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In den letzten Jahren hat sich ein kleines, unscheinbares Tier zum Albtraum deutscher Naturfreunde gemausert. Die Rede ist von der Zecke, einem Spinnentier, das im hohen Gras hockt und sich an einem vorbeigehenden Lebewesen festklammert, um diesem einen unwesentlichen Teil seines Blut abzusaugen. Das erscheint an sich noch relativ harmlos. Gefährlich wird der Zeckenbiss erst durch die Übertragungsgefahr lebensbedrohlicher Krankheiten, wie Hirnhautentzündung oder eben Borreliose. Wolf-Dieter Storl, Ethnobotaniker und Schamane, war selbst einmal Opfer eines Zeckenbisses mit anschließender Borrelioseerkrankung und hat seine Erfahrungen mit der Krankheit und wie in den Medien mit ihr umgegangen wird, in einem Buch niedergeschrieben.
Trotz des Titels "Borreliose natürlich heilen" dreht es sich auf den 364 Seiten nicht nur um die Behandlung der tückischen Krankheit. Auf den ersten richtigen Therapieansatz wird erst nach 100 Seiten eingegangen. Vielmehr strebt Storl nach einer ganzheitlichen Betrachtung des Phänomens "Borreliose". Was ist sie? Woher kommt sie? Warum entwickelt sie sich ausgerechnet in unserer Zeit zur Epidemie? Storl bietet dafür verschiedene Erklärungsansätze, die er interessant aufbereitet darbietet. Natürlich wäre dieses Buch kein "Storl", wenn es nicht die naturnahen Ansätze propagieren und der Schulmedizin mehr als nur Misstrauen entgegenbringen würde.
Die zweite Hälfte des Buches enthält verschiedene naturheilkundliche Methoden zur Behandlung der Borreliose. Einen Großteil davon nimmt jene Therapie ein, die Storl bei sich selbst angewendet hat, um die Krankheit zu besiegen und die Borrelien aus seinem Körper zu tilgen: die Kur mit Karde, einem relativ unbekannten einheimischen Gewächs.
Storl propagiert nicht nur den naturheilkundlichen Ansatz zur Behandlung von Krankheiten, sondern lebt die Natur. Genau darin liegt auch das Problem bei der Lektüre seiner Bücher verborgen. Man darf sich nicht dadurch täuschen lassen, dass Storl ein begnadeter Erzähler ist. In seinen Büchern geht es um grundlegende Lebenseinstellungen. Dies ist ein Grund, warum sie für unkritische Leser denkbar ungeeignet sind. Gerade an "Borreliose natürlich heilen" wird dies deutlich. Storl teilt dem Leser nur seine persönliche Meinung und Einstellung mit, die Rückschlüsse für das eigene Leben muss der Leser selbst ziehen. Dasselbe gilt natürlich für die Frage, ob sich ein an Borreliose Erkrankter lieber der Schulmedizin anvertraut oder einen naturheilkundlichen Weg einschlägt, wobei ihm dieses Buch eine gute Hilfestellung geben mag.
"Borreliose natürlich heilen" ist ein sehr persönliches und intensives Buch für Storl geworden. Das merkt man nicht zuletzt daran, wie umfangreich der Autor das Thema aufgearbeitet und dargestellt hat. Gleichwohl muss - gerade im Hinblick auf so gefährliche Krankheiten wie Borreliose - darauf hingewiesen werden, dass dieses Buch kritische und vor allem mitdenkende Leser erfordert. Für den meinungslosen Konsumenten ist es jedenfalls ungeeignet.