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Einen Monat vor Ende der Prohibition ist das organisierte Verbrechen Amerikas in einer Umbruchphase. Die letzten Tage des Alkoholverbots werden genutzt, um letzte große Geschäfte damit zu machen, aber auch für Kämpfe um Macht, Geld und Einfluss.
"Blue Note" erzählt die Geschichte zweier Männer, die in dieser Zeit nach New York kommen. Der eine, Jack Doyle, ehemaliger Profiboxer, will nochmal gegen seinen letzten Gegner kämpfen, um sich zu beweisen, dass er ihn fair besiegen kann. Der andere, RJ, ein junger Jazz-Musiker, will ein Star werden und heuert in einer Bar an. Beide werden zum Spielball konkurrierender Gangsterbosse und geraten in Lebensgefahr ...
Mathieu Mariolles und Mickaël Bourgouins Graphic Novel "Blue Note" führt den Leser in das New York der 1930er Jahre, in eine Welt der Bars, der Boxkämpfe und Jazz-Musik und in eine Welt des organisierten Verbrechens - und das alles in einer dichten und gut visualisierten Atmosphäre.
Zunächst zur Handlung. Eigentlich handelt es sich bei dem 144-seitigen Buch um zwei Comics. Die Geschichte des Boxers und die des Jazz-Musikers werden hintereinander erzählt, doch nur beide zusammen vermitteln dem Leser die Gesamthandlung. Die eine Geschichte ist nicht ohne die andere zu verstehen, dennoch sind beide Handlungen sehr unterschiedlich. Die erste Geschichte erzählt die Rückkehr Jack Doyles nach New York und in den Boxring. Sie vermittelt dem Leser die Brutalität und Härte der vom organisierten Verbrechen beherrschten Welt. Die zweite Story über den jungen und naiven Jazz-Musiker RJ zeigt, wie sehr Ideale und Wünsche in dieser Welt an der Wirklichkeit zerschellen.
Beide Figuren begegnen sich kaum, aber sie sitzen schließlich in derselben Falle und ihr Schicksal ist ohne ihr Wissen miteinander verwoben. Diese Grundidee erzeugt durchaus Spannung, denn der Leser will am Ende der ersten Geschichte wissen, warum sie so ausgeht, wie sie ausgeht und kann es nur durch die Lektüre der zweiten Geschichte erfahren. Gleichzeitig gibt es aber auch einen leichten Spannungsabfall von der ersten zur zweiten Story. Jack Doyle, der die Falle, in die er getappt ist, versteht und danach strebt, aus ihr herauszukommen, ist als Figur deutlich interessanter als der naive junge Musiker, der fast bis zum Schluss kaum eigenständig agiert oder auch nur die Welt um sich herum begreift.
Zeichnerisch ist der Comic auf einem hohen Niveau. Stimmungen werden gut transportiert durch die Farbgebung. So sind Boxringe oder die Barumgebung durch helle Brauntöne geprägt, wenn aber der Jazz erklingt, geht die Farbgebung in ein elegantes Blau über. Auch wenn es schwer ist die Wirkung von Musik in einem Comic wiederzugeben, wird so zumindest ein deutlicher Stimmungswechsel erfolgreich transportiert. Sehr gelungen sind auch die Figuren mit sehr detaillierten Gesichtern, häufig in sehr eleganter Abendkleidung. Die Atmosphäre der Gangsterwelt zur Zeit der Prohibition wird so durch das gesamte Buch hindurch gut aufgebaut.
Insgesamt ist "Blue Note" eine gute Graphic Novel, die zwei Geschichten in einem Buch bietet. Die Handlung ist spannend und die Zeichnungen auf hohem und durchdachten Niveau. Eine klare Empfehlung!
Eine Leseprobe gibt es auf der Verlagswebsite!