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Volldämon Azzie Elbub ist Feuer und Flamme: Endlich ist er aus der langweiligen Höllengrube raus, wo er ständig nur verstorbene Sünder auf dem Grill wenden und unfähige Hilfsdämonen anmotzen durfte. Und nicht nur das: Er darf den Beitrag der bösen Seite zum Jahrtausendwettbewerb gestalten, eine besondere Ehre. Denn das Jahr 1000 a. D. steht an, und wie bei jeder Jahrtausendwende entscheidet der bessere Beitrag, ob nun Himmel oder Hölle im nächsten Millennium die Geschicke der Menschheit lenken darf. Azzies Plan: Er und sein buckliger Diener Frike sammeln gut erhaltene und noch nicht angeknabberte Körperteile verstorbener Menschen und erschaffen daraus Prinzessin Rosenrot, die in einem Zauberschloss auf einem gläsernen Berg inmitten eines verzauberten Waldes schlummern soll, und den Märchenprinzen, der sich zu ihr durchkämpfen und sie mittels Kuss erwecken soll. Soweit ist die Geschichte bekannt, allerdings sollen sie sich dann nicht ineinander verlieben und heiraten, denn die Köpfe stammen von einem Frauenmörder und seinem Opfer, und die Geschichte soll in einem tragischen Blutbad enden, das die Banalität der Liebe beweisen und die Hölle zum Sieg führen wird.
Azzies Plan hat in der Chefetage der Hölle Anklang gefunden, allerdings machen ihm die dämonische Bürokratie und Unzuverlässigkeit das Leben zur ... äh ... Und Azzie hat noch mit weiteren Schwierigkeiten zu kämpfen, bevor endlich alles bereit ist für die Vollendung seines Plans: Da sind zunächst seine Kreaturen, die erschreckend eigenwillig sind; die Hexe Ylith scheint mal für, mal gegen ihn zu arbeiten, und der Engel Babriel, der Azzie als Beobachter zugeteilt wurde, ist widerwärtig nett und entgegenkommend; und ganz besonders lästig sind auch die Brüder des Mädchens, dessen Kopf auf Prinzessin Rosenrots Hals sitzt, ein gieriger Zwerg, ein unentschlossener Wurm, ein orientalischer Frauenentführer und dieses kleine Mädchen namens Brigitte, das mehr sieht als andere Menschen ...
Die Autoren Zelazny und Sheckley erzählen in diesem Fantasy-Roman eine möglichst absurde Geschichte auf möglichst amüsante Weise. Unbedarft werden hier Märchen, Mythen, Frankenstein sowie biblische und sonstige Jenseits-Szenarien karikiert. Auf liebevolle Weise werden Dämonengelage mit gegrillten Menschenkörperteilen und sonstige Grausamkeiten beschrieben, und es macht Spaß, sich davon berieseln zu lassen. Man kann darüber schmunzeln, dass Azzie von Babriel mehr Unterstützung erhält als von seiner eigenen Höllenbrut, und auch mal ausgiebig lachen, etwa wenn der Märchenprinz im Zauberwald auf Parzival trifft und wenn Ylith den "richtigen" Nordpol aufsucht. Das ganze Buch ist aus skurrilen Situationen, Figuren und Dialogen zusammen gesetzt, die aber teilweise gekünstelt wirken, um auch ja lustig zu sein - eine nette Parallele zu Azzies Kunstgeschöpfen. Und so driftet der oft sarkastische Humor des Öfteren in Albernheiten ab, an die man sich allerdings bald gewöhnt.
Die Geschichte ist nicht sehr elegant erzählt, die Autoren hetzen von einer Szene zur nächsten und lassen öfters mal Beschreibungen aus, so dass man sich den Rest dazu denken muss. Die Figuren sprechen alle irgendwie gleich und sind nicht wirklich tiefgehend ausgearbeitet, manche haben nur einen sternschnuppenartigen Auftritt, der ein wenig unmotiviert wirkt und meistens nur die Skurrilität der Story verstärkt. Und den Zauberwald, den Azzie eigentlich in Transsylvanien hat anlegen lassen, findet der Märchenprinz nördlich von Augsburg. Allerdings, dem Unterhaltungswert des Buches schadet all das keineswegs, und letztlich ist das hier die Hauptsache.
Die übernatürliche Welt, die die Autoren ausgearbeitet haben, ist kreativ und voller Anspielungen - so kommt zum Beispiel ein Dämon im Clownskostüm vor, sozusagen der King aller Anspielungen. Wer über die etwas schludrige und rasante Erzählweise, bei der keinerlei Spannung aufkommt, und gelegentliche Ungereimtheiten hinweg sehen kann, der wird hier teuflisch gut unterhalten. Azzie ist vermutlich der einzige Dämon, für den man jemals Mitleid verspüren wird. Und dass die Bürokratie in der Hölle erfunden wurde, haben wir uns doch alle schon mal irgendwann gedacht.