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Anfang des 19. Jahrhunderts. England dominiert die Meere, doch die Spanier sehen nicht ein, warum sie zurückstecken sollten. In der aufgeheizten Stimmung der napoleonischen Zeit bewährt sich ein junger Mann in einer Schlacht - einer der vielen Armseligen, die im Bauch des Schiffes die kräftezehrende und lebensgefährliche Arbeit an den Geschützen tun. Bruce J. Hawker, so sein Name, ursprünglich einer jener, die von den brutalen Press Gangs in den Dienst gepresst wurden, wird in der Schlacht von Abukir zum Helden und daher zum Kapitänleutnant ernannt.
Nun wird Hawker die HMS Lark befehligen, die einen mit geheimnisumwitterter Ladung versehenen Konvoi mit Ziel Gibraltar schützen soll. Doch die Bewaffnung der Lark ist völlig unzureichend, Hawker kann sich nicht gegen die spanische Übermacht durchsetzen, er gerät in Gefangenschaft, befreit sich mittels eines tollkühnen Coups, fällt in England wegen des Desasters in Bezug auf den Konvoi in Ungnade ... und wird erneut von einer Press Gang eingezogen. Es scheint, als wolle sich eine schreckliche Geschichte mit noch schrecklicherem Ausgang wiederholen.
Sehr jung, erst zwanzig Jahre alt, kann sich Bruce J. Hawker bereits profilieren – in der Schlacht von Abukir fällt Admiral Nelsons Augenmerk auf den bislang unbedeutenden Mann, der zu jenen Vermaledeiten gehört, die, sanktioniert vom König, erzwungenermaßen an den Kanonen ihre Gesundheit ruinieren und ihr Leben aufs Spiel setzen.
Doch mit dem frisch gebackenen Kapitänleutnant wird ein perfides Spiel getrieben. Auf den Aufstieg folgt ein schier bodenloser Fall. Und unvermittelt ist Bruce wieder genau dort, wo die Geschichte ihren Anfang nahm: von einer "Press Gang" rücksichtslos zum Dienst auf einem Kriegsschiff gepresst, das zu allem Überfluss ein unfähiger, beratungsresistenter Trunkenbold befehligt.
Im ersten Teil der Gesamtausgabe zu Bruce J. Hawker finden sich die drei ersten Bände, die ab 1989 erstmals erschienen sind. Hierzu hat William Vance nicht nur die Bilder, sondern auch die Texte beigesteuert. Beide zeugen von der intensiven Sachkenntnis des Künstlers – er hat sich intensiv mit den Kriegsschiffen um 1800 und den Zuständen auf ihnen befasst. Und auch wenn er die ganze Geschichte von Bruces Aufstieg und Fall als solche durchgehend sehr packend darstellt, übertrifft er sich selbst, sobald es darum geht, die unmenschlichen Bedingungen der willkürlich in den Dienst gezwungenen Unglücklichen abzubilden. Verwegene Männergesichter, von übermäßiger Kraftanstrengung, Wut und Verzweiflung gezeichnet, mit markigen Sprüchen, die von Zusammenhalt, aber auch Trostlosigkeit zeugen. Und ein "Powder Monkey" kommt ebenfalls auf einem Panel groß heraus: einer der Jungen, viele weniger als zwölf Jahre alt, die das Pulver zu den Kanonen schleppen müssen. Das eigentlich süße Kindergesicht ist erstarrt zu einer Maske aus physischem Stress und Angst.
Auch die Kolorierung, von Vances Frau Petra vorgenommen (die wohl zudem Pate stand für die Figur einer bildhübschen "Zigeunerin"), überzeugt voll und ganz: Wo Charaktere, Handlung und "Setting" es erfordern, arbeitet sie schon mal mit kräftigen Farben, unterstützt jedoch wunderbar fein nuanciert vor allem die düsteren Szenen unter Deck oder während der Verhöre durch die rachsüchtigen Spanier mit einer üppigen Palette dunkler Töne, ebenso Unwetter-Panels mit einer Fülle an Blau-Grau-Abstufungen, um nur ein paar Beispiele herauszugreifen.
Im hochwertig aufgemachten, angenehm großformatigen Band gibt es einiges an Bonus-Material, dieses umfasst rund vierzig Seiten. So lernt der Leser nicht nur William Vances Biografie und die Entstehungsgeschichte der "Bruce J. Hawker"-Serie kennen – einschließlich etlicher Coverabbildungen von "Tintin" und "Femmes d'Aujourdhui" sowie diverser Seiten aus einem französischsprachigen Original -, sondern er erfährt auch eine Menge über die Kriegsschiffe um 1800, ihre Bewaffnung und die Aufgaben der Mannschaften, einschließlich der erwähnten "Powder Monkeys", darüber hinaus zudem über die Machenschaften der "Press Gangs". Und so weiter. Es handelt sich um eine durchaus umfassende und ergiebige Zusammenstellung.
Starke Arbeit, optimal präsentiert!
Ein Blick ins Buch ist auf der Verlagsseite möglich.