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Die niederländische Jüdin Rachel ist 1944 in ihrem von den Nazis besetzten Heimatland auf der Flucht. Ein Fremder bietet ihr und ihrer Familie jedoch an, sie in einer nächtlichen Aktion aus dem Land zu schleusen. Doch die Flucht schlägt fehl, die Juden werden entdeckt und von den Nazis niedergeschossen - alle, bis auf Rachel. Die junge Frau hat nun nichts mehr zu verlieren und entscheidet sich dazu, sich dem niederländischen Widerstand anzuschließen.
Auf einer ihrer Missionen für die Untergrundorganisation lernt sie Hauptsturmführer Müntze kennen, der ihr sofort zugetan ist. Als zwei wichtige Mitglieder des Widerstands von den Nazis gefangen genommen werden, wird beschlossen, Rachels Kontakt auszunutzen und sie im örtlichen Hauptquartier der Deutschen einzuschleusen. Dort macht sie eine schreckliche Entdeckung - offensichtlich war es kein Zufall, dass die Fluchtaktion ihrer Familie von den Nazis entdeckt wurde. Jemand bietet reichen Juden eine Fluchtmöglichkeit an, um sie dann durch die Nazis erschießen zu lassen und zusammen mit ihnen das Geld unter sich aufzuteilen. Doch die Spirale des Verrats zieht noch weit größere Kreise ...
Gerade, als man die Niederlande als Filmnation völlig von der Landkarte tilgen wollte, kommt Starregisseur Paul Verhoeven nach langem Amerikaaufenthalt wieder zurück in seine Heimat und stellt die größte holländische Produktion aller Zeiten auf die Beine. Sechs Jahre nach seinem letzten großen und eher mauen Film, "Hollow Man", meldete er sich wieder mit einem richtig guten Reißer zurück. Und da der mittlerweile 69-jährige Regisseur die Grauen der Besetzung seines Landes noch selbst miterlebte, ist es wohl nicht weit hergeholt, hier von einem seiner persönlichsten Filme zu sprechen.
"Black Book" hat nichts von der Poppigkeit seiner großen Hollywood-Filme wie "Starship Troopers" oder "Total Recall" und ist alles andere als actionorientiert, aber auch kein bierernstes Weltkriegsdrama. Stattdessen handelt es sich bei dem Film um eine Art Hybrid zwischen Weltkriegsdrama und Thriller. In der ersten Hälfte entspricht er dabei noch weitgehend den Erwartungen des deutschen Zuschauers, der Filme über das Dritte Reich nur als ernste, realistische Dramatisierungen geschichtlicher Tatsachen versteht. Doch mit der sich verdichtenden Handlung kommen immer mehr Thriller-Elemente ins Spiel. Verfolgungen, Schießereien, Verrat und so einige Wendungen in der Story machen "Black Book" damit vor allem zu einem waschechten Reißer, der seinen Anspruch auf Glaubwürdigkeit ziemlich dehnt. Aber etwas anderes ist man von Paul Verhoeven ja auch gar nicht gewohnt. Zwar basiert der Film tatsächlich auf Tatsachen, jedoch wird dem biederen deutschen Zuschauer die Behandlung des Themas in Form eines Thrillers sauer aufstoßen, schließlich darf die Nazizeit ja niemals nimmernicht unterhaltsam sein. Das ist natürlich alles Quatsch, selbstverständlich muss es auch erlaubt sein, diese Periode menschlicher Geschichte unterhaltsam aufzubereiten. Verhoeven spricht dabei ja trotzdem einige schockierende Missstände an, nicht nur bei den Nazis, sondern auch bei den Widerstandskämpfern selbst und bei vielen Niederländern in der Zeit nach der Befreiung durch die Alliierten. Wer ist da noch das Monster? Die so vertraute Konstellation böser Nazis und guter Widerstandskämpfer bekommt dabei so einige Grauzonen spendiert, beide Seiten werden mit erfrischender Ambivalenz betrachtet.
Das, und nicht die Einbettung in das Thriller-Genre, ist der eigentliche Verdienst von Verhoevens "Black Book". Denn einmal mehr kann es der Skandal-Regisseur nicht lassen, den Holzhammer auszupacken. Da muss halt, um die Erniedrigung der Hauptfigur auch angemessen darstellen zu können, eben mal ein großer Bottich Scheiße über ihr ausgekippt werden - danke, Paul, wir haben es verstanden! Nein, Subtilität war noch nie Verhoevens Stärke. Dennoch ist sein Film eine der besseren europäischen Produktionen dieses Jahres. Ein mit Sebastian Koch, Carice van Houten, Christian Berkel und Waldemar Kobus sehr gut besetzter und gespielter Film, der gleichzeitig bewegend und - wagt man es zu sagen? - unterhaltsam ist.
Bild und Ton der DVD sind überdurchschnittlich gut, vor allem der Surround-Sound lässt in den paar Szenen, wo er wirklich gebraucht wird, ordentlich seine Muskeln spielen.
Die Extras sind dafür nicht ganz so doll geraten, neben dem Trailer gibt es nur ein paar kurze Interviews mit dem Regisseur und den Darstellern, die noch nicht mal untertitelt sind.