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 Bittere Lügen


Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton
Sie waren eine glückliche Familie, über einige Jahre hinweg jedenfalls - Harry, seine Frau Robin und Söhnchen Dillon. Harry, der Künstler, liebte ihre gemeinsame Wahlheimat Tanger.

Eines Abends ließ er, der eigentlich auf Dillon aufpassen sollte, seinen schlafenden Sohn allein in der Wohnung, und da geschah das Schreckliche: Ein Erdbeben zerstörte das Wohnhaus.
Seit dem unfasslichen Unglück befinden sich die "verwaisten" Eltern, die beide überlebt haben, wieder in Dublin, wo sich Harry mühsam eine neue künstlerische Existenz aufgebaut hat, während Robin als Architektin arbeitet. Ihre Ehe weist tiefe Risse auf. Und dann, fünf Jahre nach der Katastrophe, ist sich Harry eines Tages sicher: Er hat Dillon gesehen, Dillon, dessen Leiche nie gefunden wurde - in Dublin, an der Hand einer fremden Frau.

Wie sollte ein eigentlich vor Jahren bei einem Erdbeben ums Leben gekommenes Kind von Tanger nach Dublin gelangt und vor allem quicklebendig sein? Kein Wunder, dass Robin, die Mutter, ihrem Mann Harry nicht glaubt, dass ihm der kleine Dillon, nun natürlich älter geworden, während einer Demonstration über den Weg gelaufen sei. Doch Harry kann sich mit dem Tod des Kindes nicht abfinden. Dies mag nicht zuletzt an Schuldgefühlen liegen, hätte er doch Dillon beaufsichtigen sollen; stattdessen ist er auf einen Schoppen zu einem Kumpel gegangen, und dann begannen die Häuser zu schwanken und stürzten ein.

"Bittere Lügen" wird überwiegend abwechselnd aus zwei Perspektiven erzählt, jener von Harry und der von Robin. Später kommt noch eine dritte hinzu, die zu einer ebenfalls intensiv involvierten Figur gehört, deren Bedeutung sich jedoch erst mit der Zeit zeigt. Auf diese Weise gelingt eine recht interessante Gegenüberstellung der weiblichen und der männlichen Sichtweise, wozu auch der Wechsel zwischen den Sprechern Anna Thalbach und Roman Knižka beiträgt, die beide exzellente Arbeit leisten in Bezug auf einen kurzweiligen, möglichst mitreißenden Vortrag. Allerdings fällt es dem Hörer nicht leicht, die beiden lieb zu gewinnen – Harry, der verantwortungslose Kiffer und Trinker, der seinen dreijährigen Sohn mit Schlaftabletten ruhigstellt, um in Ruhe mit seinen Freunden einen draufmachen zu können, und die unterkühlte Robin erweisen sich nicht gerade als Sympathieträger.

Auch kann die Vorlage keineswegs mit atemloser Spannung aufwarten – im Gegenteil, über weite Strecken dümpelt die Handlung recht müde vor sich hin und kommt nur zögernd in die Gänge. Der rote Faden verheddert sich auf Nebenschauplätzen, die Geschichte wirkt oftmals künstlich aufgebläht. Schade, denn eigentlich ist die Grundidee gut, und immer wieder kommt es auch zu sehr spannenden Szenen.
Insgesamt also ein wirklich gut gesprochenes, aber von der schriftstellerischen Umsetzung her eher nur "befriedigendes" Hörbuch. Es bietet solide Unterhaltung, jedoch keine ausgesprochenen Thriller-Qualitäten.

Eine Hörprobe bietet die Verlagsseite.
Die sechs CDs werden in einer Multibox geliefert.

Regina Károlyi



CD | CD-Anzahl: 6 | Erschienen: 22. März 2016 | ISBN: 9783839892916 | Laufzeit: 449 Minuten | Originaltitel: The Innocent Sleep | Preis: 19,95 Euro | Sprache: Deutsch

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