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Eine Unmenge an Büchern, gemütliche Lesesäle und endlos viel Zeit sind ein Traum für jeden Bücherliebhaber. Doch, was geschieht, wenn dieser einen Blick hinter die scheinbar perfekte Idylle wagt und in düstere Ecken, verstaubte Vitrinen und harmlos aussehende Bücher schaut? Ein erschreckender Einblick, der sich ihm offenbart, wenn er gemeinsam mit Eric Steinhauer verschiedene Zeitalter bereist und sich in berühmte Bibliotheken und Papier erzeugende Produktionsstätten begibt.
Eine Leiche im Lesesaal hat wohl kaum jemand bisher gesehen. Und doch gibt es sie - und das gar nicht so selten. So wurde bereits um das Jahr 120 der römische Politiker und Senator Tiberius Iulius Celsus Polemaeanus in einer von seinem Sohn Gaius erbauten Bibliothek zur letzten Ruhe gebettet. Kein Einzelfall, wie die Geschichte beweist. Denn schon im Jahr 117 wurde in Rom die Urne des Kaisers Marcus Ulpius Traianus im Sockel einer Säule beigesetzt, die inmitten der von ihm gestifteten Bibliothek Ulpia steht. Aber auch der mumifizierte Körper der ägyptischen Priestertochter Schepenese ist in der Stiftsbibliothek von St. Gallen zusehen, während der Schädel des Dichters Friedrich Schillers eine Zeit lang in der Großherzoglichen Bibliothek von Weimar seine erste Heimstätte fand.
Interessante Fakten, die aus der Ferne betrachtet noch gut zu verkraften sind. Richtig unangenehm wird es erst, wenn Eric Steinhauer über Büchereinbände aus Menschenhaut, Papier von getrocknetem Kadaver oder von Seuchen in Papiermühlen und fiesen Bakterien und Schimmelpilzen in Büchern aller Art berichtet. Ein lehrreicher Ausflug in die morbide Bücherwelt, der mit Sachverstand, anschaulichen Schilderungen und passendem Humor vollzogen wird und widersprüchliche Gefühle beim Leser erregt.
Fazit:
Wer schon immer etwas mehr über die Gefahren eines Bücher verschlingendes Wesen erfahren wollte und stark genug ist, die Wahrheit zu verkraften, sollte bei diesem Buch unbedingt zugreifen.
Eine Leseprobe - "Blick ins Buch" - sowie weitere Informationen gibt es auf der Verlagsseite.