Nach fast zwanzig Jahren kehrt der Polizist Fin Macleod zurück an den Ort, an dem er aufwuchs: die Isle of Lewis, eine schroffe Insel der Äußeren Hebriden vor Schottland. Hier hat sich ein brutaler Mord ereignet, der erschreckende Parallelen zu einem weiteren Mordfall aufweist, in dem Fin gerade in Edinborough ermittelt. Auf der Isle of Lewis erwartet Fin eine böse Überraschung: Das Mordopfer, ein Schlägertyp namens Angel Macritchie, ging früher mit Fin in eine Schulklasse und schikanierte dort nicht nur ihn, sondern nahezu jeden, den Fin kannte. Eine Menge Leute haben demnach ein Motiv für den Mord an Angel und Fin muss tief in die Vergangenheit eintauchen, ehe er dem Täter näherkommt ...

Peter May gehört zu Schottlands bekanntesten Kriminalschriftstellern. Mit "Blackhouse" startet er eine neue Reihe, in deren Mittelpunkt Fin Macleod steht. Faszinierend an diesem Hörbuch ist zunächst weniger der Fall an sich, sondern vielmehr die Umgebung, in der er spielt. Die Hebriden dürften für die meisten deutschen Hörerinnen und Hörer eher unbekannt sein, und May schafft es vorzüglich, vor dem inneren Auge ein lebendiges Bild von Land und Leuten entstehen zu lassen - beide sind zäh, schroff und ziemlich gewöhnungsbedürftig. Nach zwanzig Jahren Abstinenz trifft hier den heimgekehrten Fin die eigene Vergangenheit wie ein Hammerschlag: Seine erste große Liebe Marsaili hat inzwischen seinen ehemals besten Freund Artair geheiratet und nichts scheint mehr zu sein, wie es war.
Zunächst hat man beim Hören den Eindruck, dass Peter May den Mordfall sehr stark zurückstellt, ja fast vernachlässigt, denn er verwendet viel Zeit auf Rückblenden aus Fins Leben. Je mehr man sich dem Ende nähert, umso klarer wird jedoch, dass alles zusammenhängt und eine Bedeutung hat - der Schlüssel zur Lösung des Falls liegt in Fins eigener Vergangenheit, doch das wird dem Polizisten erst klar, als es fast zu spät ist. Das Finale ist dramatisch, traurig und unheimlich packend.

May hat ein gutes Händchen dafür, eine düstere, unbehagliche Atmosphäre zu schaffen. In einer Schlüsselszene des Romans schildert er die alljährliche Schifffahrt der Männer von Lewis zum Sula Sgeir, einem steinigen, einsamen Felsen fünfzig Meilen vor der Isle of Lewis. Hier brüten Jahr für Jahr große Kolonien von Tölpeln. In einer Art Mannbarkeitsritual töten die Männer während des zweiwöchigen Aufenthalts mehrere Tausend der Vogeljungen und bringen sie als Delikatesse zurück nach Lewis. Die hochgefährliche Fahrt zum Sula Sgeir, für den Hörer ein befremdliches und grausames, aber auch düster-packendes Spektakel, findet tatsächlich heute noch statt und ist nicht bloß Mays Fantasie entsprungen. Zugleich ist das felsige Eiland Dreh- und Angelpunkt des Kriminalfalles, dessen wahre Bedeutung für Fins Ermittlungen erst am Ende klar wird.
Vorgetragen wird "Blackhouse" von David Nathan, der - wie immer, man muss es so sagen - eine ausgezeichnete Lesung abliefert. Obwohl man Nathans Stimme ja inzwischen quasi überall und gefühlt in jedem dritten Hörbuch hört, nutzt sie sich erstaunlicherweise nicht ab. Auch "Blackhouse" verleiht David Nathan durch seine eindrucksvolle Lesung eine individuelle, drückende Stimmung, die den Hörer bis zum Ende in ihren Bann schlägt und die ganze Tragik der hier erzählten Geschichte hör- und fühlbar macht.

"Blackhouse" ist ein melancholisch-düsterer Krimi in einer ebensolchen Umgebung. Trotz der eher ruhigen Handlung packend gelesen von David Nathan, hält dieses Hörbuch bis zum Ende einige Überraschungen bereit und ist genau das Richtige für einen stürmisch-kalten Winterabend, solange man sich auf die warme Couch zurückgezogen hat.

Eine Hörprobe gibt es hier auf der Verlags-Website.