können. So bleibt der Band insgesamt hinter vielen anderen Handbüchern aus dem Metzler Verlag zurück.
Weitere Informationen zum Buch sowie ein Blick ins Inhaltsverzeichnis und eine Leseprobe finden sich auf der Webseite des Verlags.