Ein Rheinschiffer entdeckt an einem nebligen Morgen in Düsseldorf zwei Leichen. Das Gruselige: Der Mann und die Frau wurden an einem Baum aufgehängt - Selbstmord kann ausgeschlossen werden. Die junge Fotografin Katrin Sandmann, die sich auch gerne als Amateurdetektivin betätigt, bringt schnell in Erfahrung, dass der Ort, an dem die beiden Menschen regelrecht hingerichtet wurden, ein alter Richtplatz ist, wo einst der Galgen stand.
Es bleibt nicht bei diesem spektakulären Doppelmord. Ein scheinbar wahnsinniger Täter tötet weitere Menschen, immer an Orten, an denen laut Stadtgeschichte Verbrecher hingerichtet wurden. Will sich der Täter für etwas rächen und sucht er seine Opfer gezielt aus, oder handelt es sich um einen verrückten Serienkiller? Katrin Sandmann kommt dem Täter schließlich gefährlich nahe und gerät selbst in höchste Gefahr...

"Blutsonne" ist nach "Schattenriss", "Kinderspiel" und "Wintermärchen" der vierte Krimi von Sabine Klewe, der in Düsseldorf spielt und in dem die junge Fotografin Katrin Sandmann im Mittelpunkt steht. Vor allem Düsseldorfer und andere ortskundige Rheinländer werden sich über die Beschreibungen der Stadt freuen. Geschickt hat die Autorin einen düsteren Teil der Stadtgeschichte zum Dreh- und Angelpunkt der Handlung gemacht. Zudem gibt es einige amüsante Seitenhiebe auf die alte Rivalität zwischen Düsseldorf und Köln.
Die Geschichte an sich ist wohltuend schnörkellos erzählt und weiß die meiste Zeit über zu unterhalten. Da nur sehr wenige Verdächtige zur Auswahl stehen, ist das Ende nicht so überraschend, man ahnt eigentlich ziemlich schnell, wer es sein könnte. Das tut zwar der Spannung Abbruch, ist aber allemal besser, als auf den letzten Seiten noch jemandem als Täter aus dem Hut zu zaubern.

Etwas störend ist aber, dass der Zufall in diesem Krimi eine so übergroße Rolle spielt. Katrin Sandmann ist stets am richtigen Ort zur Stelle, sie trifft stets die richtigen Leute, die ihrerseits auch zufällig die richtigen Leute kennen, so dass der jungen Amateurdetektivin ein Hinweis nach dem anderen praktisch in den Schoß fällt. Glaubwürdig ist es nicht gerade, wenn etwa ein kleiner Junge sich nach Tagen noch an das Autokennzeichen eines vorbeifahrenden Fahrzeugs erinnern kann - und zwar komplett, ohne Nachdenken und ohne Fehler.

Insgesamt ist "Blutsonne" ein solider Krimi mit wenigen Überraschungen, der gut unterhält, wenn man ihn in einem Rutsch durchliest. Sprachlich ist das Buch gelungen, die Geschichte hätte aber durchaus noch die eine oder andere Wendung oder Raffinesse und weniger "Faktor Zufall" vertragen können.